Sonnig und 23 Grad auf 2240 Meter Höhe in Mexico City. So präsentierte sich der seit Tagen ausverkaufte Ort des 19. WM-Laufes am ersten Trainingstag.
Im Gegensatz zu den Saugmotoren büssen die Turbos kaum an Leistung der weit über 900 PS ein. Dafür verlieren die Autos in der dünnen Luft über 20 Prozent Anpressdruck. Vorjahressieger Verstappen: «Selbst mit dem grössten Heckflügel kannst du nie den fehlenden Grip kompensieren! Also brauchst du ein Superchassis, wie wir bei Red Bull!»
Show vom Renault-Quartett?
Auch eine echte Chance für das Renault-Quartett? Nach den ersten 90 Minuten lagen vier französische Turbos vorne: Verstappen vor Ricciardo, Sainz und Hülkenberg.
Weiter nicht auf Touren mit den Renault-Motoren kommt McLaren, wo der zukünftige Stammfahrer Lando Norris im ersten Training den bald zurücktretenden Fernando Alonso (37) ersetzte.
Der Brite war dabei schneller als der Belgier Stoffel Vandoorne (haut in die Formel E ab). Zum Glück für den 182fachen GP-Sieger McLaren: Williams (114 GP-Siege) ist trotz Mercedes-Power noch schlechter!
Grosjean entschuldigt sich
Vor dem ersten Training wurde ein hängender Crash-Fall erledigt. Sauber-Star Charles Leclerc (21), in den letzten zwei Rennen jeweils von einem Haas-Ferrari-Piloten ins Aus gerempelt: «Wenigstens Grosjean hat sich für Austin entschuldigt. Dann kann ich das akzeptieren. Jeder von uns macht mal einen Fehler. Es wäre aber blöd, wenn uns am Ende Saison ausgerechnet diese Punkte gegen Toro Rosso fehlen würden.»
GP-Sperre nicht weit weg
Der weiter unglücklich kämpfende Genfer Romain Grosjean (32) kassierte für sein Foul an Leclerc drei Strafplätze für Mexiko und dazu zwei Strafpunkte.
Er hat jetzt bereits zehn und darf sich in Mexiko und Brasilien (11. November) nichts mehr erlauben. Mit zwölf Strafpunkten innerhalb eines Kalenderjahres muss der Pilot ein Rennen aussetzen!
Gasly Dauergast ganz hinten
Eine neue Hiobsbotschaft für den Sauber-Rivalen: Pierre Gasly, der nächstes Jahr bei Red Bull fahren darf, fuhr nur eine Runde, crashte und muss bereits einen achten Motor wechseln. Er startet beim 19. WM-Lauf im Toro Rosso-Honda wieder von ganz hinten.
Der Franzose holte dieses Jahr trotzdem schon 28 WM-Punkte für das Italo-Team. Dafür glänzte im zweiten Training Teamkollege Brendon Hartley mit Position sechs – vor Hamilton…
Versuchskaninchen Toro Rosso
Die Hinwiler Formel-1-Mannschaft, etwas in Materialnot geraten, liegt weiter 28:32 gegen das B-Team der Bullen zurück. «Toro Rosso ist jetzt mit dem Honda-Motor unser Versuchskaninchen», gab Red Bull-Teamchef Christian Horner zu.
Und Mexiko-Vorjahressieger Max Verstappen (Red Bull-Renault): «Ich glaube, dass wir 2019 zu Mitte der Saison ein Sieganwärter sein werden. Zu Beginn werden wir wahrscheinlich noch keine Rennen gewinnen!»
Verstappen: «Ich will Sieg!»
Und was meint der seit sechs Rennen mit 86 Punkten hochexplosive Holländer zur WM-Entscheidung? «Lewis ist bestimmt nicht sauer, wenn ein anderer und nicht Vettel gewinnt….» Dann würde der Brite wie 2017 in Mexiko gekrönt.
Diesmal zum 5. Mal, wie einst der Argentinier Juan Manuel Fangio von 1951 bis 1957 auf vier verschiedenen Marken (Ferrari, Mercedes, Alfa, Maserati). Der Gaucho bestritt nur 51 Rennen. Hamilton fährt am Sonntag ab 20.10 Uhr (MEZ, TV live) seinen 227. Grand Prix…
Überstunden für Giovinazzi
Bei Sauber kam in den ersten 90 Minuten der nächstjährige Stammpilot Antonio Giovinazzi (24) zum Einsatz. Der Italiener war als 12. um 0,18 Sekunden schneller als der Schwede Marcus Ericsson. Dieser übernimmt ja 2019 den Job von Giovinazzi bei Alfa Sauber…
Am Nachmittag übernahm dann Leclerc das Cockpit und lederte Ericsson als 13. einmal mehr ab – er war 0,3 Sekunden schneller.
Tatiana: «Lebenstraum wird wahr!»
Das Team aus dem Zürcher Oberland muss am Dienstag nach dem Rennen für Pirelli testen. Mit Giovinazzi. Und am Mittwoch sitzt dann die Kolumbianerin Tatiana Calderon (25) im C37. Endlich wieder einmal eine Frau im GP-Cockpit.
Im Rahmen des Filmtages für die Schweizer darf die GP3-Pilotin (16. im Gesamtklassement von 25 Fahrern) 100 Kilometer im Formel-1-Auto absolvieren. Mehr sind nicht erlaubt. Was für ein PR-Gag – und Liberty träumt davon, dass die Frau schon im Winter von der GP3 in die Formel 2 wechselt!
Tatiana: «Ich kann Sauber für diese einmalige Gelegenheit nur danken. Damit geht für mich ein Lebenstraum in Erfüllung!»
Hamilton vor Vettel…
Das erste Training. Kaum grosse Action, weil die 4,304 km lange Strecke einfach noch zu schmutzig war. «Jede Runde ist fast für die Katze», ärgerte sich Vettel (7.) und auch Hamilton (5.) drückte noch kaum aufs Gas.
Für die Überraschung sorgten hinter den beiden Red Bull-Boliden die beiden Renault-Werksboliden von Sainz und Hülkenberg – also vier Autos mit französischer Power. Am Ende finden wir diese vier Fahrer in den Top Five.
Der Gummi als Sorgenkind
Auch im zweiten Training waren heisse Momente Mangelware – und die Piloten zu lange mit der weichsten Mischung (Hypersoft) unterwegs. Doch richtig Gummi liegt noch nicht auf dem Asphalt im Autodromo Hermanos Rodriguez. So blieben die geplanten Longruns meist auf der Strecke.
Und Pirelli muss harte Kritik einstecken: Der Hypersoft-Gummi lässt die Fahrer schon nach drei bis vier Runden im Stich und die Rundenzeiten brechen um Sekunden ein! Der Ultrasoft und der Supersoft sind etwas besser.
Verstappen zweimal vorne
Am Ende lag Verstappen (der seinen Red Bull in der Wiese ausrollen liess) erneut vorne. Am Morgen nahm er Teamkollege Ricciardo eine halbe Sekunde ab. Am Nachmittag lag er 0,15 vor dem Australier und unglaubliche 1,2 vor Sainz!
Und die Titeljäger? Vettel Vierter, Hamilton Siebter. Genau der Platz, den der Brite bei noch drei Vettel-Siegen bis Abu Dhabi brauchen würde…