Er ist der Schweizer Chef vom TV-Unternehmen UPC – trotzdem fühlt sich Eric Tveter (58) im Privatleben manchmal im falschen Film. Dann, wenn er die Rennsportkarriere seines Sohnes Ryan (23) betrachtet. «Niemand hätte jemals gedacht, dass er so so schnell so weit kommt. Er ist nie Kart gefahren. Er musste viel Rückstand in kurzer Zeit aufholen», sagt Tveter Senior, der erstmals öffentlich über das Racing-Leben von Ryan spricht.
2017 fuhr der Spross der in Meilen ZH wohnhaften Familie erstmals in der Nachwuchsserie GP3. Letztes Wochenende holte er in Abu Dhabi vor den Augen der Formel-1-Teamchefs mit Rang 2 das beste Ergebnis seines Debütjahrs. Ryan sagt: «Dieses Jahr habe ich den Durchbruch geschafft. Drei Podestplätze und der 8. Gesamtrang sind grossartig.»
Noch ist die Formel 1 weit weg. Aber Ryan träumt von der Königsklasse. Ein möglicher Trumpf ist sein US-Pass wegen des neuen F1-Besitzers Liberty Media, den F1-Boss Chase Carey kennt Eric Tveter persönlich. Eric über Ryan: «Momentan ist die Chance auf die Formel 1 intakt. Ich bin überzeugt, dass er alles mitbringt. Tempo, Leidenschaft, Entschlossenheit und die Bereitschaft, hart zu arbeiten.» Das alles bringen zum Beispiel aber auch Tveters Teamkollege Kevin Jörg aus Weesen SG oder die Formel-2-Schweizer Louis Deletraz und Ralph Boschung mit – doch aus dem F1-Traum wird kaum noch was.
Zuletzt schafften es nur Fahrer aus den Nachwuchsprogrammen der grossen F1-Teams oder mit vielen Millionen unterstützte Piloten wie Lance Stroll nach oben. Papa Tveter: «Im Leben muss man Hürden meistern. Es ist wichtig, dass er seinen Traum leben kann.» Der UPC-Chef hilft mit privatem Geld. «Auch andere Familienmitglieder und Freunde helfen Ryan. Er hat auch Sponsoren wie Kentucky Fried Chicken Asia. Ich sehe es als Investition in sein Business. Als Rennfahrer ist man sein eigenes Unternehmen», sagt Tveter.
Die Eltern reisen zu den meisten Rennen an. So war der Vater 2016 live beim Horrorcrash in der Formel 3 dabei. «Das war schrecklich, der schlimmste Moment meines Lebens. Die Erleichterung, ihn aussteigen zu sehen, war unbeschreiblich.»
Das Rennfahrer-Gen stammt nicht vom Vater, der sagt: «Ich werde schon im Taxi im Stau emotional. Ryan hat den kühlen Kopf am Steuer von der Mutter und meine Beharrlichkeit.» Ein Vater eines Schulfreundes ermöglichte Ryan mit 13 Jahren eine Testfahrt. «Statt den erwarteten 5 Stunden hat er die Kupplung in 5 Minuten begriffen.»
2018 will Ryan in der GP3 und 2019 in der Formel 2 die nötigen Punkte für die Superlizenz (F1-Führerschein) holen. Und wenn es nicht klappt? Papa Tveter: «Was immer passiert: Ryan wird nie bedauern müssen, es nicht versucht zu haben.»