Im Jahre 1985 schiesst Walter Iselin den FC Aarau zum Cupsieg. An der Seitenlinie steht Ottmar Hitzfeld, der mit dem Provinzklübli und seinem Pressing den Schweizer Fussball revolutioniert. 1988 fährt der halbe Kanton Aargau zum Spiel GC gegen Aarau. Weil alles staut, machen die Aarau-Fans die Autobahn kurzerhand zum grössten Parkplatz der Fussballgeschichte.
1989 spielt der FC Wettingen im Uefa-Cup gegen das grosse Neapel mit Diego Maradona. Zu Hause 0:0, auswärts verliert man nach zwischenzeitlicher Führung mit 1:2. Wegen eines Penaltygeschenks in letzter Minute für Neapel. Spieler wie der ehemalige Nati-Goalie Jörg Stiel oder der schwedische Internationale Dan Corneliusson spielen für Wettingen, dessen umtriebiger Präsident Hubert Stöckli ein Star-Ensemble zusammenstellt. «Automatenkönig» Stöckli investiert sich in den Ruin.
1993 gewinnt Aarau unter Trainer Rolf Fringer im Berner Wankdorf gegen YB mit 4:1. Petar Aleksandrov schiesst vier Tore. Aarau wird frühzeitig Schweizer Meister. Beim Meister-Interview mit dem Aargauer Tagblatt wird Fringer gefragt, welche Gegner er sich in der Champions League, die damals noch Meistercup hiess, wünscht. «Omonia Nikosia und AC Milan», antwortet Fringer. So steht es in der Zeitung. Zwei Wochen später wird in Genf ausgelost. Omonia Nikosia in der Qualifikation und die AC Milan in der ersten Runde heissen die Gegner!
Kanton Aargau einst eine Fussballhochburg
Ja, es gab Zeiten, da war der Aargau eine märchenhaft anmutende Fussballhochburg. Da spielten mit Aarau, Wettingen und Baden auch mal drei Teams in der Super League, die damals noch Nationalliga A hiess. Es gab Zeiten, da spielten in Aarau wunderbare Fussballer wie Wynton Rufer, Roberto Di Matteo, Ciriaco Sforza, Adrian Knup, der holländische Nationalspieler René van der Gijp oder die brasilianische Zaubermaus Ratinho.
Wer all das erlebt hat, den schmerzt das derzeitige Aargauer Fussballelend heftig. Sollte das Stadionprojekt in Aarau nicht gerettet werden, dann gibts keine Zukunft im Profifussball für den FCA. Beim FC Wohlen gehen vielleicht schon im Winter die Lichter aus. Wundersam ist, wie lange sich der Verein aus dem Freiamt in der zweithöchsten Spielklasse halten konnte.
Mittelfristig wird der da kaum eine Zukunft haben. Was sind denn die Gründe für die drohende Aargauer Fussballwüste? In Aarau hängt vieles an der Stadionfrage.
Es fehlt die Bündelung der Kräfte
Grundsätzlich aber bleibt das grösste Problem, dass der Aargau ein heterogener Kanton ist. Es fehlt ein grosses Zentrum, es fehlt die Bündelung der Kräfte. In der Region Baden/Wettingen schielt man nach Zürich, im Fricktal nach Basel, im Freiamt nach Luzern. Der Kantonshauptort Aarau wird in weiten Teilen des fünftgrössten Wirtschaftsraums nicht als Zentrum wahrgenommen. Die Ostschweiz gruppiert sich um den FC St. Gallen, die Innerschweiz um den FC Luzern.
Will man im Kanton Aargau dereinst wieder Super-League-Fussball sehen, dann braucht Aarau dringend ein neues Stadion. Und dann muss die Frage nach einem FC Aargau ernsthaft diskutiert werden!