Ferrari-Stallorder, Vettel-Crash und ein neuer WM-Leader: Hockenheim verabschiedet sich mit einem irren GP von der Formel-1-Bühne!
Dabei sieht es bis zu den ersten Boxenstopps nach einem ruhigen Start-Ziel-Sieg von Sebastian Vettel aus. Als der Lokalmatador nach seinem Reifenwechsel plötzlich hinter Teamkollege Kimi Räikkönen auf die Strecke zurückkehrt, kommts nach wenigen Runden tatsächlich zur Ferrari-Stallorder – Kimi muss Vettel vorbeilassen. Der Finne funkt zurück an die Box: «Was soll ich denn noch für euch tun?»
Nach zwei Dritteln der Renndauer kommt dann plötzlich Regen und mit ihm das grosse Chaos. Weil die Strecke nur in einzelnen Kurven nass ist, bleibt Vettel mit Trockenreifen draussen. Ein Poker, der in Runde 52 in in die Hosen geht: Vettel rutscht in der Sachskurve von der Strecke und setzt seinen Ferrari in die Reifenstapel. Der sicher geglaubte Sieg ist futsch!
Er wäre sein erster beim einem Heimrennen gewesen. Dementsprechend gefrustet ist der Wahl-Thurgauer: Vettel schlägt auf sein Lenkrad ein und funkt an die Box: «Ich habe es versaut! Ich habe es versaut! Entschuldigung, Jungs.» Dann stapft er durchs Kiesbett davon.
Hamilton behält Sieg
Die Führung erbt ausgerechnet der grosse WM-Rivale Lewis Hamilton. Der Brite rollt nach seinem verpatzten Qualifying (Startplatz 14) das Feld von hinten auf und kommt dank des Regens und Vettels Fehler tatsächlich zum seinem 66. GP-Sieg. Der Brite übernimmt mit neu 17 Punkten Vorsprung auf Vettel auch wieder die WM-Führung.
Wenige Stunden nach dem Triumph kommt Wirbel auf: Hamilton muss bei der Rennleitung vorsprechen. Es geht um eine Szene in der 52. Runde: Hamilton will während der Safety-Car-Phase an die Box, spurt bereits ein. Aber im allerletzten Moment kehrt er über den Rasen der Streckenabgrenzung auf die Rennpiste zurück. Eine Aktion, die gemäss Formel-1-Regeln verboten ist. Doch der Weltmeister hat Glück, kassiert nur eine Verwarnung.
Die Stewards begründen ihre Entscheidung gegen eine Strafe so: Hamilton habe seinen Fehler zugegeben, zudem sei er während einer Safety-Car-Phase passiert und es sei keine Gefahr für einen anderen Piloten von der Aktion ausgegangen.
Damit behält Teamkollege Valtteri Bottas Platz zwei. Sein zahmer Angriffsversuch nach der Safety-Car-Phase gegen Hamilton wird via Boxenfunk sofort zurückgepfiffen. «Wir müssen hier in Deutschland keinen Doppelsieg gefährden», zeigt er mehr Verständnis für die Stallorder als Landsmann Räikkönen.
Dieser hat sich nach dem Rennen und Platz drei allerdings auch wieder beruhigt: «Als man mir etwas von anderer Taktik und so am Funk erzählte, wollte ich nur wissen, was sie von mir wollten. Denn ich war ja flott unterwegs.»
Jubel gibts auch bei Sauber: Marcus Ericsson wird vom Regen als Neunter in die Punkte-Ränge gespült. Bei Charles Leclerc geht die Strategie mit dem frühen Wechsel auf Regengummi nicht auf. Der Monegasse muss noch einmal zurück auf die Slicks wechseln und wird am Ende 15.
Das sagen die Sauber-Piloten
Marcus Ericsson: «Es ist toll wieder in den Punkten zu sein. Es war ein schwieriges Rennen, insbesondere was das Reifenmanagement betrifft. Wir hatten einen langen ersten Lauf auf weichen Reifen. Nachdem es angefangen hat zu regnen, haben das Team und ich sehr viel kommuniziert, und uns dazu entschieden die Ruhe zu bewahren und vorerst draussen zu bleiben. Es war eine grosse Herausforderung, keine Fehler zu machen, da die Strecke sehr rutschig und fordernd war. Ich schaffte es aber, die hektische Situation zu managen. Am Ende des Rennens haben viele Teams Reifenwechsel vorgenommen. Es gab einige gute Kämpfe um die Punkte, und es hat Spass gemacht dieses Rennen zu fahren. Es ist super, auf Platz 9 ins Ziel zu kommen – das gilt für das ganze Team. Wir reisen positiv gestimmt in die nächste Runde nach Budapest.»
Charles Leclerc: «Es war ein enttäuschendes Rennen. Nach einem guten Start konnte ich meine Position im vorderen Mittelfeld verteidigen. Unsere Performance war gut, und ich habe mich im Auto wohl gefühlt. Als es anfing zu regnen hat das Team mich an die Box gerufen, um auf intermediate Reifen zu wechseln. Die Strecke war allerdings nur in manchen Kurven nass, weshalb die Reifen schon nach nur ein paar Runden zerstört waren. Danach war das Rennen ein einziger Kampf. Ich habe einige Positionen verloren und habe mir schwergetan, die Reifen ins richtige Arbeitsfenster zu bringen. Es ist schade, das Rennen so zu beenden, allerdings haben wir dieses Wochenende weitere Fortschritte gemacht. Ich konzentriere mich nun auf das kommende Rennen in Ungarn, und freue mich darauf, wieder im Auto zu sein.»