«Wir dachten, mit Liebe geht das.» Diesen Satz sagt Teresa Enke am 11. November 2009 in die Mikrofone auf einer Pressekonferenz. Es sollte ein Satz sein, der sich in das Gedächtnis eines so manchen Fussball-Fans eingebrannt hat. Nicht einmal 24 Stunden zuvor hat sich ihr Mann, der deutsche Nationaltorhüter und Hannover-Goalie Robert, an einem Bahnübergang nahe seines Wohnorts in Niedersachsen das Leben genommen. Zu Teresa sagt er, er habe heute zweimal Training, als er das Haus verlässt. Eine Lüge.
Der Ball rollt für einmal nicht. Der Suizid der beliebten Nummer 1 versetzt nicht nur Fussball-Deutschland in eine Schockstarre. Zwei Tage vorher steht Enke noch auf dem Platz – sein Hannover spielt zu Hause 2:2 gegen den HSV. Nach der Partie stellt sich der 32-Jährige wie gewohnt den Fragen der Journalisten. Er spricht von einer «Leistung, die zufrieden macht», von einem «gerechten Unentschieden». Er lächelt, als er sich verabschiedet. «Es ist alles gesagt.»
Die letzten Worte, die Enke in der Öffentlichkeit von sich gibt. Zwei Tage darauf setzt er seinem Leben ein Ende. Weil er krank war. Seit 2003 begab sich Enke wegen Depressionen mehrfach in psychiatrische Behandlung. Er findet dank Therapien immer wieder aus der Leere heraus. Bis zum 10. November 2009.
Stationäre Behandlung war schon geplant
Die Anteilnahme in der Öffentlichkeit ist riesig. Am 15. November findet eine grosse Trauerfeier in der AWD-Arena von Hannover statt. 40'000 Menschen finden sich ein, um von Enke Abschied zu nehmen. Sein Sarg wird im Mittelkreis aufgebahrt – umgeben von weissen Blumen und Kränzen aller Bundesliga-Vereine. Das aktuelle Wochenende der Bundesliga steht ganz im Zeichen des Gedenkens an den Goalie. Beim Hannover-Spiel in Heidenheim (heute 13.30 Uhr) wird die «Schweigeminute» laut. Es ist der ausdrückliche Wunsch des Klubs, dass Beifall geklatscht wird.
An die Öffentlichkeit geht Enke nie. Zum Zeitpunkt seines Suizids ist bereits eine stationäre Behandlung geplant gewesen, die möglicherweise lebensrettend gewesen wäre. Sein Manager und Freund Jörg Neblung will dem Verein alles mitteilen, das Versteckspiel soll beendet werden. Aber Enke will plötzlich nicht mehr. Seine Frau Teresa sagte: «Hätte er die Therapie gemacht, wäre er vielleicht wieder zurückgekommen. Als glücklicher und fröhlicher Mensch. Denn das war er auch.»
«Wir haben über Suizid gesprochen»
Nur seine Frau und engsten Freunde wissen Bescheid. Zu ihr sagte er mal: «Wenn du nur eine Minute in meinem Kopf wärst, würdest du sehen, wie furchtbar es ist.» Sie sagt in einem Interview mit der «Bild»: «Wir haben auch über Selbstmord gesprochen, über die Leere und Schwere in seinem Kopf. Robbi dachte, sein Suizid würde nicht so viele Wellen schlagen wie das Bekenntnis zur Krankheit.» Enke glaubte, seine Krankheit verstecken zu müssen, sonst würde er alles verlieren: seinen Beruf, seine Position als Deutschlands Nummer 1.
Das Bekenntnis zur Krankheit ist ein allgegenwärtiges Thema bei Depression-Erkrankten. Nicht selten haben Depressive eine verschobene Wahrnehmung zu ihrem Leiden. Das sollte geändert werden. Der DFB, Hannover 96 und die Liga gründen die Robert-Enke-Stiftung zur Förderung von Massnahmen und Einrichtungen, die der Aufklärung über die Krankheit Depression dienen sollen. Teresa Enke übernimmt den Vorsitz.
Es hat sich einiges getan
Wäre das Thema damals schon gesellschaftlich akzeptierter gewesen, hätte es ihrem Mann die Angst genommen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, ist die Witwe überzeugt. «Es wäre schön gewesen, wenn es damals schon dieses Verständnis gegeben hätte», sagt sie gegenüber dem «NDR».
Es habe sich aber einiges getan, sagt sie der «Bild»: «Die Akzeptanz und die Netzwerke sind weit vorangeschritten. Die Trainer wissen, wo sie sich hinwenden können. In Leistungszentren ist es Pflicht, dass ein Psychologe für die Jugendlichen da ist. Und in der Bundesliga gibt es depressive Spieler, denen geholfen werden konnte, ohne dass es öffentlich wurde.»
Es muss auch nicht öffentlich gemacht werden. Aber die psychiatrische oder psychologische Unterstützung ist da, wenn sie gebraucht wird. Nicht, dass irgendwann wieder irgendjemand wie Teresa Enke vor 10 Jahren diesen Satz sagen muss: «Wir dachten, mit Liebe geht das.»
In Jena, damals noch DDR, wird Robert Enke geboren. Von Carl Zeiss Jena geht er zu Mönchengladbach, wo er von Benfica-Trainer Jupp Heynckes entdeckt wird und nach Portugal geholt wird. Zu Beginn seiner drei Jahre in Lissabon hat er seine erste Angstattacke, flieht zuerst wieder für Monate nach Deutschland, wird dann aber als Stammgoalie, Publikumsliebling und Captain doch noch glücklich. 2002 gehts weiter zum grossen FC Barcelona, ist froh, dass der Wechsel klappt. Louis van Gaal setzt aber nicht auf den Deutschen, er wird an Fenerbahce Istanbul und Teneriffa verliehen. 2004 wechselt Enke zurück nach Deutschland, steht fortan im Hannover-Tor, wird Leistungsträger und Captain. Ab Sommer 2009 sollte er als Nummer 1 im DFB-Tor stehen. Er macht 8 Länderspiele.
Im Jahr 2000 heiratet Robert Enke seine Freundin Teresa. Das Paar wird 2004 Eltern von Tochter Lara. Aufgrund eines angeborenen Herzfehlers stirbt Lara im Alter von zwei Jahren. Im Mai 2009 adoptiert das Paar die zwei Monate alte Leila. Ein halbes Jahr später nimmt sich «Robbi», wie er von Teresa immer genannt wird, das Leben.
In Jena, damals noch DDR, wird Robert Enke geboren. Von Carl Zeiss Jena geht er zu Mönchengladbach, wo er von Benfica-Trainer Jupp Heynckes entdeckt wird und nach Portugal geholt wird. Zu Beginn seiner drei Jahre in Lissabon hat er seine erste Angstattacke, flieht zuerst wieder für Monate nach Deutschland, wird dann aber als Stammgoalie, Publikumsliebling und Captain doch noch glücklich. 2002 gehts weiter zum grossen FC Barcelona, ist froh, dass der Wechsel klappt. Louis van Gaal setzt aber nicht auf den Deutschen, er wird an Fenerbahce Istanbul und Teneriffa verliehen. 2004 wechselt Enke zurück nach Deutschland, steht fortan im Hannover-Tor, wird Leistungsträger und Captain. Ab Sommer 2009 sollte er als Nummer 1 im DFB-Tor stehen. Er macht 8 Länderspiele.
Im Jahr 2000 heiratet Robert Enke seine Freundin Teresa. Das Paar wird 2004 Eltern von Tochter Lara. Aufgrund eines angeborenen Herzfehlers stirbt Lara im Alter von zwei Jahren. Im Mai 2009 adoptiert das Paar die zwei Monate alte Leila. Ein halbes Jahr später nimmt sich «Robbi», wie er von Teresa immer genannt wird, das Leben.
Neurologen und Psychologen definieren die Depression als Stoffwechselkrankheit des Gehirns. Bestimmte biochemische Funktionsabläufe werden dabei verändert. Es wäre also falsch, die Depression nur als seelisches Leiden oder Charakterschwäche abzustrafen. Es handelt sich vielmehr um eine Fehlfunktion des Körpers. Depressions-Erkrankte erleben ihr Leiden sehr häufig in Phasen. Dazwischen gelten sie als gesund und vollumfänglich leistungsbereit.
Neurologen und Psychologen definieren die Depression als Stoffwechselkrankheit des Gehirns. Bestimmte biochemische Funktionsabläufe werden dabei verändert. Es wäre also falsch, die Depression nur als seelisches Leiden oder Charakterschwäche abzustrafen. Es handelt sich vielmehr um eine Fehlfunktion des Körpers. Depressions-Erkrankte erleben ihr Leiden sehr häufig in Phasen. Dazwischen gelten sie als gesund und vollumfänglich leistungsbereit.
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
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- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
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Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net