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Schweizer Autobranche trauert um einen Grossen
Karl Foitek (†87): Ein ganzes Leben für vier Räder

Am Neujahrstag hat Karl Foitek (87) in der Klinik Hirslanden den Kampf gegen den Lymphknoten-Krebs verloren. Ein Grosser der Schweizer Automobilbranche ist tot. Vier Räder waren fast 70 Jahre lang sein Leben.
Publiziert: 02.01.2019 um 16:36 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2021 um 20:16 Uhr
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Karl Foitek ist 87-jährig gestorben.
Foto: Daniel Reinhard
Roger Benoit

«Unser Vater musste nicht lange leiden. Das war ihm immer wichtig. Und bereits am 25. Dezember verlor er den Lebensmut. Doch er hielt tapfer durch, bis er im Beisein seiner engsten Angehörigen und seiner Lebenspartnerin ohne fremde Hilfe im Spital einschlafen konnte!» Das sagte Sohn Frank Foitek (47) zu BLICK.

Der gebürtige Österreicher, rund 40 Jahre mit dem Schweizer Pass unterwegs, hinterlässt fünf Kinder: Carmen, Markus, Gregor, Reto und Frank.

Den 80. mit Sauber gefeiert

Am 28. April 2011 hatte Foitek in seiner Garage in Altendorf SZ mit Peter Sauber, Mario Illien, Dr. Peter Schetty und Co. seinen 80. Geburtstag gefeiert. «Nur meine Augen machen nicht mehr mit. Aber sonst fühle ich mich gut», sagte Foitek damals. Stets ein Lachen auf den Lippen.

Alles begann 1951 in Zürich

Es war der 1. Dezember 1951, als Karl Foitek mit 20 Jahren aus Österreich in die Schweiz reiste. Er hatt seine Lehre als Automechaniker erfolgreich abgeschlossen. Und er bekam dann bei der Emil Frey AG auch einen Job. Für 2.70 Franken pro Stunde!

An der Badenerstrasse liess er sich zum Jaguar-Spezialisten ausbilden. Doch Foitek wollte nicht nur die Kundenautos betreuen, er wollte selbst in diesen sportlichen Boliden sitzen.

1953 Testrunden auf GP-Strecke

Und seine Chance kam, wie das Magazin «zwischengas» verriet, sehr schnell. 1953 auf dem alten Bremgartenring. Im Vorprogramm zum GP der Schweiz! Foitek bereitet den Jaguar XK120 von Kurt Klaus für ein Rahmenrennen vor. Weil das Auto zu lang übersetzt war, musste Foitek in der Nacht nach Zürich zurück. Um eine neue Hinterachse einzubauen.

Als er zurückkam, forderte ihn Klaus auf, vor dem offiziellen Training selbst einige Testrunden zu fahren. «Ich war auf Anhieb schneller als Klaus, der im Rennen dann Zweiter wurde. Seit jenen Runden auf dem Bremgartenring wusste ich, dass auch ich Rennen fahren wollte.»

Rennstart ohne Lizenz…

1955 kaufte er bei Emil Frey einen Austin Healey und raste ohne Lizenz um die Pisten. «Diesen Lizenzkurs holte ich später in Monza nach!»

An eines seiner ersten Rennen in Österreich erinnerte sich Karl noch genau: «In der Mitte des dreieckigen Kurses lag ein Friedhof!» Es ist einer der tausend Geschichten, die Karl Foitek bei Treffen mit alten Wegbegleitern immer wieder erzählte.

1957 verliess er dann die Emil Frey AG, fuhr Rennen auf Alfa und Lotus. Diese Erfahrung machte sich Foitek zu nutze, breitete seinen Kundenkreis immer mehr aus.

Die Brauerstrasse in Zürich

An der Brauerstrasse in Zürich eröffnete Foitek das erste Geschäft, übernahm die Vertretung von Jaguar und den Verkauf von Alfa Romeo.

Die Kundschaft wurde grösser und war begeistert. Denn Foitek gewann insgesamt vier Schweizer Meistertitel. Es kamen in der Garage auch noch die Marke Lotus und dann vor allem Lamborghini dazu. Über 200 hat er davon in die Schweiz eingeführt.

Ferrari – seine ewige Liebe

Die engen Verhältnisse trieben die Foiteks nach Birmensdorf ZH. Dort machten Besitzerwechsel bei der Nobelmarke die Lage unsicherer – und so übernahm Foitek 1974 die Ferrari-Vertretung. Eine Liebe, die ihn bis zum Tod begleitete.

1985, also mit 55 Jahren, fuhr er noch einige Rennen um die Schweizer Meisterschaft. Mit einem Alfa Romeo GTV 6. Dritter in Dijon, Zweiter in Hockenheim. «Nicht schlecht für einen alten Sack», wie es Karl ausdrückte.

In der Formel 1 Millionen verloren

Dann wagte sich Karl Foitek mit seinem talentierten Sohn Gregor sogar in die Formel 1. Doch die Zusammenarbeit mit dem Baselbieter Autobauer Peter Monteverdi (starb 1998), die gemeinsam das Onyx-Team übernahmen, dauerte 1990 nicht lange. Zwei Zielankünfte (einmal 7. in Monaco) waren die Bilanz.

Foitek zog sich aus dem Geschäft zurück. Und sagte mir später einmal: «Dieses Abenteuer hat mich mehrere Millionen gekostet!»

Foiteks Söhne auch erfolgreich

Der gelernte Automechaniker widmete sich nur noch seiner Garage und den Vertretungen, die er 2004 verkaufte. Da waren seine Söhne Reto, Frank sowie Gregor längst im erfolgreichen Boot. Sie werden auch jetzt die Geschäfte weiterführen. Der Name Foitek verpflichtet, garantiert für saubere Arbeit.

«Dass meine Söhne mit viel Herzblut dabei sind, macht mich stolz und beruhigt», sagte er mir bei unserem letzten Treffen.

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