Nach zehn der 60 letzten Trainings-Minuten fanden wir erst drei Fahrer mit einer Zeit auf dem Computer: Räikkönen, Schumi und Mazepin. Drei Anwärter auf den schnellen Rauswurf im ersten Teil der Qualifikation ab 18 Uhr MEZ (TV live).
Hamilton droht Ärger
Dann gingen die beiden Mercedes und Ferrari auf die Strecke. Alles noch bei Tageslicht. Aber die Show spielt sich in Saudi-Arabien ja wie in Singapur, Bahrain, Abu Dhabi und Katar unter Flutlicht ab. Rennstart am Sonntag: 20.30 Uhr Lokalzeit (18.30 MEZ).
Als Titeljäger Hamilton, der seine 103. Pole-Position jagt, auf der «coolen Strecke» erstmals Gas gab, lag er schon vorne. Der Brite ist richtig heiss auf den 21. WM-Lauf 2021: «Der achte WM-Titel wäre für mich der wertvollste. Weil wir damit ein unbekanntes Territorium betreten, weil es der härteste WM-Kampf seit langem ist, weil er gegen alle Widerstände erzielt worden wäre und weil die Pandemie alles noch schwerer macht!»
Hamilton musste wegen Missachtung doppelt geschwenkter Gelber Flaggen noch bei den Stewards antraben. Weil die Gelb-Phase aber zu kurz war für eine Reaktion, kommt der Brite ungestraft davon.
Warten auf die Dramen…
Obwohl selbst die Fahrer von einer tollen aber eben auch sehr gefährlichen Piste am Roten Meer sprachen, blieben bis jetzt die Dramen aus. Natürlich mit einer Ausnahme, als Charles Leclerc sechs Minuten vor dem Trainingsende am Freitag seinen Boliden in den Tecpro-Mauern zerknitterte.
Und Ferrari zwei Stunden später stolz vermeldete: «Wir können das Auto wieder aufbauen!» Aber wie schnell kehrt das Vertrauen wieder zurück? Zudem kommt sein spanischer Teamkollege Carlos Sainz immer besser in Fahrt. Nur in Portugal und Frankreich (zweimal Elfter!) hat Sainz nicht gepunktet und liegt als WM-Siebter nur 6,5 Punkte hinter Leclerc.
Schock von Alpha Tauri
Nach 32 Minuten hat WM-Leader Verstappen die Führung übernommen – mit 0,102 Sekunden vor Hamilton. Dahinter stellen sich wieder einmal die beiden Alpha Tauri-Honda ins Rampenlicht. Aber Gasly und vor allem Tsunoda (diesmal vor dem Franzosen!) müssen die hohen Erwartungen auch mal erfüllen.
Bei Alfa-Sauber tanzten Giovinazzi (12.) und Räikkönen (13.) wieder mal im breiten Mittelfeld herum. Tendenz leicht steigend. Aber wie oft wurden die positiven Prognosen über den Haufen geworden?
Klebt Blut am Sponsorgeld?
Den grössten Ärger hat Mercedes hinter den Kulissen. Das frische Sponsorengeld von der irischen Baufirma Kingspan klebt seit Freitag auf den Autos. Und schon gab es einen Shitstorm. Neben der britischen Regierung protestierten jetzt auch die Überlebenden und Angehörigen von Opfern des Grossfeuers im Grenfell-Tower von London 2017. Damals kamen 70 Menschen ums Leben.
Sachverständige machten danach das Baumaterial von Kingspan als Brandbeschleuniger aus. Doch die Firma wehrt sich in den britischen Medien seit Jahren, dass sie weder bei der Planung noch bei der Konstruktion an den Fassaden eine Rolle gespielt haben.