Für Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda (66) ist klar: «Seit Sonntag schrillen an allen unseren Standorten die Alarmglocken!» Der dreifache Weltmeister weiter zu BLICK:
«Wir lassen die Alarmglocken so laut wie möglich ertönen, damit es auch der Letzte im Team merkt, was es geschlagen hat. Der Lärm muss allen unseren Mitarbeitern weh tun! Ich habe immer gesagt, dass wir das Jahr 2014 nicht wiederholen können.»
Die Silberpfeile, die letzte Saison 16 von 19 Rennen gewannen, beschäftigen rund 750 Leute in Brackley und Stuttgart. Dazu kommen 500 Angestellte in der Motorenfabrik von Brixworth, wo natürlich auch die Aggregate von Williams, Force India und Lotus gebaut und überprüft werden.
Bei Ferrari munkelt man von über 900 Mitarbeitern in Maranello. Der neue Machtkampf um den WM-Thron sprengt alle Dimensionen. Ferrari buttert jetzt noch zusätzlich 100 Millionen Euro in den Windkanal und die Simulatoren (im SonntagsBlick).
Die Millionen werden an der Spitze dort ausgegeben, wo man sie braucht. Lauda: «Wir haben hinter Red Bull und Ferrari sicher nur das drittgrösste Budget!» Die Zahlen von weit über 300 Millionen Euro bleiben natürlich überall geheim.
Der GP Malaysia (verlängerte Vertrag soeben bis 2018) war für den angeschlagenen Zirkus weltweit Gold wert. Der Sport löste wenigstens für 100 Minuten den Krach ab.
Für Mercedes-Teamchef Toto Wolff (43) war die «Niederlage» mit den Plätzen zwei und drei trotzdem positiv: «Es scheint so, als ob die Formel 1 immer dann zuschlägt, wenn bestimmte Leute viel Lärm darum machen, die Regeln zu ändern. Das war im vergangenen Jahr in Bahrain der Fall, und heute haben wir das wieder erlebt. Es war kein perfekter Tag für Mercedes, aber es war ein guter für die Formel 1.»
Die sportliche Einstellung des Wieners ist erfrischend. Auch Ferrari hat dank der neuen Führung einen Teamgeist ins Spiel gebracht, den man bisher aus Maranello nicht kannte.
Der rote Teamchef Maurizio Arrivabene (57): «Das war kein Sieg eines Mannes, sondern eines Teams, das durch seine disziplinierte Arbeit wie eine Schweizer Uhr lief – oder muss ich wohl eine italienische sagen?»
Der Italiener, der seit seinen Marlboro-Zeiten in Lausanne wohnt und ab und zu nach Zürich geht («Meine Partnerin liebt die Bahnhofstrasse!»), hält «nichts von Glück oder Pech. Du bekommst immer das, was du verdienst. Wir müssen jetzt auf dem Boden der Realität bleiben, weil Mercedes weiter das führende Team ist. Aber wir sind jetzt sicher näher dran».
Der teuerste Angestellte, Sebastian Vettel (27), brauchte in Australien und Malaysia nur 612 Kilometer, um sich in den heiligen Hallen von Maranello unsterblich zu machen. «Der Druck bleibt auch nach diesem Sieg sehr hoch. Wir müssen noch härter arbeiten, um Mercedes wirklich ernsthaft zu bedrängen.»
Sein schneller Premieren-Erfolg mit Ferrari hat seine vielen Kritiker aus der goldenen Red-Bull-Zeit (4 WM-Titel) sicher überrascht. Der Wahl-Thurgauer hat jetzt endgültig bewiesen, dass er zu den Grössten gehört.