Der plötzliche Tod des Formel-1-Renndirektors Charlie Whiting (†66) in seinem Hotelzimmer in Melbourne hat gezeigt, wie kalt dieses Business ist. Der wichtigste Mann im GP-Zirkus starb an einer Lungenembolie. Nach 22 Jahren an vorderster Front. Nach Millionen von Flugkilometern – und einer Verantwortung, die oft die Grenzen des weisshaarigen Briten sprengte.
Nur wenige Stunden nach der Schocknachricht wurden Hamilton, Vettel, Verstappen, Kubica und Ricciardo zur Medienkonferenz gebeten. Der FIA-Mann stellte zu Beginn natürlich die Frage, was für Emotionen und Erinnerungen die Piloten an ihren Chef haben. Es kamen sehr tiefgründige Antworten.
Und dann? Statt die Presserunde danach mit einer Trauerminute zu beenden, wurde das sichtlich berührte Quintett mit unzähligen Fragen über die WM, die Tests und die Rivalen bombardiert. Sofort wurde wieder gescherzt, gelacht – und Charlie Whiting war irgendwie schon vergessen. Fast peinlich, dass die verpasste Trauerminute einen Tag später nachgeholt wurde, als sich der neue Renndirektor Michael Masi (39) beim Fahrermeeting vorstellte.
Nun, wie heisst es so banal: The show must go on. Und genau darüber machen sich die Topteams Gedanken. Besitzer Liberty hat immer noch nicht entschieden, was beim «Neustart» ab 2021 (wenn das berühmte Concorde Agreement ausläuft) Sache ist. Die Budget-Obergrenze, das Technik- und Motorenreglement – alles noch offen. Weil Ferrari weniger Geld bekommen soll, drohen die Roten wieder mal mit dem Ausstieg. Und Red-Bull-Teamchef Horner: «Wenn es in die falsche Richtung geht, könnte Dietrich Mateschitz den Stecker ziehen!»