Verstappen gegen Ben Sulayem
Das falsche Königsduell

Eine harmlose Beleidigung von WM-Leader Verstappen an das eigene Auto macht der arabische FIA-Präsident Ben Sulayem zur Staatsaffäre. Kommt es zum Eklat? Und der Transfermarkt wirbelt weiter Staub auf. Hier gehts zum Inside von Roger Benoit.
Publiziert: 28.09.2024 um 16:42 Uhr
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Im Zoff: Max Verstappen (l.) und FIA-Präsident Ben Sulayem.
Foto: Lukas Gorys
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Roger BenoitFormel-1-Experte

Hast du öffentlich auch schon mal über dein eigenes Auto geflucht? Wenn ja, dann ist kaum etwas passiert. In der Formel 1 ist das anders. Wenigstens seit Singapur. Da wetterte WM-Leader Max Verstappen (wird am Montag 27) in der offiziellen Medienkonferenz über seinen seit Wochen störrischen Red Bull: «It’s a fucking car!» Nett übersetzt: «Es ist ein Scheiss-Auto!»

GP-Piloten keine Einheit?

Das F-Wort, von vielen Fahrern seit Saisonbeginn, während der Rennen für einen Gegner gebraucht («What a fucking Idiot»), ist jetzt FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayam (62) plötzlich ein Dorn im Auge. Er verdonnerte Verstappen zur Verrichtung von Sozialarbeiten. Das kam beim Holländer und den meisten seiner Kollegen nicht gut an. Hamilton: «Max sollte die lächerliche Strafe ignorieren. Ich würde es auch!»

Und der Fahrer-Chef Alex Wurz (früher GP-Pilot und ORF-Kommentator) legte Protest ein. Aber der wurde abgelehnt. Und man kennt es von früher: Die Fahrervereinigung ist eine schwache Bande. Sobald Druck von den Teams oder den WM-Organisatoren kommt, zerbröckelt die Einheit. Und diesmal?

Millionen-Star dank F-Wort

Der frühere Haas-Chef Günter Steiner (59), der sich mit den F-Wörtern auf Netflix zum Millionen-Star machte: «Dieser Fall ist ein fucking Witz!» Jetzt schlägt sich der Südtiroler mit TV-Einsätzen durch – und poltert weiter.

Übername «Simsalabim»

Verstappen droht sogar mit Rücktritt, was noch nicht allzu viel bedeutet. Aber die an und für sich lächerliche Situation scheint zu eskalieren. Ben Sulayem (Übername «Simsalabim») ist seit seinem Amtsantritt im Dezember 2021 (als in Abu Dhabi das weiter umstrittene WM-Finale stattfand) nie richtig angekommen.

Der Mann aus Dubai tritt in viele Fettnäpfchen, hat jetzt sogar einen früheren GP-Journalisten zu seinem Berater ernannt. Der hat ihn im Fall von Verstappen auf jeden Fall schlecht beraten. Ben Sulayem liegt auch mit den Formel-1-Besitzern und Geschäftsführer Domenicali im Clinch. Der Araber sollte sich weniger ins Rampenlicht stellen und sich mehr dem Kerngeschäft, dem internationalen Automobilverband, mit den Problemen in fast 200 Mitgliedsländern widmen.

Das wahre Königsduell

Der Fall Verstappen bringt nur eine geistige Unruhe in die Formel 1 – und das wahre Königsduell zwischen Norris und Verstappen leidet. Zur Mathematik: Wenn der Brite alle sechs WM-Läufe mit der jeweils schnellsten Rennrunde und die drei Sprints gewinnt, wird am Ende Verstappen zum vierten Mal Champion, sollte er neunmal Zweiter werden. Der fehlende Norris-Punkt wäre dann jener, den ihm Ricciardo im Racing Bulls beim GP-Abschied in Singapur mit der schnellsten Runde versaute.

Hülk, Bottas – und wer?

Die exklusive Blick-Story «Hinwiler Seniorenheim sucht Mitbewohner» wird vor Austin in drei Wochen aufgelöst. Der Brasilianer Gabriel Bortoleto (19) soll neben den Stammfahrern Hülkenberg (37) und Bottas (35) als Ersatz- und Testfahrer für den Audi-Einstieg aufgebaut werden. Der sensationelle Franco Colapinto bei Williams ist offenbar schon bei den zwei Bullen-Teams ein Thema. Wenn der bald vierfache Vater Pérez in Mexiko tatsächlich seinen Rücktritt auf Saisonende bekannt geben sollte. Es bleibt auch neben der Strecke spannend.

Das Hunt-Double ist tot

Die traurige Nachricht der Woche. Wieder hat die Formel 1 einen ihrer 777 Piloten verloren: Rupert Keegan erlag auf der Insel Elba einem Krebsleiden. Der stets lustige Brite, der in seiner Art und Haarpracht an James Hunt erinnert, wurde 69 Jahre alt. Keegan stand mit March, Williams, Surtees und Hesketh 25 Mal am Start, wurde 1977 in Zeltweg Siebter.

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