Sauber-Chefin Kaltenborn bilanziert die Saison
«Wir hatten keine Mittel, das Auto weiterzuentwickeln»

Monisha Kaltenborn hat mit Sauber eine schwierige Saison hinter sich gebracht. Im Interview mit BLICK schaut sie zurück – und in die Zukunft.
Publiziert: 01.12.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:06 Uhr
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Monisha Kaltenborn über die abgelaufene Saison: «Es war vielleicht die turbulenteste aller Zeiten.»
Foto: Lukas Gorys
Interview: Felix Bingesser

BLICK: Frau Kaltenborn, hat Sauber die schlimmste Saison aller Zeiten hinter sich?
Monisha Kaltenborn (45)
: Vielleicht die turbulenteste. Wir hatten schon 2014 sportlich ganz schwierige Zeiten. In diesem Jahr kam die finanzielle Not dazu. Wir hatten in der ersten Saisonhälfte keine finanziellen Mittel, um das Auto weiterzuentwickeln. Die Herausforderungen waren enorm.

Sauber lag auf dem Sterbebett.
So dramatisch würde ich es nicht formulieren. Aber die neuen Besitzer kamen genau zum richtigen Zeitpunkt. Es war schon eine existenzielle Frage. Und einschneidend für die Team-Geschichte war die Saison natürlich auch, weil Gründer Peter Sauber ausgeschieden ist. Es ist nun eine neue Ära angebrochen.

Nach den 33 Millionen Antrittsgage hat Sauber dank dem 10. Platz in der Konstrukteurswertung auch die zweite Tranche von 14 Millionen erhalten. Hat man somit das Minimalziel erreicht?
Zahlen kommentiere ich nicht. Die Sicherung der beiden Einnahme-Säulen ist für uns ein wichtiger Schritt. 

Aber Sie kämpfen trotzdem weiter für eine gerechtere Verteilung der Gelder?
Natürlich. Das System der nicht nachvollziehbaren Privilegien bleibt. Auf diese Wettbewerbsverzerrung muss die EU-Kommission schauen.

Es gibt viele Neuerungen. Die Reifen werden breiter, die Autos schneller. Der richtige Weg für mehr Spektakel?
Da sehe ich noch nicht zwangsläufig. Breitere Reifen machen auch das Überholen noch schwerer. Und ob wir pro Runde fünf oder sechs Sekunden schneller sind, merkt der Zuschauer nicht. Trotzdem müssen wir jetzt diese Änderungen nützen, um einen Schritt vorwärts zu machen.

Wir gross soll dieser Schritt sein?
Mercedes, Ferrari und Red Bull sind in einer eigenen Liga. Wir wollen uns im Mittelfeld finden. Das ist ein fordernder und grosser Schritt.

Was sind eigentlich Ihre Vorschläge, um die F1 attraktiver zu machen?
Das Regelwerk muss einfacher werden, die Leute verstehen diese Formel 1 nicht mehr. Dann muss man sich fragen, ob so ein Rennwochenende von Donnerstag bis Sonntag optimal ist. Man kann das sicher abkürzen. Und man sollte die Tickets billiger machen. Vor allem: Man muss da die Rennen fahren, wo der Motorsport gelebt wird. Und nicht da, wo die Veranstalter am meisten zahlen.

Also auf dem Nürburgring statt in Sotschi?
Zum Beispiel.

Ericsson bleibt. Und Wehrlein soll als zweiter Fahrer kommen?
Das ist noch alles offen. Auch Felipe Nasr bleibt ein Thema. Wir reden mit ganz verschiedenen Fahrern aus ganz unterschiedlichen Kontinenten. Wir möchten die Fahrerfrage sobald wie möglich klären.

Aber es sind noch mehr als zwei Kandidaten im Rennen?
Ja.

Ist Nico Rosberg eigentlich der richtige Weltmeister?
Ja, er hat das verdient. Es wäre aber schön, die Mercedes-Dominanz könnte in der neuen Saison durchbrochen werden.

«Ich kann niemandem sagen, ob er gehen muss oder nicht. Aber ich denke, man sollte schon merken, wenn eine neue Ära anbricht.» Das haben Sie in Bezug auf Zampano Bernie Ecclestone gesagt. Fordern Sie seinen Rücktritt?
Nein. Ich fordere gar nichts. Bernie Ecclestone hat Fantastisches geleistet. Aber die Formel 1 hat jetzt neue Besitzer. Diese kennen die Probleme. Es wird wichtig sein zuzusehen, inwieweit Bernie Ecclestone bereit ist, mit den neuen Besitzern zu kooperieren.

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