Witwe Joann «war so stolz auf dem Podest»
Vor 40 Jahren flippte Montreal wegen Gilles Villeneuve aus

1978 gewinnt Gilles Villeneuve († 32) den GP von Kanada. Seine Frau Joann (67) erinnert sich an «einen der schönsten Tage in unserem Leben».
Publiziert: 06.06.2018 um 12:44 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:55 Uhr
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Gilles Villeneuve 1978 am Start in Montreal. Sein Sohn Jacques fährt am Sonntag im gleichen Auto zwei Ehrenrunden.
Foto: Dukas
Roger Benoit, Montreal

Der 8. Oktober 1978 war ein eiskalter Tag. Der erste GP von Kanada auf dem Kurs, der heute längst den Namen seines ersten Siegers trägt: Gilles Villeneuve.

Montreal 1978: Gilles und Joann Villeneuve feiern den Triumph beim GP Kanada.
Foto: Toronto Star via Getty Images

Auf dem Podium in einer weissen Fell-Jacke neben dem strahlenden Ferrari-Star: Seine Frau Joann, die Gilles 1970 geheiratet hat. «Ja, damals durften wir Frauen noch mit den Männern zur Siegerehrung. Jetzt ist das ja schon lange nicht mehr möglich. Warum eigentlich? Wir Frauen sind doch stolz darauf, was unsere Männer in diesem Sport leisten.»Doch die Formel 1 kümmert sich kaum um Emotionen. Das eiskalte Geschäft liess vor rund 20 Jahren Joann Villeneuve in Monaco ohne Boxenkarte vor dem Fahrerlager herumlaufen. Bis BLICK ihr helfen konnte.

Oma im Unruhestand

Joann, der man die 67 Jahre kaum ansieht, kümmert sich noch heute, irgendwo auf dem Land in der Nähe von Montreal, um die Geschäfte ihrer zwei Kinder, Jacques und Melanie. «Auch als Oma macht das Leben Spass, schliesslich hat ja Jacques schon vier Kinder.»

Am Sonntag beim GP von Kanada (live ab 20.10 Uhr MEZ bei BLICK) werden Joann und Jacques Villeneuve hier an den Boxen sein.

Der heute als TV-Mitarbeiter tätige Kanadier (wurde 1997 in Jerez nach dem Skandal-Final mit Schumi Weltmeister) darf dann zu Ehren des Premieren-Sieges seines Vaters zwei Runden in dessen Ferrari 312T3 um den 4,361 km langen Kurs fahren.

Die Villeneuves 1979 vor dem GP Österreich: Gilles und Joann, Melanie und Jacques.
Foto: Getty Images

Und Joann wird stolz wie 1978 sein: «Es war einer der schönsten Tage in unserem ­Leben. Zu schön, um wahr zu sein», sagt die stets bescheidene Frau zum «Journal de Montreal.» Am 8. Oktober vor 40 Jahren startete Gilles Villeneuve mit seiner damaligen Nummer 12 aus der dritten Position. Nach 20 Runden überholte er Alan Jones im Williams. Kurz darauf verdrängte Villeneuve den Südafrikaner Jody Scheckter im Wolf von Platz zwei.

«Das war es, glaubten alle an den Ferrari-Boxen», erinnert sich Joann. «Dieser Jean-Pierre Jarier hatte in seinem ­Lotus ja einen Vorsprung von über einer halben Minute! Aber wir freuten uns einfach auf einen Podestplatz. Wie ganz Montreal.»

«Er ging seinen Weg»

Doch der liebe Gott hatte für den Nationalhelden noch ein Ass im Ärmel – und so verlor der in Führung liegende Franzose plötzlich viel Öl. Jarier musste kurz darauf aufgeben. Gilles Villeneuve, das grösste Kämpferherz im Rennsport, feierte den ersten von sechs GP-Triumphen.

Joann denkt zurück: «Kanada war 1978 das letzte Rennen der Saison. Und Gilles musste oft mit den Vorwürfen leben, dass er mit seiner Aggressivität die Reifen zu stark abnützen würde! Doch er beklagte sich kaum, ging seinen Weg!»

Am 8. Mai 1982 starb einer der beliebtesten F1-Fahrer aller Zeiten im Alter von nur 32 Jahren im belgischen Zolder. Ein tödliches Missverständnis in der Qualifikation mit Jochen Maas (March) kostete ihn das Leben.

Gilles Villeneuve stirbt 1982 in der Qualifikation des GP Belgien.
Foto: imago
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