Tiefer geht nicht. In der 5. Liga kickt nur noch Not gegen Elend. Hier gehts eher um die Geselligkeit als um das nächste Tor. Hier, in der Gruppe 5 der Zürcher 5. Liga spielt Real Madrid. Der glamouröseste Klub der Welt in der tiefsten Schweizer Fussballprovinz?
Ja – aus dem FC Trinacria aus Schlieren ZH wird diesen Winter Real Madrid. Real Madrid Zürich.
Dahinter steckt ein Projekt der beiden Geschäftspartner Ali Yurdakul und Babrak Rahimi. «Wir hätten bei Klubs in höheren Ligen als Sponsor einsteigen können. Aber wir wollen etwas Eigenes von A bis Z aufbauen», sagt Yurdakul, der Präsident. «Mit einem grossen Namen klein anfangen», ergänzt Rahimi, der CEO des Klubs.
Ganz unten anfangen heisst: Mit nur 8 Punkten auf Rang 6 von 8 Teams, der Aufstieg ist in der Rückrunde auch mit einer Siegesserie nicht mehr zu erreichen.
Neuer Trainer ist Nicola Ramaglia, ein Mann mit 2.-Liga-Erfahrung. Er startet mit 20 neuen Spielern mit Erfahrung aus höheren Ligen. Als Cristiano Ronaldo von Schlieren muss vorerst Kevin Zuber (24) herhalten.
Der Bruder des Hoffenheim-Profis amtet auch als Sportchef. Rahimi sagt: «Kevin und viele andere haben sich bei uns gemeldet. Wir wurden mit Anfragen bombardiert. Der Name Real Madrid weckt Emotionen, gerade bei den Jungen.»
Die 5.-Liga-Königlichen wollen mehr sein als ein Immigrantenverein wie die baldigen Gegner AC Palermo oder FC Galatasaray. Die Internet-Domain «realmadrid.ch» wurde eingekauft, ein Webshop mit Fanartikeln ist geplant. Die Ausrüstung der Spieler ist vom Feinsten.
Yurdakul und Rahimi stecken im ersten Jahr rund 100 000 Franken aus ihrer Firma Helvetia Transporte in das Provinz-Real. Die Spieler müssen keinen Jahresbeitrag zahlen, erhalten aber keinen Lohn fürs Kicken. Verteidiger Sirwan Mohammadi kommt aus Deutschland und bekommt in der Transportfirma einen Job.
Eine Art von Quersubventionierung, die früher bis hoch in die Nationalliga A gang und gäbe war. Ein Vergleich mit United Zürich – einst mit dem PR-Slogan «Schweizer Meister 2018» unterwegs – liegt bei Real Madrid Zürich nahe. Yurdakul sagt aber: «Wir sind anders. Wir bezahlen den Spielern kein Geld. Mittelfristig wollen wir in die regionale 2. Liga und eine Juniorenabteilung aufbauen.»