Trauer in der Formel 1
Legendärer Teamchef Sir Frank Williams (†79) ist tot

Traurige Nachrichten aus der Formel 1. Der langjährige Teambesitzer Sir Frank Williams ist verstorben. Der Engländer, der 35 Jahre lang Tetraplegiker war, wurde 79 Jahre alt.
Publiziert: 28.11.2021 um 15:44 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2021 um 18:25 Uhr
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Sir Frank Williams ist am Sonntagmorgen verstorben.
Foto: AFP
Roger Benoit und Wladimir Steimer

«In tiefer Trauer teilt das Williams-Team und die Williams-Familie mit, dass Sir Frank Williams, Gründer und langjähriger Team-Besitzer von William Racing, im Alter von 79 Jahren verstorben ist», lautet die Nachricht, welche der Williams-Rennstall am Sonntagnachmittag veröffentlicht.

Auch die Formel 1 stimmt in die Kondolenzen ein: «Wir sind voller Trauer über das Ableben von Sir Frank Williams. Sein Leben war von der Leidenschaft für den Motorsport getrieben. Sein Vermächtnis ist unmessbar und wird für immer Teil der Formel 1 sein. Ihn zu kennen war eine Inspiration und ein Privileg. Er wird uns sehr, sehr fehlen ...»

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114 Siege – der erste von Clay!

Es war 1966, als der junge Frank Williams seinen Rennstall gründete. Und 13 Jahre später holte er mit seinem Team den ersten von 114 Siegen in der Formel 1: Der Schweizer Clay Regazzoni gewann 1979 den GP in Silverstone.

Doch dieser Sieg begeisterte den Teambesitzer nicht richtig. Das Problem: Williams setzte voll auf seinen anderen Piloten, seinen australischen Liebling Alan Jones. Seine Ehefrau Virginia «Ginny» (1946, †7. März 2013) entschuldigte sich damals sogar bei Blick für das Verhalten ihres Franks. Ein Jahr später wurde Jones Weltmeister, der erste von sieben Titeln für den englischen Rennstall.

Clay im Formel-1-Rollstuhl

Den dümmsten Einfall leistete sich der Williams-Rennstall allerdings im Jahr 1979, als man Clay Regazzoni einen modifizierten Rollstuhl mit Formel-1-Reifen schenkte. Sechs Monate später schlug das Schicksal zu – und Clay sass fortan im Rollstuhl. Und nochmals sechs Jahre später erwischte es Williams selber.

S/11/14
FOTO: LUKAS GORYS, 15.3.2014, MELBOURNE (AUSTRALIEN):   ALAN JONES, DER AUSTRALISCHE F1-WELTMEISTER VON 1980 VOR SEINER BUESTE  IM ALBERT PARK
Alan Jones.
Lukas Gorys
Die F1-Weltmeister auf Williams

1980: Alan Jones

1982: Keke Rosberg

1987: Nelson Piquet

1992: Nigel Mansell

1993: Alain Prost

1996: Damon Hill

1997: Jacques Villeneuve – nach umstrittenem Crash mit Michael Schumacher (Rammstoss in Jerez)

S/11/14
FOTO: LUKAS GORYS, 15.3.2014, MELBOURNE (AUSTRALIEN):   ALAN JONES, DER AUSTRALISCHE F1-WELTMEISTER VON 1980 VOR SEINER BUESTE  IM ALBERT PARK
Alan Jones.
Lukas Gorys

1980: Alan Jones

1982: Keke Rosberg

1987: Nelson Piquet

1992: Nigel Mansell

1993: Alain Prost

1996: Damon Hill

1997: Jacques Villeneuve – nach umstrittenem Crash mit Michael Schumacher (Rammstoss in Jerez)

Team-Verkauf war ein harter Schlag

Frank war ein Wahnsinniger. Ein vom Sport Besessener, der früher nackt um Kirchentürme herumsprang, um sich so ein paar Münzen fürs Portemonnaie zu ergattern. Das Geld blieb stets ein Faktor bei Williams. Doch er hielt sich immer über Wasser. Bis 2020 in Monza bekannt wurde, dass das drittälteste F1-Team nach über 40 Jahren verkauft wird. Schon damals munkelte man, dass dies Franks Gesundheit nicht zuträglich ist. Er, der seit März 1986 nach einem Autounfall Tetraplegiker war.

Das Ende kommt also nicht allzu überraschend. Williams war an jenem verhängnisvollen 8. März 1986 zusammen mit seinem Teammanager Peter Windsor von Testfahrten in Le Castellet in Südfrankreich auf dem Weg zum Flughafen, als sich die beiden mit überhöhter Geschwindigkeit im Mietauto überschlugen. Das eingedrückte Dach stiess dabei die Wirbelsäule von Williams so zusammen, dass er fortan querschnittgelähmt auf den Rollstuhl angewiesen war. 35 Jahre lang lebte er als Tetraplegiker – einmalig auf dieser Welt.

Senna-Tod konnte er nie richtig verkraften

Nach dem Verkauf des Teams an US-Investoren wurde der Name zwar behalten. Doch dies war ein schwacher Trost für Williams. Was er zudem nie richtig verkraften konnte, war der Tod von Ayrton Senna am 1. Mai 1994 in Imola. Der Brasilianer wollte unbedingt mit Williams Weltmeister werden, so wie Nelson Piquet (1987) und Alain Prost (1993), und schlug sogar Ferrari-Angebote aus. Doch dann kam Imola. Und damit ein weiterer herber Einschnitt ins Leben des Frank Williams.

Der Verkauf 2020 war nicht zu verhindern. Schon vorher übernahm seine Tochter Claire das Amt der Teamchefin. Und auch sein langjähriger Busenfreund Bernie Ecclestone konnte ihm nicht mehr helfen. Ecclestone, lange sein bester Freund, half ihm über die Jahre mindestens fünf Mal aus finanziellen Nöten. Ohne seine Hilfe wäre das Team längst eingegangen. Doch Bernie war immer wieder zur Stelle, verlangte nie auch nur einen müden Rappen zurück. Denn für Ecclestone war klar, dass man so einem Typen voller Enthusiasmus, voller Energie für den Sport, helfen muss. Williams war auch der erste, der saudi-arabische Sponsoren ins Boot holte.

Letzten Podestplatz vor TV gefeiert

Nun also ist Sir Frank, der 1999 von Königin Elisabeth II. für seine Verdienste um den britischen Motorsport zum Knight Bachelor geschlagen wurde, in den frühen Morgenstunden des Sonntags von der Erde gegangen – nach 114 GP-Siegen und sieben Weltmeistertiteln. Am Freitag noch wurde er ins Spital eingeliefert – wo er im Alter von 79 Jahren im engsten Familienkreis verstarb.

Den letzten Podestplatz seines Teams, jener von George Russell als Zweiter Ende August beim GP Belgien in Spa-Francorchamps (hinter Sieger Verstappen), konnte Frank übrigens noch zuhause vor dem TV feiern.

Der im Dezember abtretende FIA-Präsident Jean Todt (75) schreibt zum Tod von Williams bei Twitter: «Das sind sehr traurige Nachrichten. Sir Frank Williams hat bleibenden Eindruck in der Formel 1 hinterlassen. Er war ein Pionier, eine aussergewöhnliche Persönlichkeit und ein Vorbild. Im Namen der gesamten FIA-Community: Unsere Gedanken sind bei seiner Familia, seinen Freunden und Williams-Racing. Ruhe in Frieden, mein Freund!»

Sir Frank auf heisser Runde mit Sir Lewis

Legendär ist derweil auch eine Aktion von vor zwei Jahren. Damals feierte Sir Frank sein 50. Jubiläum als Teamchef – und wurde zu diesem Anlass nach dem Rennen in Silverstone von Sir Lewis Hamilton als Beifahrer auf eine schnelle Runde in einem Mercedes-AMG S 63 (612 PS) mitgenommen. Hamilton erklärt Sir Frank, dass man ihm aufgetragen habe, langsam zu fahren. «Soll das ein Witz sein?», entgegnet dieser entrüstet.

Doch der «Ausritt» mit Sir Lewis machte Williams mächtig Freude. Er sagte danach: «Das hat sehr, sehr grossen Spass gemacht. Ziemlich unvergesslich, muss ich sagen, ziemlich unvergesslich. Diese Erinnerung wird in meinem Gehirn sehr lange weiterleben, Lewis.»

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