Die Mercedes-Gegner sagen «nein». Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko zu BLICK: «Diese Sache gehört in die Kategorie Sicherheit – und dort gibt es keine Kompromisse. Nur den Ausschluss.»
Nach den Reifenexplosionen und bösen Worten von Spa waren noch alle heiss. Vor allem Pirelli. Man befahl den Teams, den Reifendruck hinten nicht unter 19,5 PSI einzustellen.
Als die FIA den Druck vor dem Start bei Mercedes und Ferrari kontrollierte, lag dieser bei Hamilton um 0,3 PSI (oder 0,018 bar) und bei Rosberg sogar um 1,1 PSI darunter! Die Roten hatten den Druck sogar erhöht.
Es kam zur Anklage. Mercedes musste vor Gericht und sagte: «Als wir die Reifen ans Auto montierten, war der Reifendruck ausreichend.» Das konnte man beweisen. Toto Wolff: «Es war sogar ein Pirelli-Mann dabei!»
Das Problem: Als die FIA in der Startaufstellung nochmals nachgemessen hat, hatte Mercedes bereits die Heizdecken abgestellt, und die Reifen sind dadurch abgekühlt. Der Messzeitpunkt war also offenbar unglücklich. So wie sich die Reifen im Rennen wieder erwärmt haben, soll auch der Druck wieder im erlaubten Bereich gewesen sein.
Um 17.58 Uhr wurde das Urteil endlich verkündet. Um 15.19 Uhr war Hamilton 25 Sekunden vor Ferrari-Star Vettel und 47 vor Williams-Ass Massa über die Ziellinie gefahren.
Ein Volksfest begann. Zehntausende strömten an die Strecke. «So etwas habe ich noch nie erlebt. Ein Wahnsinn», strahlte der jetzt blonde Magier Hamilton nach seinem 40. Sieg. Vettel bedankte sich bei den Massen auf Italienisch und hatte Tränen in den Augen. Wie 2008 bei seinem Premieren-Sieg hier auf Toro Rosso!
Während das Autodromo tobte, sass Rosberg, der Vettel bis zum Motorplatzer in der 51. von 53 Runden gejagt hatte, zerstört in einer Ecke: «Drei Tage lang war alles gegen mich. Aber ich gebe nicht auf!»
Sieben Rennen vor Schluss hat Hamilton jetzt 53 Punkte Vorsprung. Und wenn Rosberg alle WM-Läufe noch vor Hamilton gewinnen sollte, hat der Brite immer noch vier Punkte Vorsprung. Alles klar?
Nur mit einer Disqualifikation von Hamilton hätte man die WM-Spannung noch retten können. Die FIA verzichtete – zum Glück – darauf.