Vater Bürki erzählt, wie Sohn Roman den Terror erlebte
«Papi, es ist etwas passiert»

«Papi, da ist etwas passiert!» Martin Bürki schildert die Stunden seines Sohnes Roman zwischen Terror und einer nebensächlichen Pleite.
Publiziert: 12.04.2017 um 23:48 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:29 Uhr
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Zusammenhalt: «You’ll Never Walk Alone»: Ein Lied ist im Signal-Iduna-Park das Gebot der Stunde.
Foto: uwe kraft
Michael Schifferle, Martin Arn und Andreas Böni

Die Dortmund-Fans schmettern das Lied, wie sie’s vor jedem Heimspiel tun. «Wenn du durch einen Sturm gehst, halte deinen Kopf oben und fürchte dich nicht vor der Dunkelheit.» – «Geh weiter, mit Hoffnung in deinem Herzen. Und du wirst niemals alleine gehen.»

Im Signal-Iduna-Park erheben sie «You’ll Never Walk Alone» zur Parole des Abends – Spieler, Verantwortliche, Fans von Dortmund und Monaco, Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Hannelore Kraft, die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen.

Nicht mal 24 Stunden ist es her, dass drei Bomben am BVB-Teambus explodierten. Spieler Marc Bartra verletzte sich schwer an Arm und Hand. Die Mitspieler ehren ihn mit einem Trikot. Die Aufschrift: «Mucha Fuerza» – «Viel Kraft».

Die Südtribüne hüllt sich komplett in Schwarz-Gelb, 90 Minuten lang. Auch die Klubhymne der AS Monaco wird gespielt. Solidarität überall!

Schon am Vortag ist es so. Monaco-Fans halten BVB-Schals in die Luft, nachdem sie von der Schreckenstat erfuhren. Die Dortmunder bieten ihnen Schlafplätze an.

Ein Verhalten, das Martin Bürki beeindruckt. «Wie die Fans reagierten, berührt mich sehr.» Der Papa von Nati-Goalie Roman war seinem Sohn in den bedrückenden Stunden ganz nah. Bereits am Dienstag. «Ich war mit einem Kollegen im Stadion. Wir haben etwas gegessen, als mich Roman plötzlich anrief. Er sagte: ‹Papi, da ist etwas passiert.› Roman wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, was genau war. Er sagte nur, es habe einen Knall gegeben, eine Scheibe sei zu Bruch gegangen, und Marc Bartra habe sich an der Hand verletzt.»

Sein erster Gedanke? «Ich dachte an eine Knallpetarde oder dass jemand einen Stein geworfen hätte.» Kurz darauf ist auf den Stadionmonitoren vom Zwischenfall zu lesen. Dass eine Nagelbombe das Leben seines Sohnes und der anderen Dortmunder Spieler gefährdet hatte – das erfährt er erst später.

2:3 nach grossem Kampf

Bürki senior fährt dann in die Wohnung seines Sohnes. Roman ist bereits da – er wirkt ­gefasst. Papa Martin: «Die Verletzung von Bartra hat ihn aber sehr beschäftigt.» Die Bürkis ­beschliessen den Tag mit einem Spaziergang am nahen See.

Roman meldet sich auch bei Bruder Marco (23). Der Thun-Profi sagt: «Ich bin immer noch schockiert. Aber es war sicher gut für Roman und unseren ­Vater, dass sie zusammen übernachten konnten.»

Am Mittwoch stellt BVB-Trainer Thomas Tuchel den Spielern frei, ob sie spielen wollen. «Jeder hat das Recht, ein mulmiges Gefühl zu haben.» Auch Papa Bürki sagt. «Der Anschlag hat die Spieler sicher beschäftigt vor dem Spiel.» Er selbst verspürt nie Angst «Ich fühlte mich sicher.»

Monaco kommt mit der Lage besser klar, der BVB opfert sich auf, verliert aber 2:3.

«Bild» schreibt später: «Ihr seid trotzdem Helden!»

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