So angriffig war der 182 fache GP-Sieger McLaren gegen Honda noch nie. Die Japaner müssen die Worte von McLaren-Boss Zak Brown (45, USA) schon fast als Imageschädigung betrachten.
Der Nachfolger von Ron Dennis: «Die Japaner sind mit ihrem Latein irgendwo am Ende. Es geht nichts mehr vorwärts. Alle Änderungen bringen nichts. Wir können die Situation nicht länger akzeptieren und nur tatenlos herumsitzen.»
«Honda wirkt verloren»
Die klaren Worte sprach Brown bei der Weltagentur «Reuters», die natürlich auch Japan beliefert! Zak: «Irgendwie wirkt unser Partner verloren!»
Aber was ist die Lösung? McLaren kann zwar auf die jährlichen 100 Millionen Dollar von Honda verzichten und sich trennen (was aber noch viel mehr Geld kostet) – und dann auf Motorensuche gehen.
Nur die Rückkehr zu Mercedes ist bei nur noch zehn Teams fast unmöglich – ein viertes Team wird am Veto der Gegner scheitern. Vor allem Red Bull (mit Renaullt in der Turbo-Ära noch nie glücklich) will nicht noch einen zusätzlichen starken Rivalen.
Sauber – McLaren 4:0…
Interessant ist die Situation natürlich für Sauber, das sich 2018 ja an Honda gekettet hat. Sollten die Japaner sogar aussteigen, müssten die Hinwiler sich wieder neu orientieren. Klar, dass die Sauber-Führung hofft, dass Honda im dritten Jahr mit McLaren endlich in die Gänge kommt. Im direkten Duell führen die Schweizer ja gegen McLaren-Honda mit 4:0-Punkten!
Auf ein «Wunder» hofft auch Superstar Fernando Alonso (35). «Es ist jetzt Juni, bis September will ich wissen, ob es doch noch nach oben geht. Ich will endlich wieder gewinnen und Weltmeister werden. Also warten wir mal ab.»
Der nach aussen getragene Optimismus des Spaniers in Ehren. Er weiss selbst, dass dies nur ein Traum ist. Alonso, bei seinem Indy-Abenteuer vor zwei Wochen 20 Runden vor Schluss von einem Honda-Motorschaden gestoppt (!): «Es ist eigentlich schade, dass wir hier nur über die Zukunft reden – und nicht vom aktuellen Rennen, dem GP von Kanada!»
Alonso am Scheideweg!
Hier in Montreal gewann Alonso 2006 mit dem Renault, dem zweiten und bisher letzten Jahr, als er Weltmeister wurde. Der Spanier kann zwar McLaren verlassen – aber wohin will er? Ferrari nimmt seinen Ex-Fahrer nicht zurück, bei Mercedes ist Lauda strikte gegen Alonso und bei Red Bull ist für 2018 alles besetzt.
Geht da eine Karriere sang- und klanglos zu Ende? Alonso gehört neben Vettel und Hamilton sicher zu den drei besten Fahrern im Feld. Auch wenn jetzt einige Fans Namen wie Räikkönen, Verstappen, Bottas oder Ricciardo ins Spiel bringen…
Hamilton: «Ferrari Favorit»
Für den fünffachen Kanada-Sieger Lewis Hamilton (32) ist schon vor den ersten 90 Trainingsminuten klar: «Ferrari ist auch hier Favorit.» Solange die Silberpfeile ihre weichsten Reifen nicht ins Temperaturfenster bringen, rasen ihnen die Roten davon. In der WM hat Vettel bereits einen Vorsprung von 25 Zählern auf Hamilton. Und Mercedes muss jetzt (wie Ferrari) voll auf eine Nummer 1 setzen. Die Finnen Räikkönen und Bottas müssen das akzeptieren. Ihre Fans kaum…
Sauber: Wundertüte Montreal
Und Sauber? Die Hinwiler erlebten in Montreal schon alles: 2007 der schwere Unfall von Robert Kubica, der ein Jahr später mit Heidfeld – am 8. Juni – einen sensationellen Doppelsieg feierte. Dazu kamen weitere Crashes und auch einige WM-Punkte. Diesmal fehlen Wehrlein und Ericsson auf der Tempostrecke neben einer funktionierenden Kühlung und dem richtigen Temperaturfenster für den Gummi vor allem die nötigen Ferrari-PS. Auch wenn man mit dem Maranello-Turbo noch besser bedient ist als Alonso und Vandoorne. Die Japaner liegen 80 PS hinter Leader Mercedes (in der Qualifikation bis zu 980 PS).