Eine Reaktion wolle er sehen, hat Vladimir Petkovic am Vortag des Spiels gesagt. Die peinliche 0:1-Vorstellung von Dublin soll vergessen gemacht werden. «Ich will 90 Minuten Wut sehen.» Und Haris Seferovic, der gebürtige Bosnier, gibt vor dem Spiel gegen seine Landsleute zu: «In Dublin haben wir verschlafen.»
Und gestern? Gute Nacht, Schweiz! Und das um 20.30 Uhr, zu einer Zeit, in der man höchstens Kleinkinder schon zu Bett schickt. Das Corner-Verhältnis nach 4:15 Minuten? 0:5! In Worten: null zu fünf.
Zuvor musste Goalie Sommer schon einmal gegen Bosniens Captain Dzeko abwehren. Nach vier Minuten herrscht ein heilloses Durcheinander im Schweizer Strafraum. Dusel für Petkovics Leute.
Und nach 14 Minuten passiert, was fast geschehen muss. Innenverteidiger Senderos leistet sich im Mittelfeld einen saudummen Fehlpass, die Bosnier schalten schnell. Und Senderos’ Abwehrkollege Schär lädt Dzeko zum Torschuss ein. Statt den Stürmer der AS Roma zu attackieren, macht Schär einen Schritt zur Seite. Dzeko hat plötzlich freie Bahn. 0:1.
Die Reaktion der Schweizer? Rodriguez versuchts mit einem Freistoss aus 25 Metern, klar drüber. Xhakas Schuss aus 25 Metern geht nur knapp vorbei.
Pjanics Rache an Petkovic
Petkovic reagiert in der Pause mit einem Dreier-Wechsel. Schär, Mehmedi und Gelson raus. Klose, Zuffi und Embolo rein. Inler-Nachfolger Xhaka fasst sich endlich mal ein Herz. Solo über den halben Platz. Quer zu Steffen. Begovic rettet in Corner.
Auf der Gegenseite. Pjanic nimmt nach einem Senderos-Foul aus 18 Metern Mass, trifft herrlich ins Lattenkreuz. Allerdings: Es war Sommers Ecke. In der 82. Minute hat Seferovic, ein gebürtiger Bosnier, den Ehrentreffer auf dem Fuss. Er verzieht. Der Frankfurter ist auch im Klub seit 871 Minuten ohne Torerfolg.
Das gestrige 2:0 ist auch die Römer Rache an Petkovic: 2013 gewann er mit Lazio Rom den Cupfinal gegen die AS Roma. Gestern schiessen zwei AS-Roma-Profi die bosnischen Treffer. Und ärgern Blutsbruder Petkovic, 1963 in Sarajevo zur Welt gekommen, bis aufs Blut.
Klar: Es fehlt auch gestern Xherdan Shaqiris Kreativität. Valon Behramis Kampfkraft. Und die ordnende Hand von Abwehrchef Johan Djourou.
Trotzdem: Bis zur EM hat Petkovic nur noch 180 Minuten zur Korrektur. Es wird verdammt eng.