«Ich bete die ganze Zeit für Schumacher»
11:02
Benoit zum Ferrari-Aus Vettels:«Der Rücktritt wäre nun logisch»

Wurde Vettel rausgeekelt?
Jetzt ist bei Ferrari der Stallorder-Teufel los!

Das wochenlange Trauerspiel um einen neuen Ferrari-Vertrag für Sebastian Vettel (32) hat ein Ende: Nach sechs Jahren wird der Deutsche die Roten verlassen (müssen). Was Vettel macht, ist noch ungewiss.
Publiziert: 12.05.2020 um 10:37 Uhr
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Aktualisiert: 13.05.2020 um 11:08 Uhr
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Aus und vorbei: Vettel und Ferrari-Teamchef Binotto gehen getrennte Wege.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit

Zuerst wurde für 2021 von einem Einjahresvertrag mit rund 10 Millionen Euro gesprochen. Das lehnte der Wahlschweizer ab. Klar, wenn das Salär des vierfachen Weltmeisters mit Red Bull (2010 bis 2013) bei Ferrari sich jeweils bei 30 Millionen Euro im Jahr einpendelte.

Warum drängte man auf einen Vertrag?

Dann sprachen die Italo-Medien vor drei Tagen plötzlich von einem Zweijahresvertrag mit rund 15 Millionen Euro und einer Option. Auch da sollen sich die beiden Parteien nicht einig geworden sein.

Jetzt wird das Fahrerduo Charles Leclerc (22) und Sebastian Vettel für nächste Saison also getrennt – bevor dieses Jahr auch nur ein Kilometer gefahren ist! Ja, die Corona-Krise treibt auch in der Formel 1 seltsame Blüten.

Binotto – der richtige Chef?

Noch vor wenigen Wochen hatte der überforderte Teamchef Mattia Binotto (50) öffentlich davon gesprochen, dass «Vettel unsere erste Wahl ist». Warum Ferrari ohne ein einziges Duell 2020 auf einen neuen Vertrag drängte, weiss man noch nicht.

Vielleicht haben sich Daniel Ricciardo (30), der bei Renault nie glücklich wurde, und Carlos Sainz (25), bei McLaren eigentlich gesetzt, in Maranello angeboten. Für ein Trinkgeld. Denn auch Ferrari muss in Zukunft sparen, wenn die Budget-Obergrenze auf rund 140 Millionen Dollar (und später noch weniger) limitiert wird.

Der grosse Gegenwind

Oder hat der hochintelligente Vettel vielleicht gemerkt, dass ihm mit seiner Loyalität bei Ferrari hinter den Kulissen nur Gegenwind erwartet? Die mageren Leistungen 2019 (WM-Fünfter) schwächten seine Position gewaltig. Und der Fünfjahresvertrag mit Leclerc (bis Ende 2024) hat Vettel natürlich gezeigt: Man setzt alles auf die junge Karte.

Team-Crash in Brasilien

2019 gewann Leclerc in Spa und Monza, Vettels einziger Sieg kam in Singapur zustande. Die Saison war von dämlichen Stallordern geprägt. Einmal weigerte sich ein Fahrer diese zu befolgen, dann sprach einer von einem Missverständnis und einmal will einer nichts gehört haben. Das totale Chaos auf der Strecke.

Doch Binotto wies jede Schuld von sich, versuchte die beiden Fahrer zu beruhigen. «Bei uns stimmt alles», sagte er immer wieder. Bis sich Leclerc und Vettel im vorletzten Rennen in Brasilien noch gegenseitig in die Kiste fuhren.

Jetzt tobt der rote Krieg

In dieser Saison kann Ferrari eine Stallorder vergessen, wenn es 2020 wirklich einmal losgeht. Vettel wird diesmal «offiziell» nichts hören. Im Team der 1000 Lügen und Wahrheiten kann man sich schon einmal auf gute Erklärungen einstellen. Vettel wird nach 101 Einsätzen, 14 Siegen und zwei Vize-Titeln 2017 und 2018 für Ferrari sein eigenes Ding drehen.

Schlechte Tests in Barcelona

Und ohne Wunder (dafür ist Mercedes zu stark) wird Vettel also seine immer wieder gepredigte Mission vom roten WM-Titel begraben müssen. Und Vettel ist ein Realist, hat schon bei den Tests Ende Februar in Barcelona gemerkt, dass es wieder nicht klappen wird. Zudem ging es Vettel bestimmt auf die Nerven, dass die Gegner monatelang von einer Motoren-Schummelei (um es mal harmlos auszudrücken) bei Ferrari sprachen.

Rücktritt wäre logisch ...

Ob Vettel Ende Saison nach bisher 240 Rennen und 53 Siegen zurücktritt, ist beim ehrgeizigen Familienvater mit drei Kindern zwar nicht ausgeschlossen – aber für eine neue Karriere fehlen ihm die Topteams.

Mercedes ist, wenn man im Geschäft bleibt, mit Lewis Hamilton zu gut aufgestellt. Wie sein alter Arbeitgeber Red Bull mit Max Verstappen. Was bleibt? Renault? Kaum. McLaren? Vielleicht. Racing Point (ab 2021 Aston Martin)? Mit bald 33 Jahren tut man sich bestimmt kein «kleines» Team mehr an. Denn eines ist klar: Vettel fährt 2021 nur weiter, wenn er auch Chancen auf GP-Erfolge sieht.

Gegenseitiges Einvernehmen

Um 9 Uhr am Dienstagmorgen folgte dann die offizielle Erklärung von Ferrari. Wie erwartet kommt die im Fussballtrainer-Entlassungs-Stil daher: «Ferrari und Sebastian Vettel haben gemeinsam entschieden, den aktuellen Vertrag mit Auslaufdatum Ende Saison 2020 nicht zu verlängern.»

Und Ferrari wird auch in Zukunft bei ausbleibenden Erfolgen in Erklärungsnot kommen. Solange bis endlich wieder ein WM-Titel nach Italien kommt. Zuletzt 2007 mit Kimi Räikkönen und 2008 bei den Konstrukteuren.

Das sagt Vettel

«Um in diesem Sport das bestmögliche Ergebnis herauszufahren, ist es für alle Parteien wichtig, in perfekter Harmonie zu funktionieren. Das Team und ich haben realisiert, dass es kein gemeinsames Verlangen mehr gibt, nach 2020 hinaus zusammenzubleiben. Finanzielle Belange haben bei der gemeinsamen Entscheidung keine Rolle gespielt. So denke ich... Was in den vergangenen Monaten passiert ist, hat viele von uns dazu gebracht, zu reflektieren, was unsere wahren Prioritäten im Leben sind. Ich werde mir die Zeit nehmen, die ich brauche um zu sehen, was für meine Zukunft wichtig ist. Ich will mich bei Ferrari und allen Tifosi rund um die Erde für die Unterstützung bedanken. Ich hoffe, dass wir 2020 noch einige wundervolle Momente erleben!»

«Um in diesem Sport das bestmögliche Ergebnis herauszufahren, ist es für alle Parteien wichtig, in perfekter Harmonie zu funktionieren. Das Team und ich haben realisiert, dass es kein gemeinsames Verlangen mehr gibt, nach 2020 hinaus zusammenzubleiben. Finanzielle Belange haben bei der gemeinsamen Entscheidung keine Rolle gespielt. So denke ich... Was in den vergangenen Monaten passiert ist, hat viele von uns dazu gebracht, zu reflektieren, was unsere wahren Prioritäten im Leben sind. Ich werde mir die Zeit nehmen, die ich brauche um zu sehen, was für meine Zukunft wichtig ist. Ich will mich bei Ferrari und allen Tifosi rund um die Erde für die Unterstützung bedanken. Ich hoffe, dass wir 2020 noch einige wundervolle Momente erleben!»

Das sagt Binotto

«Das ist eine gemeinsame Entscheidung, die für beide Parteien das Beste ist. Es war keine leichte Sache, um Sebastian dem Wert als Fahrer und Mensch gerecht zu werden. Wir haben einfach gespürt, dass es Zeit ist, sich zu trennen. Um unsere Ziele zu erreichen. Mit 14 Siegen ist Sebastian der dritterfolgreichste Ferrari-Pilot aller Zeiten. Auch dafür und für seine grosse Professionalität wollen wir als Ferrari-Familie Sebastian danken. Dazu kommen in den letzten fünf Jahren seine menschlichen Qualitäten. Jetzt hoffen wir, dass diese ungewöhnliche Saison noch ein gutes Ende findet.»

«Das ist eine gemeinsame Entscheidung, die für beide Parteien das Beste ist. Es war keine leichte Sache, um Sebastian dem Wert als Fahrer und Mensch gerecht zu werden. Wir haben einfach gespürt, dass es Zeit ist, sich zu trennen. Um unsere Ziele zu erreichen. Mit 14 Siegen ist Sebastian der dritterfolgreichste Ferrari-Pilot aller Zeiten. Auch dafür und für seine grosse Professionalität wollen wir als Ferrari-Familie Sebastian danken. Dazu kommen in den letzten fünf Jahren seine menschlichen Qualitäten. Jetzt hoffen wir, dass diese ungewöhnliche Saison noch ein gutes Ende findet.»

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