Die FIA-Kommissare waren schon beim GP Österreich mit Strafen überfordert. Aber als Aston Martin dann noch einen Protest einlegte, musste man eine Nachtschicht einlegen. Und über 1200 Szenen nochmals im Sekundenraster anschauen.
83 Fälle – dann begann das Theater
Während der 71 Runden wurden von den Kommissaren und den Spionen an der Strecke 83 Fälle notiert. Also Vergehen gegen die Track Limits in Kurve 9 und 10. Wer dort mit dem ganzen Auto die weisse Linie überschritt, wurde mit einem Punkt bestraft.
In der Sprint-Quali am Freitag wurden 47 «Fouls» geahndet und jeweils mit der Streichung der Rundenzeit bestraft. Das ging am Sonntag nicht. Wer diesmal sein Auto nicht im Griff hatte, bekam nach vier Überschreitungen eine Fünf-Sekunden-Strafe. Dann wurde das Sündenregister gelöscht – und alles begann von vorne. Mit drohenden Disqualifikationen hätte man mehr erreicht!
FIA verlor die Übersicht
Aston Martin fragte: Hat man wirklich alle Übertretungen bestraft? Die FIA musste kleinlaut zugeben, dass man die Übersicht verloren hatte. Und begann von vorne. Am Ende bekamen acht Fahrer weitere Sekunden Strafen aufgebrummt: Ocon (30), De Vries (15), Sargeant, Hamilton, Sainz, Gasly und Albon (je 10) und Tsunoda (5).
Das Podest blieb unberührt
Die FIA hatte Glück: Das Podest (Verstappen, Leclerc, Pérez) blieb vom Chaos verschont. Und die restlichen sieben Punkteplätze wurden durchgeschüttelt. Sainz verlor als einziger zwei Plätze (Sechster statt Vierter). Gasly (Alpine) tauschte mit Stroll (Aston Martin) die Ränge 9 und 10), wie die beiden Mercedes (7 und 8). Norris (4.) und Alonso (5.) gewannen dank Sainz je eine Position.
Am Ende hatte das protestierende Aston Martin Team drei WM-Punkte mehr – und Ferrari vier weniger. Dazu kamen als Bilanz die stinksauren Fans, die die Strecke mit einem falschen Resultat längst verlassen hatten.
Alfa-Sauber gewann 3 Plätze
Der «Sieger» bei den Punktelosen war Alfa-Sauber. Zhou, dessen Abreissvisier sich in die Kühlanlage verirrte: 12. statt 14. Und Langsamstarter Bottas, der sich bei Tsunoda gleich den Frontflügel beschädigte: 15. vorher 16.
MotoGP gegen ein Kiesbett
Der letzte Satz nach dem stundenlangen Nachsitzen der FIA war der wichtigste: Wir empfehlen der Formel 1, dass in diesen zwei Kurven eine Änderung vorgenommen werden sollte!
Die einfachste Lösung hinter den Randsteinen wäre ein Kiesbett statt Asphalt. Aber damit ist die MotoGP, die im August hier fährt, nicht einverstanden: «Zu gefährlich!»
Wer findet eine Lösung?
Jetzt sucht die tolle Strecke in der Steiermark (wo diesmal 340'000 Tickets verkauft wurden), das Ei des Kolumbus. Noch so ein Theater kann sich selbst der Zirkus nicht erlauben.
Auch wenn es herrliche Szenen gab. So schrie der von Mercedes immer wieder gewarnte Hamilton jeweils in den Funk: «Okay, okay, aber was ist mit Sainz? Der fährt jedes Mal über die weisse Linie!» Nur zwei Fahrer hatten übrigens eine reine Weste: Russell und Zhou.