Die Zahlen sind klein. Doch hinter den Mini-Massen von 38 kg und 1,48 Metern steckt das Potenzial, in Zukunft ein Grosser zu werden! Nachwuchs-Rennfahrer Elia Sperandio (15) aus Mels SG hat in den letzten fünf Jahren acht Meistertitel abgeräumt. Darunter viermal in Folge die Schweizer Meisterschaft. Allesamt im Kart-Sport. Also dort, wo auch jeder grosse Formel-1-Champion wie Lewis Hamilton einmal klein begonnen hat.
Für Beobachter der Schweizer Rennszene ist klar: Mit dem Sohn des Melser Schulbusfahrers wächst womöglich der nächste Marc Surer oder Sébastien Buemi heran. Aber trotz des auffällig grossen Talents werden erst die kommenden Jahre zeigen, ob aus dem 2.-Sekundarschüler dereinst ein Profi-Pilot wird. Zumal der schmächtige Teenager auch körperlich zulegen muss und deshalb nun diesen Winter von Ex-Alinghi- und Tom-Lüthi-Trainer Otmar Keller getrimmt wird. «Natürlich träume ich von der Formel 1», sagt Sperandio, «aber ich weiss, dass der Weg noch sehr weit ist. Jetzt will ich einfach in die Formel 4 und dort gute Resultate holen.»
Das Kapitel Kart ist für den 15-Jährigen beendet. Nach fast 12 Jahren! Denn der Youngster wird von Vater Roger schon mit 2 Jahren und 10 Monaten erstmals in einen Kart gesetzt. Elia ist damals zu jung, um sich heute daran zu erinnern.
Mit 4 Jahren fährt er sein erstes Rennen. Auf der Kartbahn in Lyss BE hält man die Idee zunächst für verrückt, denn Knirps Elia ist für gängige Massstäbe viel zu jung und zu klein. Doch nach ein paar Runden erkennen die Betreiber rasch: Der Winzling mit dem Skihelm – so kleine Vollvisierhelme gibts nicht – hat sein Gefährt voll im Griff.
Die Karriere ist in Gefahr
Jetzt ist für 2021 der F4-Einstieg geplant. 160 PS, 230 km/h. Es ist die unterste Stufe auf der Autosport-Leiter. Sperandio will beim renommierten Schweizer Nachwuchs-Rennstall von Andreas Jenzer fahren, der Berner Teamchef sagt: «Wir würden gerne mit ihm in der italienischen F4-Meisterschaft antreten.» Im Jenzer-Simulator und bei ersten Testfahrten auf italienischen Pisten wie Imola hat Sperandio bisher überzeugt.
Aber trotzdem ist seine Karriere in Gefahr, bevor sie richtig begonnen hat. Für den F4-Einstieg ist zwar ein potenter Sponsor gefunden, doch noch immer müssen rund 170000 Franken her. Geld, dass die Familie des Schulbusfahrers nicht hat. Zu Kart-Zeiten klaubte Vater Roger auch mal gebrauchte Reifen aus der Abfallmulde, die Gegner weggeworfen haben.
Jetzt soll ein Crowdfunding auf der Plattform «I believe in you» 70´000 Franken bringen und so helfen, dass der Traum von Elia, Schwester Aylin und der Eltern Daniela und Roger nicht platzt. Der Papa, früher bei Bergrennen am Start und Antriebsfeder bei der Karriere von Elia, sagt: «Sonst ist alles vorbei und wir fahren nächstes Jahr nur noch als Hobby ein bisschen Kart.»
Das Budget und die nächsten zwei, drei Jahre entscheiden, ob aus dem Kart-Knirps nur ein schneller Hobby-Pilot wird – oder ob der St. Galler auf den Spuren von Yuki Tsunoda (20) wandelt, der es trotz seiner Mini-Masse von 54 kg und 1,59 m in die Formel 1 geschafft hat und 2021 für Alpha Tauri fährt!