Im Mai 2009 führt Kofi Nimeley an der U17-EM die Schweiz als Captain zu einem 3:1 gegen Italien mit dem heutigen Roma-Stürmer El Shaarawy. Zu einem 1:1 gegen Spanien um Real-Star Isco.
Fünf Monate später wird Nimeley mit seiner Truppe sensationell U17-Weltmeister. In Nigeria ist er Vize-Captain, kommt zu Teileinsätzen. Was wie eine Degradierung tönt, ist eigentlich ein Ritterschlag. «Ich war verletzt, litt an einer mühsamen Muskelverhärtung. Dass mich Herr Rhyser überhaupt nach Nigeria mitnahm, hiess schon was.» Nimeley ist in der U17 Meinungsmacher, Motivator, Gute-Laune-Bär, irgendwie alles in einem. Er spürt die Strömungen in einer Mannschaft mit den verschiedensten Sprachen und Mentalitäten.
Seine neue Rolle nimmt er ohne Murren an. «Das Team ist immer grösser als jeder einzelne Spieler», sagt er. Nimeley träumt wie seine Teamkollegen Granit Xhaka, Ricardo Rodriguez und Haris Seferovic von den grossen Klubs wie seinem Lieblingsverein Chelsea. «Jeder von uns Weltmeistern träumte von einer Weltkarriere», sagt er, mittlerweile 26. Er sitzt vor dem Laptop, hellblaues Hemd, Anzug, polierte Schuhe. «Fussball spiele ich nur noch an Weihnachten mit meiner Familie und Nachbarn in Ghana», sagt er und lacht.
«Ich hätte es drauf gehabt»
Im Sommer 2013 glaubt er noch an seinen grossen Traum, auch als der den Sprung von der U21 in die erste Mannschaft von Basel nicht schafft. Er wechselt zu Locarno, hofft auf den berühmten Schritt zurück, bevor es zwei nach vorne geht. Doch nach zwei durchzogenen Jahren im Tessin wechselt er zurück nach Basel, zu den Black Stars. Zu viele Verletzungen. Zu viele falsche Ratschläge. Zu viele falsche Entscheidungen. Er arbeitet in einem Call-Center, da er in der 1. Liga nicht mehr vom Fussball leben kann. Nimeley meint: «Ich hätte es drauf gehabt. Ich wäre gut genug gewesen für hundert Spiele im Joggeli und mehr...»
Im Sommer 2016, just in dem Moment, in welchem sein dicker FCB-Kumpel Xhaka bei Arsenal einen Millionenvertrag unterschreibt, beendet Nimeley in der 1. Liga seine Karriere. «Ich hatte genug», sagt er, «der Fussball ist mir verleidet.» Während Wochen trägt er schwer an seinem Entscheid, «jeder hat es gemieden, mich auf Fussball anzusprechen.»
Vor neun Jahren führte er die Schweiz zum ersten und bisher einzigen Weltmeistertitel – heute führt er mit Erfolg über 20 Leute als Teamleiter des Call-Centers einer grossen Immobilienfirma. Mit Xhaka ist er noch immer befreundet. «Ich mag ihm den Erfolg von Herzen gönnen. Mein Weg führte mich woanders hin.»