SonntagsBlick: Was haben Sie über den langen Winter gemacht?
Felipe Nasr: Ich bin nach Brasilien geflogen – und dort ist Sommer. Selbst mein Physio Josef Leberer kam für zehn Tage nach Brasilia. Wir haben viele medizinische und physische Tests gemacht. Ich bin also fit für 2016.
Marcus Ericsson: Gleich nach der Saison ging ich für einen Monat nach Schweden, spielte dort mit meinen Freunden Eishockey. Der Plan war, endlich mein Rennfahrer-Hirn auszuschalten, das Leben zu geniessen. Doch im Januar gings dann los. Hartes Training, mein Coach holte mich für fast drei Wochen nach Thailand.
Was erwarten Sie für 2016?
Nasr: Ich möchte mehr in die Punkte fahren als letztes Jahr, als es nur sechsmal klappte.
Ericsson: Ich muss mich verbessern und kann das erste Rennen kaum erwarten. Vor allem müssen mehr als neun WM-Punkte her.
Sind Sie zufrieden, dass es dieses Jahr erstmals 21 Grosse Preise gibt?
Nasr: Ich bin jung, bin erst in meiner zweiten Saison. Für mich kann es also nicht genug Rennen geben.
Ericsson: Ich sitze am liebsten im Rennauto, also sind viele Rennen auch mehr Vergnügen. Doch für das Team ist es hart, mehr Arbeit, mehr Reisen, mehr Kosten.
Schauen wir an die Spitze der Formel 1. Wie sieht am Ende das WM-Podest aus?
Nasr: Es wird wie 2015. Hamilton holt den Titel – aber vielleicht schnappt sich Vettel diesmal im Ferrari den Rosberg.
Ericsson: Ich tippe auf Vettel. Vor den beiden Mercedes von Hamilton und Rosberg.
Warum wählten Sie Ihre Startnummern 12 und 9?
Nasr: Meine zwei Lieblingsnummern waren schon weg. Vergne wählte die 25 und Vettel leider die 5. Dann blieb nur noch die 12. Mit dieser Zahl gewann ich einst auch die Formula BMW.
Ericsson: Ich habe über meine Nummer 9 keine grosse Story zu erzählen. Nun, es war noch die tiefste Nummer, die erhältlich war – und ich ziehe einstellige Zahlen vor. Damals war Kobayashi mein Teamkollege bei Caterham und er hatte die 10. Also machte die 9 als Nachbarzahl Sinn.
Wer ist Ihr bester Freund in der Startaufstellung?
Nasr: Das ist Namensvetter Massa. Ich kenne ihn schon viele Jahre – und 2014 bin ich ja als Testfahrer bei Williams mit ihm zusammen gewesen. Auch mit Bottas verstehe ich mich gut. Doch meine wahren Freunde sind sicher nicht in der Formel 1 anzutreffen.
Ericsson: Ich sehe da nur Jolyon Palmer, der ja jetzt bei Renault in die Formel 1 kommt. Wir waren früher Teampartner in der oft brutalen GP2-Serie. Das verbindet.
In der GP2 gab es zwischen Ihnen einige harte Kämpfe und Diskussionen. Ja, Sie waren erbitterte Rivalen. Und jetzt?
Nasr: Marcus und ich arbeiten jetzt sehr gut zusammen, offen und mit einem grossen Informationsaustausch. Denn wir haben ja das gleiche Ziel, Sauber wieder nach vorne zu bringen.
Ericsson: Wir sind beide Profis und haben uns letztes Jahr ausgesprochen, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit gezogen. Klar geht unsere Rivalität bei Sauber weiter, wir wollen beide vor dem Teamkollegen sein, aber wir haben auf der technischen Seite keine Geheimnisse. Okay, in Austin krachten wir zusammen – und hatten beide eine andere Ansicht über den Unfall. Wir waren beide frustriert, redeten aber zehn Minuten lang. Dann gaben wir uns die Hände.
Beschreiben Sie bitte Ihren Teamkollegen in drei Wörtern.
Nasr: Er ist ein netter Junge, professionell und schnell.
Ericsson: Schnell, ein harter Arbeiter – und Brasilianer.
Hat Ihr Teamgegner etwas, das Sie gerne hätten?
Nasr: Eine gute Frage. Ich weiss nicht, ob ich eine gute Antwort habe. Vielleicht seine hellblauen Augen. Damit könnte ich in Brasilien noch viel mehr Spass haben (lacht).
Ericsson: Ich weiss es nicht. Felipe ist ein sehr guter Fahrer und erhöht damit meinen Kampfgeist.
Für die Fans und Medien ist die Formel 1 zu kompliziert geworden. Ihre Meinung?
Nasr: Ich glaube, wir bekommen als Fahrer zu viele Informationen, die natürlich kaum nach aussen dringen. Weniger wäre oftmehr, um konkurrenzfähig zu sein, um das wahre Talent zu zeigen. Für die Fans ist es nur wichtig, dass auf der Strecke gefightet wird, ohne grosse Technologie. 2015 hatten wir doch gute Shows, doch die Zuschauer wollen nicht, dass ein Team so dominiert wie Mercedes.
Ericsson: Eine schwierige Frage. Auf der einen Seite ist es toll, dass die Formel 1 ein Hightech-Sport ist. Ich hoffe, man kann dies später wirklich auch alles in der Privatindustrie der Autowerke nutzen. Ich wäre aber dafür, dass alles technisch wieder einfacher wird, weil dann bessere Rennen fast garantiert sind.
Was sind Ihre Hobbys?
Nasr: Fischen, Tennis, Go-Karts und Surfen. Weil wir in Brasilia kein Meer haben, mache ich eben Wakesurfen auf unseren schönen Seen.
Ericsson: An erster Stelle steht ganz klar Eishockey. Inzwischen habe ich aber auch das Radfahren entdeckt, eine tolle Sportart. Sehr ideal, wenn es um das Ausdauertraining geht.
Was lieben Sie an der Schweiz – oder eben nicht?
Nasr: Ich finde als Brasilianer das geordnete Leben in diesem Land besonders faszinierend. Wie die meisten Männer liebe ich die schönen Uhren, überhaupt macht das Shoppen viel Spass. Die Schweiz ist für mich so etwas wie ein grosser Vergnügungspark. Negativ? Natürlich die kalten Tage...
Ericsson: Ein herrliches Land, das mich sehr an meine Heimat Schweden erinnert, auch wenn bei uns die hohen Berge fehlen. Auch als Nordländer ist es mir in der Schweiz aber zu oft zu kalt.
Planen Sie mit Ihren Freundinnen in den nächsten drei Jahren eine Heirat?
Nasr: Nein, sicher nicht in den nächsten drei Jahren!
Ericsson: Nein.