Die Spuren, die der Formel-2-Schweizer Ralph Boschung am Morgen hinterlassen hat, sind in der Budapest-Quali immer noch ersichtlich. Die Strecke glänzt bei Kurve 4 immer noch im Weiss des Bindemittels, das gebraucht wurde, um die rund 100 Meter lange Ölspur des Wallisers zu beseitigen.
Dafür liegt beim Kampf um gute Startplätze kein Wasser auf der Strecke. Der angekündigte Regen zieht an der Rennstrecke vorbei.
15'000 Holländer jubeln
Bereits sieben GP-Siege hat Max Verstappen im Sack. Nun, beim 93. Anlauf, klappts zum ersten Mal mit der Pole – und das als 100. Pole-Setter in der Formel 1. Eine orange Wand jubelt auf den Tribünen der Budapest-Strecke: Rund 15'000 Verstappen-Landsleute feuern ihren Helden auch dieses Wochenende an.
Der junge Holländer wird am 30. September erst 22 Jahre alt. Nur Sebastian Vettel, Charles Leclerc und Fernando Alonso waren jünger, als sie zum ersten Mal in ihrer Karriere die Pole eroberten. Der siebenfache GP-Sieger: «Jetzt ist auch dieses Ziel erreicht. Aber die Punkte werden erst am Sonntag verteilt. Und da bekomme ich von hinten sicher Druck von Mercedes. Das wird lustig.»
«Zittert Hamilton vor Verstappen?», titelte BLICK unter der Woche. Nach der erste Pole von Verstappen dürfte ein Zittern zumindest nicht abnehmen. Der Rückstand des Holländers auf den Briten in der WM-Wertung beträgt noch 63 Punkte (Hamilton 225, Verstappen 162).
Leclerc wieder vor Vettel
Zum fünften Mal in Folge muss sich Sebastian Vettel von Teamkollege Charles Leclerc in der Quali geschlagen geben – seit der Vettel-Pole in Kanada. Und das, obwohl Leclerc im Q1 ein Fahrfehler unterläuft. Der Monegasse rutscht nach einem Dreher mit dem Heckflügel ins Polster am Streckenrand, Teile vom hinteren Teil des Autos splittern ab. Leclerc kann aber gleich weiter in die Box fahren und mit einem reparierten Auto an der weiteren Ausscheidung teilnehmen, die ihn letztlich auf Platz Vier bringt, einen Rang vor Vettel.
Die nächste Vettel-Schlappe: Seit seiner Pole in Montreal startet er nun zum vierten Mal in Folge nicht aus den ersten zwei Startreihen. Doch Vettel kann sich bestimmt mit einer anderen Neuigkeit trösten: Der vierfache Weltmeister (2010-2013) wird zum dritten Mal Vater! Spätestens im November wird die Familie in Ellighausen TG dann zu fünft sein.
Räikkönen in Top 10 – Strafe gegen Giovinazzi
Bei Alfa-Sauber geht es nach dem Kupplungs-Flop in Hockenheim (mit dem Verlust der zehn Punkte) um eine Wiedergutmachung bei den Fans. Ganz knapp schafft das Team den Sprung in die Top 10. Kimi Räikkönen rutscht da als 10. im Q2 hauchdünn rein. Nun startet er wie in Hockenheim wieder neben Haas-Ferrari-Pilot Romain Grosjean. Damals vor einer Woche in der dritten Reihe, nun ist es die fünfte (9. Grosjean, 10. Räikkönen).
Anders die Gefühlslage beim zweiten Alfa-Sauber. Antonio Giovinazzi schafft zwar den Sprung ins Q2, nicht aber ins Q3. Und dann wird der Italiener ins Visier der FIA genommen, weil er Lance Stroll (Racing Point) auf der Strecke blockiert haben soll.
Um 16.28 Uhr macht sich Giovinazzi zusammen mit Alfa-Sauber-Teammanager Beat Zehnder auf zur FIA-Rennleitung, um sich zu verteidigen. Es nützt nichts. Um 17.40 Uhr ist klar: Giovinazzi kriegt drei Strafplätze aufgebrummt.
«Mr. Bean» besucht Mercedes
Beim Rennstall von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas, die die letzten beiden Poles eroberten (Hamilton in Hockenheim und Bottas in Silverstone), beobachtet prominenter Besuch das Quali-Treiben: Rowan Atkinson! Der mittlerweile 64-Jährige erlangte Weltberühmtheit durch seine Rolle als «Mr. Bean».
WM-Leader Hamilton wird also von Verstappen im Pole-Kampf bezwungen. Aber auch Bottas schiebt sich um 1,8 Hundertstel vor den Briten. Hamilton dazu: «Da waren eben zwei schneller als ich. Doch ich freue mich auf den Sonntag und den Fight um den Sieg!» Wenn der Brite gewinnt, wäre es sein Ungarn-Triumph Nummer 7.
Bottas verkürzt im Quali-Duell mit Hamilton auf 5:7. Ein positives Ergebnis für den Mann, der weiterhin um sein Mercedes-Cockpit für die nächste Saison kämpfen muss und sagt: «Nur der Sieg zählt.»
Renault–Debakel – bitteres Williams-Ergebnis
Vor einer Woche beim GP Deutschland in Hockenheim schieden beide Renault aus. Jetzt folgt der nächste Rückschlag für den französischen Rennstall: Daniel Ricciardo muss bereits im Q1 die Segel streichen. Erstmals seit Silverstone 2017 übersteht der Australier (18.) die erste Quali-Hürde nicht. Nico Hülkenberg verpasst das Q3 dann um rund eine halbe Sekunde hinter Räikkönen klar, startet am Sonntag als Elfter.
Immerhin schafft es Hülkenberg im letztmöglichen Moment ins Q2. Damit verhindert er das erste Vorstossen eines Williams-Fahrers ins Q2 in dieser Saison. Weder George Russell noch Robert Kubica haben das 2019 geschafft. Nun war Russell ganz nahe dran.
Wolff: «Bottas oder Ocon»
Am frühen Abend verriet dann Mercedes-Chef Toto Wolff, dass die Fahrerwahl um den zweiten Sitz 2020 nur noch zwischen «Bottas und Ocon» geführt wird.
Zu den Quali-Resultaten und zur Budapest-Startaufstellung gehts hier!