Ferrari-Tagessieg in Barcelona
Kimi vorne – so kam Tatiana zu Sauber!

Die Tests in Barcelona kommen langsam in Fahrt. Mercedes und Ferrari geben den Ton an – Tagessieg für Räikkönen. Und bei Sauber überstrahlt eine Frau die bisherige Testbilanz: GP3-Fahrerin Tatiana Calderon kaufte sich als «Entwicklunsgfahrerin» ein.
Publiziert: 28.02.2017 um 18:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:05 Uhr
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Das Sauber-Team wird Tatiana Calderon als «Development Driver» ins Hinwiler Boot holen.
Foto: Mark Sutton/freshfocus
Roger Benoit aus Barcelona

Der zweite Testtag begann mit einer überraschenden Meldung vom Sauber-Team, wonach man Tatiana Calderon (wird in zehn Tagen 24) als «Development Driver» ins Hinwiler Boot holen wird. Die zierliche Frau aus Kolumbien beendete 2016 die GP3-Serie mit zwei zehnten Plätzen in Hockenheim und Monza auf dem 21. Rang…

«Bin froh, dass Telmex zahlte»

Auch sie träumt natürlich von der Formel 1, aber sie wird es – ohne gross in die Kristallkugel zu schauen – nicht schaffen! Tatiana: «Ich weiss, dass alles noch meilenweit weg ist. Doch am Ende der Saison hoffe ich einen grossen Sprung nach vorne gemacht zu haben. Die Zeiten ändern sich – die Frauen müssen auch in der Formel 1 Fuss fassen. Monisha Kaltenborn ist ja schon Teamchefin und Ruth Buscombe, die Strategiechefin!»

Tatiana, die mit neun Jahren Kart fuhr, hat vom Team noch keine Zusage über F-1-Aktivitäten. «Ich bin jetzt froh, dass mir Sponsor Telmex mal diesen Schritt finanziell ermöglicht hat.» Ohne Moos (diesmal aus Mexiko) ist auch hier nichts los.

Finanzärger mit Simona

Schon mit der superschnellen Schweizerin Simona de Silvestro (28) hatte Sauber vor rund drei Jahren ein Experiment gewagt.

Doch die starke Indy-Car-Fahrerin mit einem Podest-Platz kam nach drei Tests in Fiorano und Valencia nicht mehr weiter. Sauber trennte sich von Simona, weil diese und ihr Management den finanziellen Versprechungen nicht mehr nachgekommen sind.

Das Model bei Lotus

Auch bei Lotus (jetzt Renault) setzte man mit der attraktiven Spanierin Carmen Jorda (28) eine Entwicklungsfahrerin ein. Doch sie kam eigentlich nie zum Einsatz (nur Simulator) – und machte mehr heisse Werbung fürs Team… Fahrerisch kann man Carmen nicht im entferntesten mit Simona und auch nicht mit Tatiana vergleichen!

Susie war nahe dran

Am nächsten zur Formel 1 kam die Ehefrau von Mercedes-Chef Toto Wolff. Die gebürtige Schottin Susie Stoddart (34), die sieben Jahre in der DTM herumkurvte, war drei Jahre lang bei Williams. Sie schaffte es zu Testfahrten und einmal durfte sie in Silverstone sogar an einem GP-Freitag ran. Sie war schnell, aber eben vielleicht schon zu alt für einen Einstieg.

Und jetzt wird es für die ehrgeizigen Frauen noch viel schwerer, nach oben zu kommen. Die neuen, unheimlichen Fliehkräfte verlangen eine Nackenmuskulatur, die jetzt selbst Männern im GP-Zirkus grosse Probleme bereiten.

Warten wir einfach mal ab, was Tatiana Calderon, die auch 2017 in der GP3-Serie unterwegs sein wird, bei Sauber machen kann. Sie soll bei der AVL in Graz (die grösste europäische Entwicklungsstätte mit Prüfständen, Motortests usw.) auch mal in den Simulator gehen. Dort erkennt sie bald ihre Fähigkeiten.

Das sagt Frau Kaltenborn

Sauber-Chefin Monisha Kaltenborn in der Medienmitteilung: «Wir haben die Möglichkeiten und die technischen Ausrüstungen, um Tatiana eine professionelle Plattform zu bieten, dank der sie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten weiterentwickeln kann. Ich bin überzeugt davon, dass sie bei uns von den ausführlichen Einblicken in die Materie des Motorsport profitieren kann, was für ihre künftige Rennsport-Karriere sicherlich von Vorteil ist.»

Übrigens: Im Test hatte der Sauber am Morgen mit einem geplatzten Turbo zu kämpfen.

Erinnerungen an verstorbene Maria

Ein trauriges Formel-1-Kapitel schrieb die Spanierin Maria de Villota als Ersatzfahrerin bei Marussia. Am 3. Juli 2012 verlor sie bei einem Geradeaus-Test beim Einbiegen in die Boxengasse das Auto aus der Kontrolle und knallte in eine ausgefahrene Laderampe des Team-Lastwagens. Maria verlor ihr rechtes Auge – und starb ein Jahr später (kurz nach der Heirat) in einem Hotelzimmer von Sevilla. Am gleichen Tag wollte sie ihr Buch vorstellen: «Das Leben ist ein Geschenk.» Die schnelle Todesursache: Spätfolgen des Unfalls!

Stroll (18) drehte sich

Interessant zu den Frauen-Träumen der Formel 1 ist jetzt sicher der GP-Einstieg des kanadischen Milliardärssohn Lance Stroll (18) bei Williams-Mercedes. «Andere bringen Sponsoren, ich habe meinen Vater», sagt der in Genf lebende, sehr selbstbewusste Kanadier – und wehrt mit dem Formel-3-EM-Titel auch jegliche Angriffe auf sein Talent ab. Stroll hat 2016 auf neun GP-Pisten auf eigene Kosten in einem alten Williams getestet..

Am Dienstag rollte also Stroll erstmals offiziell auf die Strecke, drehte sich in der 13.  Runde, war da aber schon 0,8 Sekunden schneller als Ericsson (Sauber) am Montag! Weil der Frontflügel beim Ausritt ins Kiesbett beschädigt wurde beschädigt wurde, war nach dem Zwischenfall schon Feierabend: «Schade, aber wir haben erst am Mittwoch den Ersatzflügel…»

Giovinazzi will es wissen

Beim Schweizer Team kletterte am Dienstag der italienische Ferrari-Ersatzmann Antonio Giovinazzi (23) im C36. Er fuhr bis zur Mittagspause zweimal für eine Runde raus. Und schaffte dann zwei Minuten vor 13 Uhr doch noch eine gezeitete Runde: 1:33,741.

Offenbar gibts bei Sauber vor allen Probleme mit den Bremsbelüftungen. Erst am Nachmittag konnte man endlich mehr Runden drehen. Und da liess Giovinazzi in über 60 Runden sein grosses Talent aufleuchten, das er bei seinen fünf Siegen in der GP2-Serie (Vizemeister) der Fachwelt demonstriert hat.

Gilt für alle: Man darf bei diesen nur achttägigen Tests kaum Zeit verlieren. Jede Minute zählt. Und bei Sauber kommt noch eine Sorge dazu: bis Samstag müssen die Hinwiler (mit den Ärzten in Zürich) ja entscheiden, wer nächste Woche hier fährt: Pascal Wehrlein (verletzt) oder eben Giovinazzi!

Räikkönen vor Hamilton

Nach vier Stunden (also bis 13 Uhr) lag Hamilton im Silberpfeil vorne – mit 1:20,963 liess der Brite einen klaren Warnschuss an die Rivalen raus. Wehe, wenn Mercedes die volle Power erlaubt. Am Nachmittag schlug sein neuer Teamkollege Bottas einmal leicht an der Mauer an, konnte aber weiterfahren.

Hinter Weltmeister Mercedes hat sich bis jetzt Ferrari etabliert. Nach Vettel am Montag (2. Platz) schaffte diesmal Räikkönen sogar den Tagessieg. Er war nach 108 Runden um 0,023 Sekunden schneller als Hamilton. Aber bis Mittwoch darf bei Ferrari in Barcelona niemand reden…

Aus Italien meldete sich dafür Ferrari-Präsident Sergio Marchionne: «Wir haben einen Riesenschritt nach vorne gemacht, aber es reicht vielleicht nicht zum Titel!» Ganz locker bleiben, liebe Tifosi.

Die echten Zeiten werden wohl erst in der zweiten Testwoche (ab Dienstag) auf den Computern auftauchen. Jetzt müssen zuerst einmal die kleinen Bobos an den neuen Monstern bis zu 950 PS geheilt werden. McLaren-Honda beklagte schon zwei Motorschäden! Bis nächste Woche kann man also höchstens von Trends sprechen. Ob positiv oder negativ.

Barcelona-Test I
2. Tag, 16 Grad, bewölkt

1. Räikkönen (Ferrari) 1:20,960
2. Hamilton (Mercedes) 1:20,983
3. Verstappen (Red Bull) 1:22,200
4. Magnussen (Haas) 1:22,204
5. Ocon (Force India) 1:22,509
6. Kvyat (Toro Rosso) 1:22,956
7. Bottas (Mercedes) 1:22,986
8. Palmer (Renault) 1:24,139
9. Giovinazzi (Sauber) 1:24,617
10. Vandoorne (McLaren) 1:25,600
11. Stroll (Williams) 1:26,040

Pole-Position 2016: Hamilton 1:22,000

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