Der erste Trainingstag im düsteren Austin (Regen zu Beginn am Vormittag) stand im Zeichen von Verstappen, Kubica und auf der Strecke von Hamilton und Vettel.
Am Morgen Hamilton…
In den ersten 90 Minuten lag der Brite 0,59 Sekunden vor dem Deutschen, der ja auch 59 Punkte Rückstand hat. Am Nachmittag rutschte dann Vettel bereits nach 20 Minuten mit dem Ferrari in Kurve 19 von der Piste, landete im Kiesbett, konnte aber den Turbomotor am Leben erhalten.
Doch der Ferrari musste genau untersucht werden. Vettel verlor über eine Stunde an den Boxen. Und Hamilton spulte sein Mercedes-Programm defektfrei runter.
WM-Leader Hamilton schaute sich am Nachmittag an, wie sich beide Red Bull kurz vor ihn schoben. Dann übernahm er für den 17. WM-Lauf am Sonntag (TV live ab 21 Uhr MESZ) wieder das Kommando. Dabei unterbot er auch seine Pole-Zeit von 1:34,999 vor einem Jahr klar.
Am Samstag werden sich in Deutschland einige wundern. Der 61-fache GP-Sieger gab der Süddeutschen Zeitung ein Interview. Der Titel: «Ich liebe Angela Merkel!»
Kubica – dank Manager Rosberg
Im Transfer-Fall des Polen Robert Kubica fehlt noch die offizielle Bestätigung. Doch die zwei Tests in Silverstone und Budapest mit dem 2014er-Autos haben offenbar die Verantwortlichen überzeugt. Bereits im August mit dem aktuellen Renault hatte Kubica in Ungarn überrascht.
Für dieses doch eher überraschende Formel-1-Comeback dürfte sein neuer Manager, der zurückgetretene Weltmeister Nico Rosberg (!) einen grossen Teil dazu beigetragen haben: «Robert hat den absoluten Speed der Spitze. Und nur das zählt!»
Kubica, 2008 in Montreal der bisher einzige Sauber-Sieger (mit BMW-Power), war drei Jahre später bei einem kleinen Rallye-Rennen in Norditalien schwer verunglückt. Seither kann er die rechte Hand kaum noch richtig bewegen. Doch aus werbetechnischen Gründen ist Kubica natürlich ein Hammer.
Sohn fährt auf dem Williams mit
Für den elffachen GP-Sieger Felipe Massa (36), der auf eine schnelle Entscheidung drängte, dürfte dies das endgültige Ende seiner Karriere sein. Vor einem Jahr wollte der Brasilianer aufhören, dann holte man ihn aus der Pension zurück – und jetzt wäre er gerne weitergefahren. «Ich bin weiter der richtige Mann für Williams!» In Austin hatte er bis jetzt Kollege Lance Stroll (18) im Griff.
Und für die beiden andern auf den zweiten Williams-Sitz hoffenden Piloten, Paul die Resta und Pascal Wehrlein, sind auch diese Träume vorbei.
Auf beiden Williams-Boliden findet man übrigens auf den Frontflügel-Endplatten einen seltsamen Namen: Nathaniel Louis Harris. Auflösung, es ist der Name des kürzlich geborenen Sohnes von Teamchefin Claire Williams…
Max: Jetzt fliessen Millionen…
Für Verstappen dagegen steht über der nahen Zukunft ein Fragezeichen: Warum hat der Holländer (2017 immerhin sieben Ausfälle) plötzlich einen Sinneswandel gemacht? Mit dem Renault-Motor kann er zwar gewinnen (wie 2016 in Spanien und 2017 in Malaysia), aber wenn es um den Titel geht, bleibt Mercedes die erste Adresse.
Denn bis Ende 2020 bleibt die alte Motoren-Regel (Hybrid) bestehen. Und von den bisherigen 75 Rennen haben die Silberpfeile 61 gewonnen. Dazu je sieben Erfolge für Ferrari und Red Bull. Einige Experten glauben im «Fall Verstappen» aber, dass Porsche vielleicht zurückkommt – und schneller als man erwartet hat.
Krach Mercedes – Red Bull
Eins ist klar: Zur Umstimmung des zukünftigen Weltmeisters musste Red Bull tief in die Millionen-Kiste greifen. Sein Salär ist zwar nur Spekulation. Doch unter zehn Millionen Euro steigt Max sicher nicht mehr in eine Saison. Mercedes-Chef Toto Wolff: «Dank uns konnte er seinen Preis hochtreiben!» Red Bull-Sportdirektor Helmut Marko giftelte zurück: «Mercedes muss einsehen, dass Max lieber bei uns fährt!»
Der normale Sauber-Alltag
Bei Sauber kam im ersten Training für Pascal Wehrlein (23) der Ferrari-Testpilot und Formel-2-Meister Charles Leclerc (20) aus Monte Carlo zum Einsatz. Der Deutsche stand in der Boxengasse und gab Sky ein Interview: «Wir reden für 2018 mit allen Teams, die noch ein Cockpit haben!» Da wären Williams und Toro Rosso wohl schon mal raus. Bleibt Sauber…
Leclerc, der für nächste Saison in Hinwil gesetzt ist, war als Letzter um 0,7 Sekunden langsamer als vor ihm Teamkollege Ericsson. Dahinter nur noch Alonso, der im McLaren-Honda keine Zeitrunde drehen konnte!
Am Nachmittag lag dann Wehrlein als 18. um 0,1 Sekunden vor Ericssson (19.). Dahinter nur noch Grosjean im Haas-Ferrari mit grossen Bremsproblemen.
Viermal zehn Strafplätze…
Das Motoren-Debakel und der Strafen-Wahnsinn gehen auch in Amerika weiter. Hülkenberg, Vandoorne, Hartley und Verstappen brauchen neue PS-Herzen – und starten am Sonntag schon mal zehn Plätze zurück! Was Sauber wieder einige besserte Startplätze bescheren wird.
Die Qualifikation steigt am Samstag übrigens erst um 23 Uhr MESZ (TV live). Ein Konzert von Justin Timberlake hinter dem Fahrerlager verlängerte die normale Pause zwischen dem drittten Training und der Quali von zwei auf vier Stunden. Die Teamchefs fluchten. Doch die neue Formel-1-Regierung mit dem in Irland geborenen Amerikaner Chase Carey will einfach mehr Show. Und vor allem hier in Texas heisst es: America first.
Sainz schlug Hülkenberg
Das interessanteste Duell war sicher jenes vom bisherigen Renault-Teamleader Nico Hülkenberg gegen Team-Neuling Carlos Sainz. Und der Spanier hat dem Deutschen schon mal angedeutet, wo der Hammer hängt. Er nahm Hülk gleich 0,8 Sekunden ab. Am Nachmittag trennten die beiden noch 0,005 Sekunden
Bei Toro Rosso gab der Neuseeländer Brenton Hartley (27) einen guten Einstand, konnte Testpilot Sean Gelael aus Indonesien (der den kurz zurückkehrende Kwyat in den ersten 90 Minuten ersetzte) schlagen. Alles andere wäre für Toro Rosso eine Enttäuschung gewesen…