Frau Kaltenborn, wurde in der Formel 1 in den letzten Jahren tatsächlich leichtsinnig Geld verpulvert? Hätte man das Ganze zum halben Tarif haben können?
Monisha Kaltenborn: Gewiss hätte man das alles sehr viel günstiger haben können, wenn auch nicht gleich zum halben Preis. Für die Kostensteigerungen in den letzten Jahren waren vor allem die vielen Änderungen der technischen Regeln verantwortlich. Tatsache ist, dass jede Regeländerung, auch wenn sie letztlich helfen soll, Geld zu sparen, zuerst einmal viel Geld kostet.
Welche Rolle spielte der Motor?
Das war in der Tat der grösste Kostentreiber. Durch die Umstellung auf den Hybridantrieb konnte die Formel 1 zwar ihre technologische Spitzenstellung untermauern, allerdings zu einem sehr hohen Preis für die Privatteams.
Welche Rolle hat der Sauber-Rennstall bei der McKinsey-Studie gespielt?
McKinsey hat im Auftrag der FIA mit allen Formel-1-Teams, also auch mit Sauber, gesprochen. Im Rahmen dieser Interviews haben wir sehr detaillierte Informationen und Vorschläge offengelegt, die wir bereits in der Vergangenheit gemeinsam mit Lotus und Force India eingebracht hatten. Es waren sehr konkrete Vorschläge, in welchen Bereichen wir Einsparpotenzial sehen.
Wie gross ist die Chance, dass Vernunft einkehrt und man sich auf einen Kostendeckel von 100 Millionen pro Saison einigt?
Ich möchte mich nicht auf eine Zahl festlegen, aber es ist klar, dass man für viel weniger Geld eine sehr gute Show haben kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Haben die grossen Teams überhaupt ein Interesse an einer einheitlichen Lösung?
Wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Jahre ansieht, dann kann man diese Frage nicht mit Ja beantworten. Das ist deshalb erstaunlich, weil es zu einer Zeit, als noch zahlreiche Hersteller, unter anderen BMW und Toyota, vertreten waren, durchaus eine Basis für Kostensenkungen gab. Heute ist diese nicht mehr vorhanden.