Was für ein tolles neues Ungarn-Duell in den letzten Stunden vor der zwischen Ferrari und Mercedes. Als um 14.40 Uhr der britische Formel-2-Leader und Silberpfeil-Tester Georg Russell (20) mit 1:16,050 die Morgen-Bestmarke von Räikkönen unterbot, schlug der Finne erneut mit dem Soft-Gummi gleich zurück – 1:15,805.
Mercedes war ehrgeiziger
Doch bei den Silberpfeilen brach der Ehrgeiz aus. Jetzt gings ums Prestige des Tagessieges. Denn Russell konterte mit 1:15,726. Dazu brauchte er aber den Hypersoft-Reifen, die weichste Walze von Pirelli. Also drei Mischungen weicher als jene von Räikkönen!
Natürlich wollte Ferrari jetzt die Bestzeit wieder zurück und schickte den WM-Dritten aus dem hohen Norden mit Supersoft raus. Doch Kimi, der hier am Sonntag zum 99. Mal auf Formel-1-Podest kletterte, fand keine Antwort und konzentrierte sich dann auf eine GP-Simulation (total 131 Runden).
Ferarri-Angriff kurz vor Ende
Dafür setzte Russell rund zwei Stunden vor dem Ende noch einen drauf – 1:15,575. Also auch noch schneller als Ferrari-Tester Giovinazzi am Dienstag (1:15,648) – der Italiener am Dienstag ebenfalls mit Hypersoft.
Doch vier Minuten vor Testschluss erwachte auch bei Ferrari der Ehrgeiz und plötzlich war Räikkönen wieder unterwegs – und diesmal auch mit Hypersoft! Also auch die Roten wollten unbedingt mit einem Sieg in die Sommerpause. Doch der letzte Schuss des Wahlschweizers ging mit 1:15,649 eben um 0,074 Sekunden daneben.
Weich ist eben nicht weich…
Zur Entwirrung und Erinnerung hier die vier weichsten Reifenmischungen von Pirelli: Hypersoft (Pink), Ultrasoft (Violett), Supersoft (Rot) und Soft (Gelb). Der Unterschied? Von Reifen zu Reifen zwischen 0,3 und 0,6 Sekunden. Hängt auch von der Strecke und dem Wetter ab.
Giovinazzi: 120 saubere Runden
Am Mittwoch sass Giovinazzi im Alfa Sauber. Der souveräne Taggessieger vom Dienstag im Ferrari drehte bis zum Ende 120 Runden, war mit 1:17,558 auch um 0,6 Sekunden schneller als Marcus Ericsson am Vortag! Schade, dass im Hinblick auf das Transferkarussell der Vergleich mit dem abwesenden Charles Leclerc fehlte…
Im festlich geschmückten Sauber-Motorhome herrschte am 1. August nach dem schwarzen GP-Wochenende auf alle Fälle eine fröhliche Stimmung. Die Tendenz zeigt jetzt – im Gegensatz zu früher – auch bei den Testfahrten klar nach oben. Das ist für die letzten neun Rennen 2018 doch sehr positiv.
Lauda: «Bin bald wieder da»
Zum letzten Mal war Niki Lauda (69) beim GP in Silverstone dabei, plauderte auf der Startaufstellung noch mit US-Filmlegende Michael Douglas. In den letzten zwei Rennen (Hockenheim und Ungarn) fehlte das bekannteste Gesicht im Formel-1-Fahrerlager: Der Mercedes-Aufsichtsrat meldete sich krank.
«Alles klar», hiess es bei den Silberpfeilen. Jetzt weiss man, dass der dreifache Weltmeister, der übrigens am 1. August vor 42 Jahren auf dem Nürburgring verunglückte, mit einer verschleppten Grippe kämpfte.
Deshalb flog Lauda selbst im Privatjet von Ibiza nach Wien in ein Spital. Dort hatte man die heikle Sache (weil Niki ja seit Jahren Probleme mit seiner verätzten Lunge und der tranplantierten Niere hat) beim prominenten Patienten aber schnell im Griff. Also keine Panik, kein Alarm – trotz kurzer Sicherheits-Verlegung auf die Intensivstation.
Der Österreicher, der noch Schwierigkeiten beim Sprechen hat, schickte Blick.ch vor drei Tagen eine Text-Nachricht: «Bin bald wieder da, Niki.» Gute Besserung, alter Kämpfer!
Lasst endlich Kubica ran
Am meisten Fans auf den Tribünen mit regelmässigen Sprechchören (!) hat einmal mehr der Pole Robert Kubica (33). Kann er Williams-Mercedes mit der fahrenden Gurke aus der Patsche helfen? Kaum, es ist eher eine Mission impossible!
Kurz vor der Mittagspause setzte der Ex-GP-Star ein Ausrufungszeichen: 1:18,451. Damit war Kubica um 2,5 Sekunden schneller als Williams-Tester Oliver Rowland (26) am Vortag! Und der Brite beendete 2017 die harte Formel-2-Meisterschaft immerhin auf dem dritten Gesamtrang.
Williams: Was nun?
Die fast hilflosen Pay-Driver Lance Stroll und Sergej Sirotkin geben natürlich ihren teuer erkauften Stammplatz nicht her. Doch nur bei einem Fahrertausch könnte Williams-Mercedes 2018 mal sehen, was der einzige Sauber-Sieger 2008 in Kanada trotz seiner handicapierten rechten Hand (Rallye-Unfall 2011) noch drauf hat. BLICK behauptet: Es wäre ein positiver Schock für das Team!
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Testresultate, Budapest 2
(Endstand 18, Uhr)
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1. Russell (Mercedes) 1:15,575
2. Räikkönen (Ferrari) 1:15,649
3. Dennis (Red Bull)) 1:17,012
4. Giovinazzi (Sauber) 1:17,558
5. Mazepin (Force India) 1:17,748
6. Kubica (Williams) 1:18,336
7. Norris (McLaren) 1:18,472
8. Markelow (Renault) 1:18,496
9. Gelael (Toro Rosso) 1:19,046
10. Gasly (Toro Rosso) 1:19,790
11. Hartley (Toro Rosso)* 1:20,221
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* testet nur für Pirelli