Foto: Lukas Gorys

Wunder oder Wahnsinn?
Kubica vor verrücktem Formel-1-Comeback!

Robert Kubica ist zurück im Formel-1-Zirkus. Die meisten Fans freuen sich auf das irre Comeback des Polen.
Publiziert: 14.03.2019 um 18:01 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2019 um 16:24 Uhr
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Strahlemann Robert Kubica ist zurück in der Formel 1.
Foto: Getty Images
Roger Benoit aus Melbourne

Der einst potentielle Weltmeister ist zurück: Robert Kubica (34). Nach 3043 Tagen sitzt der Pole am Freitag wieder in einem offiziellen Formel-1-Training in einer GP-Kiste. «Ich habe keine Zeit, um Emotionen aufkommen zu lassen!»

Es ist das grösste Comeback der Geschichte. Am 14. November 2010 war Kubica in Abu Dhabi mit dem Renault Fünfter geworden. Damals siegte Vettel (Red Bull) vor Hamilton (McLaren) – seither hat dieses Duo zusammen acht Titel geholt.

Und Kubica sass gestern mit diesen zwei Rivalen bei der FIA-Medienkonferenz am gleichen Tisch. Hamilton: «Kubica gehörte 2008 zu den Favoriten, als ich meinen ersten WM-Titel gewann.» Kubica wurde nach seinem einzigen Sieg am 8. Juni 2008 im BMW-Sauber in Montreal WM-Vierter. 23 Punkte hinter Hamilton.

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Die besten Bilder der Team-Präsentationen vor dem Start in die neue Formel-1-Saison.
Foto: Lukas Gorys

Arm- und Beinbrüche bei Kubica

«Eines Tages wird Robert Champion», sagte einst sein Freund Fernando Alonso (37) zu BLICK. «Ich kennen keinen Fahrer mit mehr Talent!»

Das Schicksal wollte es anders. Rückblick: 6. Februar 2011. Bei einer kleinen Rallye in Norditalien verunglückt der Gastfahrer vier Tage nach den Formel-1-Testfahrten.

In Testico kommt Kubica mit seinem Skoda von der Strecke ab, prallt gegen eine Kirchenmauer und eine Leitplanke bohrt sich in Kubicas Cockpit. Beifahrer Jakub Gerber bleibt unverletzt. Kubica reisst es fast die rechte Hand ab. Arm- und Beinbrüche (siehe Video unten). Eine Woche dauert sein Todeskampf.

Die Formel 1 war damals nicht mal mehr ein Traum. Es ging nur noch darum, eine Handamputation zu verhindern. Die Ärzte schafften das Wunder in mehr als 30 Operationen. Es wurde ruhig um Kubica.

«… dann kauf dir lieber einen Hund»

«Aber ich wollte nicht aufgeben. Wer mich kennt, weiss, dass ich ein hungriger Tiger bin und es auch bleibe», sagt Robert – und kletterte 2013 wieder ein Rallye-Auto.

Er gewann sogar ein kleines Rennen und war happy: «Für mich war nur wichtig, dass ich meine rechte Hand noch gebrauchen konnte. Ich musste damals und auch heute meinen Fahrstil ändern. Die rechte Hand wird am Lenkrad einfach von der linken Hand geführt!»

Eine Tatsache, die einige Ex-Fahrer als gefährlich einstufen. «Was macht er zum Beispiel im Kurvenlabyrinth in Monte Carlo?», fragt Jacques Villeneuve.

Kubica lächelt über alle Kritik und sagt seit Jahren: «Wenn du im Formel-1-Fahrerlager wirklich Freunde haben willst, dann kauf dir lieber einen Hund!»

Heute sitzt er nach unzähligen Testfahrten und einem Jahr als Ersatzpilot endlich offiziell im Williams-Mercedes. Was kann man erwarten? SRF-TV-Reporter Marc Surer zu BLICK: «Der Robert ist ein armer Hund. Er sitzt im schlechtesten Auto und sein Teamkollege Georg Russell ist heiss. Auf dem Papier kann Kubica eigentlich nur verlieren.»

Startnummer 88 – wieso?

Polen ist in Melbourne gleich mit zwei TV-Stationen und vielen Reportern vor Ort. Der Tenor: «Eine ganze Nation drückt ihm die Daumen und glaubt auch an ein Wunder!»

Für die meisten seiner Formel-1-Fans ist das Comeback einfach nur der helle Wahnsinn. Sie freuen sich, dass einer der beliebtesten Fahrer wieder zurück ist. Aber wird es ein Märchen mit einem Happy-end?

Kubica: «Unser Auto hatte bei den Wintertests Verspätung und war nicht sehr schnell. Damit müssen wir die ersten Rennen leben. Aber ich verschwende keine Zeit, um unnötige Energien zu verpulvern. Ich bleibe Optimist und freue mich jetzt einfach über eine der grössten Leistungen in meinem Leben.»

Und warum gehts mit der Startnummer 88 los? Einziger Sieg am 8. Juni 2008 – und über 8 Jahre keine Formel 1 mehr? Kubica lacht: «Gute Kombination. Aber die Sache ist einfacher. Meine Lieblingszahl ist die 8. Doch die hat ja Romain Grosjean. Also nahm ich die 88 …»

So kamen Lauda, Schumi, Mansell und Fangio zurück

Das GP-Comeback von Robert Kubica ist nach acht Jahren, vier Monaten und drei Tagen einmalig. Doch verrückte Formel-1-Rückkehrer gab es einige.

  • So dauerte es beim dreifachen Weltmeister Niki Lauda (70, der auch hier in Melbourne fehlen wird) genau 35 Tage von der letzten Ölung 1976 bis zum ersten Trainingsauftritt in Monza. Im Rennen lenkte der Wiener mit den vielen Verbrennungen seinen Ferrai auf den sensationellen 4. Platz.
  • Juan Manuel Fangio (für viele immer noch der grösste Fahrer aller Zeiten) musste die ganze Saison 1952 in der WM aussetzen. Beim letzten Grand-Prix-Test in Monza hatte sich der Argentinier mit dem Maserati überschlagen, lag monatelang im Gipsbett. Der bereits über 40jährige Haudegenen fuhr als “Training” nur einige kleine Rennen in Südamerika. 1953 kehrte der Weltmeister von 1951 auf Alfa in den Zirkus zurück. Und holte von 1954 bis 1957 vier weitere Titel.
  • Offiziell nie zurückgetreten ist der Brite Nigel Mansell (65). Der Weltmeister von 1992 aus Williams machte 1993 ein Jahr Pause, zog nach Amerika in die Indy-Car-Serie. 1994 fuhr er nochmals vier Rennen für Williams, siegte zum Abschluss in Adelaide. 1995 trat er, schon etwas fester geworden, zweimal für McLaren an. Beim GP Spanien blieb er stehen, kletterte aus dem Auto und verschwand wortlos von der Rennstrecke.
  • Für Michael Schumacher lohnte sich das Comeback nicht. Nach dem Rückstritt 2006 kehrte der Rekordmann nach drei Jahren zurück, war beim Mercedes-Comeback ab 2010 dabei. Nach drei Jahren musste er gehen (mit einem einzigen dritten Platz in Valencia) – die Silberpfeile holten Lewis Hamilton …

Das GP-Comeback von Robert Kubica ist nach acht Jahren, vier Monaten und drei Tagen einmalig. Doch verrückte Formel-1-Rückkehrer gab es einige.

  • So dauerte es beim dreifachen Weltmeister Niki Lauda (70, der auch hier in Melbourne fehlen wird) genau 35 Tage von der letzten Ölung 1976 bis zum ersten Trainingsauftritt in Monza. Im Rennen lenkte der Wiener mit den vielen Verbrennungen seinen Ferrai auf den sensationellen 4. Platz.
  • Juan Manuel Fangio (für viele immer noch der grösste Fahrer aller Zeiten) musste die ganze Saison 1952 in der WM aussetzen. Beim letzten Grand-Prix-Test in Monza hatte sich der Argentinier mit dem Maserati überschlagen, lag monatelang im Gipsbett. Der bereits über 40jährige Haudegenen fuhr als “Training” nur einige kleine Rennen in Südamerika. 1953 kehrte der Weltmeister von 1951 auf Alfa in den Zirkus zurück. Und holte von 1954 bis 1957 vier weitere Titel.
  • Offiziell nie zurückgetreten ist der Brite Nigel Mansell (65). Der Weltmeister von 1992 aus Williams machte 1993 ein Jahr Pause, zog nach Amerika in die Indy-Car-Serie. 1994 fuhr er nochmals vier Rennen für Williams, siegte zum Abschluss in Adelaide. 1995 trat er, schon etwas fester geworden, zweimal für McLaren an. Beim GP Spanien blieb er stehen, kletterte aus dem Auto und verschwand wortlos von der Rennstrecke.
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