«Diese Zäune sind für die neue Formel-1-Strecke in Katar»
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Motorsport-Chef Braunwarth:«Diese Zäune sind für die neue Formel-1-Strecke in Katar»

Zäune «made in Romanshorn»
Diese Thurgauer Firma macht die Formel 1 sicher

Geobrugg ist der Zaunkönig der Formel 1. Die Schweizer Firma sorgt mit ihren Hightechzäunen für Sicherheit. Willkommen in der geheimnisvollen Welt von Stahldrähten.
Publiziert: 20.04.2023 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2023 um 06:22 Uhr
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Willkommen in der Welt der Hightechzäune.
Foto: Sven Thomann
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Daniel LeuStv. Sportchef

Jochen Braunwarth sitzt im Konferenzraum Bernina der Firma Geobrugg und redet. Und redet. Und redet. Der 44-Jährige ist offiziell Director Motorsport Solutions. Inoffiziell ist er der Zaunkönig der Formel 1, denn das Unternehmen mit Sitz im thurgauischen Romanshorn macht mit ihren Hochsicherheitszäunen die Königsklasse des Motorsports sicher.

Der gebürtige Deutsche arbeitet seit 15 Jahren bei Geobrugg. Kann er über Zäune reden, ist er kaum zu stoppen. Wer ihm zuhört, der würde sich am liebsten gleich selber einen Zaun kaufen. Früher war die Firma vorwiegend auf Schutzlösungen vor Naturgefahren wie Erdrutsche oder Lawinen spezialisiert, doch mittlerweile hat sie sich auch einen Namen im Motorsport gemacht. Gleich bei 15 von 23 Grand Prix 2023 kommen ihre Produkte zum Einsatz.

2011 gelang Geobrugg mit dem Circuit of the Americas in Austin (USA) der grosse Einstieg in die Formel 1. Für den GP in Las Vegas, der im November erstmals ausgetragen wird, liefert das Thurgauer Unternehmen gegen 13 Kilometer Hightechzaun, verankert in 3000 Betonelementen. Ein lukratives Geschäft? Für einmal wird Braunwarth schweigsam. «Wir geben keine Zahlen raus. Auch weil diese sehr stark von Jahr zu Jahr variieren können.»

Lieber redet er über den Weg der Firma in die Formel 1. Als Geobrugg anfing, gab es bei den Zäunen noch keine Vorschriften. Diese führte der Automobilweltverband FIA erst 2018 mit der Standardnorm «3502-2018 Debris Fences» ein, die heutzutage beim Bau von allen neuen Formel-1-Rennstrecken eingehalten werden muss.

Der Schutz der Fahrer ist zweitrangig

Um die Zertifizierung zu bekommen, müssen zwei Tests bestanden werden. Beim ersten wird eine 780 Kilogramm schwere Stahlkugel (entspricht dem Gewicht eines Formel-1-Autos) mit 65 km/h frontal in einen Zaun geschossen. Beim zweiten ein Auto, 1000 Kilogramm schwer, mit 120 km/h und einem Einschlagwinkel von 20 Grad in den Zaun gelenkt. In beiden Versuchen muss die Kugel oder das Auto innerhalb von drei Metern gestoppt werden, denn in diesen drei Metern hinter den Zäunen befindet sich die sogenannte «No-Go-Zone», in der sich nur Streckenmitarbeiter aufhalten dürfen. Dass sich dabei die Zäune verformen, ist gewollt, denn nur so kann die Energie des Aufpralls abgebaut werden.

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Die Hightechzäune sollen dabei in erster Linie die Marshalls und die Zuschauer vor Boliden und rumfliegenden Teilen schützen. Dass dem Fahrer dabei nicht allzu viel passiert, ist zweitrangig. «Unsere Aufgabe ist es, dass das Auto unter allen Umständen von den Zäunen gestoppt wird», erklärt Braunwarth.

Doch was ist nun das Erfolgsgeheimnis der Zäune «made in Romanshorn»? Zum zweiten Mal an diesem Vormittag wird Braunwarth schmallippig. «Wir wollen natürlich nicht zu viel verraten», erklärt der gelernte Bauingenieur, «was wir sagen können: Unsere Formel-1-Zäune bestehen aus vier Millimeter dicken Stahldrähten, die ohne Schweissnähte zu einem Geflecht verwoben werden. Dies geschieht mit Maschinen, die wir selber entwickelt haben und die einzigartig auf der Welt sind. Diese Zäune werden dann im Boden oder in Betonelementen verankert.»

«Wir sind häufig im TV zu sehen»

Vor Ort kontrollieren Braunwarth und sein Team jeweils die korrekte Installation der Zäune. Der Familienvater selbst wird in diesem Jahr an acht bis zehn Grand Prix dabei sein. Die restlichen Rennen schaut er sich von zu Hause aus an. Mit Freude, aber auch mit Anspannung. «Wir sind sehr häufig im TV zu sehen, ohne dass das jemand merkt. Eine gewisse Angespanntheit ist aber jeweils schon da. Vor allem bei Unfällen. Da muss unser System beweisen, dass es funktioniert. Bis jetzt hat es das immer souverän geschafft.»

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