Ein Grosser hängt am Sonntag freiwillig den Overall an den Nagel. Im 299. und letzten Grand Prix (zwei verpasste er 2022 wegen Corona) nimmt der vierfache Weltmeister von 2010 bis 2013 auf seinem Helm mehr als 250 kleine Porträt-Fotos von seinen Fans mit auf die letzten Runden.
Der Preis für diese emotionale Reise mit einem aussergewöhnlichen Fahrer und einem speziellen Helm – 500 Euro. Natürlich wird das Geld für einen guten Zweck gespendet.
Diese Aktion ist typisch für Sebastian Vettel (35). Er will von den Fans geliebt werden, will ihnen für ihre Treue danken. Und seine Freunde hat er am Samstagabend, um 21 Uhr, in Abu Dhabi eingeladen, mit ihm gemeinsam eine Runde auf seiner letzten Rennstrecke zu Fuss zu absolvieren. Das sind mehr als 5200 Meter.
Vettel muss man erlebt haben
Sebastian Vettel kann man nicht beschreiben. Man muss ihn erlebt haben. Der Chronist hatte dieses Glück. Danke, Seb, für tolle 16 Formel-1-Jahre. Du warst immer ein besonderer Mensch. Bei deinen 53 Siegen und 122 Podestauftritten – aber eben auch neben der Strecke.
Du warst in den letzten Jahren am andern Leben neben der Scheinwelt fast mehr interessiert. Du hast die wahren Probleme auf unserem Planeten erkannt, konntest diese aber nicht alle zu deiner Zufriedenheit angehen. Weil du im Motorsport dafür kaum die richtigen Argumente in die Runde werfen konntest.
Jetzt gehst du, willst das andere Leben mit deiner Frau und den drei Kindern im Thurgau geniessen. Deine Fans hätten dich gerne weiter im Cockpit gesehen. Doch du schliesst ein Comeback aus.
Auch wenn Hamilton darauf wettet, dass du zurückkommst. Deine Antwort sagt einiges: «Okay, Lewis, aber dafür muss ich in deinem Mercedes sitzen!»
Wer ist und wer war er nun, dieser Sebastian Vettel? Er sagt: «Ich war immer freundlich, humorvoll, wachsam – ich war einfach ich!»