Da muss man also allein im Formel-1-Zirkus 753 Rennen alt werden, um diese Premiere mit einem Geisterrennen zu erleben. Corona macht es leider möglich.
Geisterrennen? Da fällt mir in den letzten 50 Jahren nur ein Grand Prix als Vergleich ein. Es war 2005 in Indianapolis, als alle 14 Fahrer mit den Michelin-Reifen, die im Training einige Unfälle bauten, nach der Aufwärmrunde in die Boxengasse einbogen. Und so standen dann nur noch die sechs Boliden mit Bridgestone-Gummi am Start. Vor fast 100 000 Zuschauern.
Damals machten Ferrari, Jordan und Minardi die WM-Punkte unter sich aus – es siegte übrigens Schumi, 1,5 Sekunden vor Barrichello. Und 15 Jahre später stehen heute zwar 20 Autos am Start – aber die 100 000 Zuschauer fehlen.
Dem Red Bull-Ring mit seiner riesigen Organisation sei Dank, dass auch die Medien-Blase mit 23 Journalisten und 25 Fotografen im dritten Stock mit dem nötigen Zweimeter-Abstand, der Maskenpflicht und dem ganzen Catering funktioniert.
Erlaubt ist nur ein kurzer Rauch-Stopp vor dem Haupteingang oder eben die direkte Heimfahrt vom nahen Parkplatz ins Hotel. Spätestens alle fünf Tage muss man zum Corona-Test in den verschiedenen Zeltstationen. Dann gibts einen Kleber auf den Ausweis – und einen Tag später hoffentlich keinen negativen Bescheid.
FIA-Boss Jean Todt (74) gab am Samstag eine bewegende Pressekonferenz: «Wir können zwar stolz sein, dass wir die erste internationale Veranstaltung mit einem so hohen Sicherheitsstandard sind. Aber Covid-19 ist noch lange nicht besiegt. Die aktuellen Zahlen sind eher beunruhigend. Professoren sagten mir eine zweite oder sogar dritte Welle voraus. Ich studiere selbst jeden Tag die Zahlen. Und da fällt mir nur ein Land positiv auf: Vietnam mit etwas über 300 Fällen und noch keinem Toten!»
Den GP Österreich in Spielberg gibts heute live ab 15.10 Uhr im Liveticker mit Roger Benoit bei BLICK!