Es war ein fast ruhiger Start in die 67. und längste Saison aller Zeiten. Nur um 16.58 Uhr Lokalzeit (06.58 MEZ) sorgte Vizeweltmeister Nico Rosberg mit einem Unfall für den Höhepunkt des Tages. Der Deutsche verlor am Ausgang der siebten Kurve den Silberpfeil aus der Kontrolle – und krachte in die Mauer.
Der Schaden: Neuer Frontflügel kaputt und die Nase abgeschlagen. An den Boxen schaute Teamkollege Lewis Hamilton mit seiner Spiegelbrille unbeeindruckt in die TV-Monitore. Trotzdem: Das hatte man beim Favoritenteam nicht erwartet. Nun wird eine neue Nase aus England eingeflogen.
Vettel eröffnete Saison
Um 12.30 Uhr Lokalzeit lenkte Vettel den Ferrari zuerst auf die Piste. Nach acht Minuten liess sich Rosberg (Mercedes) mit 1:40,037 die erste Zeitrunde notieren – 16 Sekunden langsamer als die Pole-Position seines Teamkollegen Lewis Hamilton vor einem Jahr!
Dieser antwortete dann mit 1:40,8, bevor Räikkönen (1:40,7) in Führung ging. Doch dann kam wieder kurz die Sonne raus, es wurde trockener – und Nationalheld Daniel Ricciardo donnerte im Red Bull-Tag Heuer mit 1:32,394 eine erste Richtzeit auf den 5,3 km langen Strassenkurs.
Das war nach 40 Minuten. Meist war es hier ruhig unter der gespenstischen Stimmung am Himmel. Erst in den letzten 15 Minuten herrschte etwas Betrieb, als Hülkenberg im Force India-Mercedes mit 1:31,325 an die Türe der Favoriten klopfte. Sofort konterten Ricciardo, Kvyat und Hamilton mit schnelleren Zeiten.
Der grosse Ärger am Freitag
Kaum 20000 Fans verirrten sich bei diesen misslichen Bedingungen in den schönen Albert Park. Und die treuen Zuschauer beklagten ein altes Übel, das die Formel 1 seit Jahren an jedem Freitagmorgen verfolgt: Die Fahrer wollen den limitierten Gummi nicht verheizen.
Pirelli hatte schon vorgeschlagen, allen Fahrern einen zusätzlichen Satz Reifen zur Verfügung zu stellen, damit die Fans mit dem weiter kaum lärmigen etwas unterhalten werden. Das lehnte man jedoch ab, weil die Teams ja auch keine unnötigen Kilometer auf den «Tacho» ihrer Stars bekommen wollen. Was für ein Sport.
Sauber noch ein Fragezeichen
Auch bei Sauber mussten wir bis 20 Minuten vor dem ersten Trainingsende warten, ehe Marcus Ericsson und kurz darauf Felipe Nasr die Stoppuhr laufen liessen. Der Brasilianer landete mit 1:34,796 auf Platz 13, der Schwede mit 1:37,956 auf Position 15. Wo die Hinwiler nach dem ersten Training wirklich stehen, ist noch nicht einzuschätzen.
Am Nachmittag liess Sauber seine Boliden (wie Toro Rosso-Star Verstappen) in der Garage! Man wollte offenbar in diesen schon kritischen Zeiten mit dem C35 nichts riskieren. Ein Unfall ist momentan das letzte, was die Hinwiler brauchen können. Denn auch die Ersatzteile sind bestimmt knapp geworden. Nach dem dritten Training am Samstag (4 Uhr morgens MEZ) sollte man dann Sauber endlich etwas beurteilen können.
Mercedes-Duo auf Twitter vorne
Das Thema Nummer 1 blieben am ersten Trainingstag aber die Twitter-Orgien der beiden Silberpfeil-Stars. Hamilton wurde ja auf seiner Harley Davidson bei einem Selfie auf einer Autobhan bei Auckland (Neuseeland) erwischt – und verwarnt. Auch die FIA will in Zukunft den Briten bei den offiziellen Medienmeetings nicht mehr dauernd am Blackberry oder iPhone herumsurfen sehen (Blick.ch berichtete).
Rosberg twitterte nach einem Abendessen am Strand von St. Kilda eine tatsächlich giftige Spinne an seinem Mercedes. Die soll dann in den Kofferraum geflüchtet sein, den Rosberg zuschlug, obwohl er darin den Autoschlüssel hingelegt hatte. Mercedes Australien brauchte zur «Rettung» offenbar über eine Stunde, damit Rosberg und seine Leute weiter fahren konnten…
Von Ferrari droht den Silberpfeil-Stars auf der digitalen Ebene überhaupt keine Gefahr: Vettel und Räikkönen haben keine offiziellen Accounts bei Twitter oder Facebook…
Und WM-Mitfavorit Vettel grüsste am Morgen ohne Zeitrunde nach 90 Minuten vom vorletzten Platz. Schlusslicht Sainz (Toro Rosso) mit vielen Elektrik-Problemen.
Am Nachmittag zeigte dann Ferrari unter den dunklen Regenwolken sein freundlicheres Gesicht, auch wenn der erste Vergleich mit Mercedes natürlich zu früh wäre. Da müssen schon bessere Bedingungen her. Am Freitag siegte hier der Regen – und der Zufall.