Sauber sucht Teamchef – aber ...
«Dann hauen viele in Hinwil sofort ab!»

Das Fahrerlager von Baku einen Tag nach dem Knall mit der Freistellung von Monisha Kaltenborn (46). Bei Sauber herrscht trotz vielen Wolken eine gelöste Stimmung. The show must go on.
Publiziert: 22.06.2017 um 13:10 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:44 Uhr
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Wollte schon mehrfach bei Sauber einsteigen: Colin Kolles.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoi, Baku

Es ist auch der Tag der vielen Spekulationen über die Nachfolge von Kaltenborn. Und überall wird über den aus Deutschland ins Spiel gebrachte Rumäne Colin Kolles (49) diskutiert. Mehr Namen tauchten bis jetzt ja noch gar nicht auf!

Machen wir es kurz: Wenn die Sauber-Eigentümer von Longbow Finance S. A. (Chef Pascal Picci) auch nur einen Gedanken an Kolles verwenden – dann gute Nacht.

Er hatte schon bei fast allen Hinterbänklern der Formel 1 die Hände im Spiel: Midland, Spyker, HRT und Caterham. Meist hinterliess der Rumäne mit Zahnarzt-Erfahrung nur verbrannte Erde. Er schlug sich durch alle Kategorien des Motorsportes: Formel 3, DTM und jetzt auch in der Langstrecken-WM.

Schon zweimal soll der umstrittene Mann versucht haben, das Sauber-Team zu übernehmen. Auch nach dem Ende der BMW-Ära 2009 in Hinwil. Kolles scheiterte kläglich, da Peter Sauber und auch Monisha Kaltenborn nach eigenen Angaben mit ihm nichts zu tun haben wollten.

Die Situation hat sich jetzt nicht gebessert. «Wenn der kommt, dann hauen sofort einige Leute ab», sagte ein Sauber-Teammitglied am Donnerstag zu BLICK. Also vergessen Sie diesen Namen.

Da Pascal Picci nach dem Ende der Kaltenborn-Zeit jetzt natürlich unter Hochdruck steht, muss der Chef aus Lutry VD mit einem guten Schachzug glänzen. Denn er hatte beim GP Spanien 2017 zu BLICK gesagt: «Wir haben mit Frau Kaltenborn noch Grosses vor. Und in drei Jahren wird man auch wegen den vielen guten Technik-Abteilungen weltweit von Sauber sprechen!»

Jetzt genügt es, wenn wieder eine gewisse Stabilität ins Team kommt. Doch eine erfolgreichere Zukunft (was bei den Leistungen der letzten Jahre möglich sein sollte) gibt es nur mit einem sehr guten Auto und sehr guten Fahrern.

Die Piloten in Hinwil: Ein wunder Punkt. Seit den Zeiten von Nico Hülkenberg und Sergio Pérez geben sich eigentlich nur noch Pay-Driver die Türklinken und Geldkoffer in die Hand.

Der neue Teamchef muss da mit Picci andere Wege geben. Und dass jetzt noch Gerüchte gestreut werden (wieder aus Deutschland), dass Wehrlein gegenüber Ericsson benachteiligt werden soll, ist fast der Witz des Jahres.

Da kämpfen zwei Fahrer im gleichen Team mit meist identischen Rundenzeiten gegen Not und Elend. Da geht es meist um die Positionen 17, 18, 19 oder 20. Und da soll es im Team eine Bevorzugung geben. Wie – und vor allem warum?

Klar, die Rettung des Teams vor einem Jahr hing sicher mit dem Fahrer Marcus Ericsson zusammen. Er wird seit Jahren von TetraPak und dem Raussing-Clan unterstützt – und die wickeln viele Finanzsachen eben über die Longbow Finance S. A. ab.

Picci hat sich jetzt in einer seltenen Pressemitteilung aufgeregt, dass verschiedene Medien (natürlich ohne Namen zu nennen) über eine nicht gleichwertige Behandlung der Fahrer berichteten. Picci: «Das ist nicht nur offensichtlich unwahr, sondern steht auch ganz im Gegensatz zur seit langer zeit bestehenden, uneingeschränkten Verpflichtung des Teams zum fairen Wettbewerb!»

Vor einem Jahr hatte der Clan um Felipe Nasr die brasilianischen Medien heiss gemacht und von Benachteiligungen im Team gegenüber Ericsson gewettert. Jetzt beginnt das Spiel von vorne.

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