150 Jahre Fussball-Schiris
Happy Birthday, liebe Schiedsrichter

Happy Birthday, liebe Fussball-Schiedsrichter. Seit ihrer Einführung vor 150 Jahren hat sich vieles verändert, eines aber ist geblieben: Schiris polarisieren. Wir blicken zurück auf besondere Exemplare.
Publiziert: 03.01.2023 um 09:03 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2023 um 11:14 Uhr
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Seit 2002 kein Freund mehr der Italiener: Schiedsrichter Byron Moreno.
Foto: Keystone
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Daniel LeuStv. Sportchef

Byron Moreno: Der Drogenschmuggler

18. Juni 2002 im südkoreanischen Daejeon, WM-Achtelfinal zwischen dem Gastgeber und Italien. Schon in den regulären 90 Minuten fällt der ecuadorianische Schiedsrichter Byron Moreno mit eigentümlichen Entscheidungen auf, meist zugunsten des Heimteams. Doch in der Verlängerung setzt er noch einen drauf. Erst stellt er Francesco Totti wegen einer angeblichen Schwalbe mit Gelb-Rot vom Platz, und dann aberkennt er das vermeintliche Siegestor der Italiener wegen einer nicht vorhandenen Abseitsposition.

Es kommt, was kommen muss. Südkorea gewinnt 2:1, und ganz Italien hat eine neue Hassfigur: Byron Moreno.

Ein Jahr später tritt er zurück. Auch weil er in seiner Heimat immer mal wieder durch – sagen wir es mal gnädig – unorthodoxe Schiedsrichter-Entscheidungen aufgefallen war.

Im September 2010 sieht Moreno selber glatt Rot. Am JFK-Flughafen in New York wird er beim Versuch, sechs Kilogramm Heroin in die USA zu schmuggeln, festgenommen. Er wird später zu einer Gefängnisstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. Die Schadenfreude in Italien, sie ist riesig.

Meilensteine aus 150 Jahren

1873: Zehn Jahre nach den ersten Fussballregeln wird der Schiedsrichter offiziell eingeführt. In den ersten Jahren sitzt er noch als Funktionär am Spielfeldrand.

1891: Einführung der Linienrichter. 105 Jahre später werden sie in «Schiedsrichter-Assistenten» umbenannt.

1970: An der WM kommen erstmals die Gelben und Roten Karten zum Einsatz – der Engländer Ken Aston hatte an einer Verkehrsampel die Idee. Der erste Spieler, der eine Gelbe erhält, ist der Sowjetrusse Jewgeni Lowtschew.

1993: Jahrzehntelang war der Fall klar: Der Schiedsrichter trägt Schwarz. Dies ändert sich erst Anfang der 90er-Jahre.

2012: Einführung des Freistoss-Sprays. Seinen ersten grossen Auftritt hat er später an der WM 2014 in Brasilien.

2016: Die Einführung des Video Assistant Referee (VAR) ist ein Meilenstein. In der Super League kommt er seit 2019 zum Einsatz.

1873: Zehn Jahre nach den ersten Fussballregeln wird der Schiedsrichter offiziell eingeführt. In den ersten Jahren sitzt er noch als Funktionär am Spielfeldrand.

1891: Einführung der Linienrichter. 105 Jahre später werden sie in «Schiedsrichter-Assistenten» umbenannt.

1970: An der WM kommen erstmals die Gelben und Roten Karten zum Einsatz – der Engländer Ken Aston hatte an einer Verkehrsampel die Idee. Der erste Spieler, der eine Gelbe erhält, ist der Sowjetrusse Jewgeni Lowtschew.

1993: Jahrzehntelang war der Fall klar: Der Schiedsrichter trägt Schwarz. Dies ändert sich erst Anfang der 90er-Jahre.

2012: Einführung des Freistoss-Sprays. Seinen ersten grossen Auftritt hat er später an der WM 2014 in Brasilien.

2016: Die Einführung des Video Assistant Referee (VAR) ist ein Meilenstein. In der Super League kommt er seit 2019 zum Einsatz.

Wolf-Dieter Ahlenfelder: Der Betrunkene

Ja, es stimmt eben doch, der Fussball schreibt die besten Geschichten. So zum Beispiel am 8. November 1975. Bundesliga-Spiel zwischen Werder Bremen und Hannover 96. Der Schiedsrichter damals: Wolf-Dieter Ahlenfelder.

Weil er sich vor dem Spiel zum Mittagessen (Gans mit Rotkohl und Klössen) gemäss eigenen Aussagen ein Bier und einen Schnaps gönnte, läuft er an jenem Tag betrunken auf. Mit verheerenden Folgen. Bereits nach 32 Minuten pfeift er zur Halbzeitpause. Die Bremer können ihn zwar noch davon überzeugen, dass eine Halbzeit im Fussball nunmal mindestens 45 Minuten dauert, doch nach 44 Minuten ist endgültig Pause.

Ahlenfelder war sonst vor allem für seine Sprüche bekannt. Als ihm der legendäre Paul Breitner mal sagte, «Du pfeifst wie ein Arsch», konterte der Schiri: «Und du spielst wie ein Arsch.»

2014 stirbt er im Alter von 70 Jahren, doch der Name Ahlenfelder, er lebt weiter. Seit 2021 gibt es in Bremen das Burger-Restaurant «Ahlenfelder». Eine ihrer Spezialitäten? Eine grosse Auswahl an Bieren.

Dougie Smith: Der Humorlose

Humor ist bekanntlich Geschmacksache. Dass Schiedsrichter Dougie Smith und Fussballer Paul Gascoigne nicht den gleichen Sinn für Humor haben, zeigt sich 30. Dezember 1995 eindrücklich.

Damals fällt dem Schiri im Spiel zwischen den Glasgow Rangers und Hibernian die Gelbe Karte auf den Boden. Und was tut «Gazza»? Er hebt sie – wie es sich für einen anständigen Jungen gehört – auf, läuft gemütlich zum Referee und «verwarnt» ihn.

Gascoigne und die Zuschauer lachen dabei herzlich. Nicht aber Smith. Der nimmt die Gelbe mürrisch in Empfang und steckt sie in die Hosentasche, um sie gleich wieder rauszuziehen und Gascoigne zu verwarnen. Ganz schön humorlos, Mister Smith!

Sprüche über Schiedsrichter

«Die Spieler gewinnen das Spiel, der Schiedsrichter verdirbt das Spiel, und der Trainer verliert das Spiel – so ist Fussball.»
Ernst Middendorp, deutscher Trainer

«Ich war mit der Entscheidung des Schiedsrichters nicht einverstanden. Da habe ich ihn einfach einen Mixer mit W genannt. Ich glaube, das war ziemlich dumm.»
Erik Meijer, holländischer Ex-Fussballer

«Das Problem von Schiedsrichtern ist, dass sie die Regeln kennen, aber nicht das Spiel.»
Bill Shankly, schottische Liverpool-Trainerlegende

«Schiedsrichter werden kommt für mich nicht in Frage. Eher etwas, das mit Fussball zu tun hat.»
Lothar Matthäus, deutsche Fussballlegende

«Zur Schiedsrichter-Leistung will ich gar nichts sagen. Aber das war eine Frechheit, was da gepfiffen wurde.»
Stefan Reuter, deutscher Ex-Fussballer

«Die Spieler gewinnen das Spiel, der Schiedsrichter verdirbt das Spiel, und der Trainer verliert das Spiel – so ist Fussball.»
Ernst Middendorp, deutscher Trainer

«Ich war mit der Entscheidung des Schiedsrichters nicht einverstanden. Da habe ich ihn einfach einen Mixer mit W genannt. Ich glaube, das war ziemlich dumm.»
Erik Meijer, holländischer Ex-Fussballer

«Das Problem von Schiedsrichtern ist, dass sie die Regeln kennen, aber nicht das Spiel.»
Bill Shankly, schottische Liverpool-Trainerlegende

«Schiedsrichter werden kommt für mich nicht in Frage. Eher etwas, das mit Fussball zu tun hat.»
Lothar Matthäus, deutsche Fussballlegende

«Zur Schiedsrichter-Leistung will ich gar nichts sagen. Aber das war eine Frechheit, was da gepfiffen wurde.»
Stefan Reuter, deutscher Ex-Fussballer

Sergej Schmolik: Der Youtube-Star

Der Belarusse war ein anerkannter Schiedsrichter und leitete auch europäische Spiele. Doch dann kam dieser verflixte 5. Juli 2008, Liga-Spiel zwischen Wizebsk und Naftan Nawapolazk.

Wir wissen nicht warum, aber wir wissen, dass Schmolik an jenem Tag betrunken auflief. Warum wir das wissen? Weil wir zu der einen Million Menschen gehören, die sich bis heute auf Youtube das Video davon angeschaut haben.

Torkelnd läuft er damals über den Platz, den Oberkörper nach hinten hängend. Als die Zuschauer zu johlen anfangen, lässt er sich feiern und winkt lässig ins Publikum.

Die heimischen Medien sprechen anschliessend von 2,6 Promille. Was bestätigt ist: Es war das letzte Spiel, das er pfiff. Schade eigentlich …

Thomas Metzen: Der Beidhändige

Wer als Fussballer beidfüssig ist, der hat einen Vorteil. Wer als Schiedsrichter beidhändig ist, offenbar auch. Im Herbst 2008 schlägt seine grosse Stunde.

Beim Spiel zwischen Mainz und St. Pauli verwarnt Metzen die Spieler Florian Bruns und Miroslav Karhan. Das Aussergewöhnliche daran: Er tut es zeitgleich, denn Metzen zieht zwei Gelbe Karten parallel und zeigt sie mit je einer Hand je einem Spieler.

Die Presse findet die Aktion toll und nennt ihn fortan «Eifel-Django». Der Fussballverband DFB aber findet es weniger toll und moniert, dass er sich durch eine solche Tat zu sehr in den Mittelpunkt gestellt hätte. Die Folge davon: Es dauert über ein Jahr, bis Metzen wieder ein Spiel der 2. Bundesliga pfeifen darf.

Massimo Busacca: Der Stinkefinger

Zeigt ein Fussballer dem Gegner, den Fans oder dem Schiedsrichter den Stinkefinger, ist der Fall klar: Rot! Platzverweis! Doch was, wenn der Schiri seinen Mittelfinger ausfährt?

Diese Frage muss sich der SFV im September 2009 stellen. Im Cup-Spiel zwischen Baden und YB wird Busacca von den Berner Fans mit Schmährufen eingedeckt. Irgendwann wird es dem Tessiner offenbar zu viel, und er macht den Effenberg.

Einen Tag später zeigt Busacca Reue und sagt: «Meine Reaktion war nicht richtig. Ich habe eine Vorbildfunktion. Gerade deshalb bedauere ich die Reaktion sehr.» Gleichzeitig moniert er aber: «Es war ein Signal. Ich wollte damit sagen: So geht es nicht mehr weiter. Wir Schiedsrichter lassen uns nicht alles gefallen.»

Doch zuerst einmal musste Busacca, nachdem er in Baden baden ging, pausieren: Drei Spielsperren. Bis heute einmalig im Schweizer Fussball.

Drei plumpe Schiri-Witze

1. Fragt ein Zuschauer den Schiedsrichter nach Spielschluss: «Haben Sie drei Sekunden Zeit?» Dieser nickt. «Dann erzählen Sie mir alles, was Sie über Fussball wissen.»

2. Der Fussballer fragt den Schiedsrichter: «Wie heisst denn Ihr Hund?» Dieser antwortet: «Ich habe gar keinen Hund!» Der Fussballer: «Oh, das tut mir aber leid. Blind – und keinen Hund.»

3. Sagt der Trainer nach Schlusspfiff zum Schiedsrichter: «Schönes Spiel heute. Schade, dass Sie es nicht gesehen haben.»

1. Fragt ein Zuschauer den Schiedsrichter nach Spielschluss: «Haben Sie drei Sekunden Zeit?» Dieser nickt. «Dann erzählen Sie mir alles, was Sie über Fussball wissen.»

2. Der Fussballer fragt den Schiedsrichter: «Wie heisst denn Ihr Hund?» Dieser antwortet: «Ich habe gar keinen Hund!» Der Fussballer: «Oh, das tut mir aber leid. Blind – und keinen Hund.»

3. Sagt der Trainer nach Schlusspfiff zum Schiedsrichter: «Schönes Spiel heute. Schade, dass Sie es nicht gesehen haben.»

Michel Vautrot: Der Vergessliche

Dass die Floskel «Ein Spiel dauert 90 Minuten» nicht mehr gilt, ist spätestens seit der Wüsten-WM bekannt. Dass aber auch eine Verlängerung deutlich länger als zweimal 15 Minuten dauern kann, haben wir nicht Katar zu verdanken, sondern ihm. Die Rede ist von Michel Vautrot, einem ehemaligen französischen Schiedsrichter der Extraklasse. «Ich habe keine Erklärung dafür, warum mir das passiert ist», sagte er kürzlich in einem Interview.

Mit «das» meint er den WM-Halbfinal 1990 zwischen Gastgeber Italien und Argentinien. Während der Verlängerung lässt er in einer Halbzeit gleich acht Minuten nachspielen. Warum er dies an jenem Tag tut? Weil er schlicht vergessen hat, auf die Uhr zu schauen.

Doch wie konnte es so weit kommen, Herr Vautrot? «Ich bin eigentlich ein Meister der Zeit. Aber damals habe ich die Zeit vergessen. Ich danke dem himmlischen Schiedsrichter bis heute, dass in der Zeit kein Tor gefallen ist.»

Das verdient ein Schiedsrichter-Trio in der Schweiz

Super/Challenge League: Seit 2017 erhalten gewisse Schiedsrichter ein Fixum von mehreren 10'000 Franken pro Jahr. Hinzu kommt eine Entschädigung pro Spiel.

Promotion League: 1100 Franken.

1. Liga: 900 Franken.

2. Liga inter: 660 Franken.

2. Liga regional: 360–450 Franken (je nach Distanz bei der Anreise).

Women’s Super League: 400–490 Franken (je nach Distanz bei der Anreise).

Super/Challenge League: Seit 2017 erhalten gewisse Schiedsrichter ein Fixum von mehreren 10'000 Franken pro Jahr. Hinzu kommt eine Entschädigung pro Spiel.

Promotion League: 1100 Franken.

1. Liga: 900 Franken.

2. Liga inter: 660 Franken.

2. Liga regional: 360–450 Franken (je nach Distanz bei der Anreise).

Women’s Super League: 400–490 Franken (je nach Distanz bei der Anreise).


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