In der Formel 1 wird nicht gelogen. Nein, es wird einfach immer öfters nicht mehr die Wahrheit gesagt. Juristisch gesehen soll dies sogar ein Unterschied sein.
Der mehr als unglückliche «Fall Wehrlein» ist ein Paradebeispiel für schlechte Kommunikation – oder sogar eisernes Schweigen. Jetzt hat Pascals Förderer Toto Wolff in China alle überrascht: «Wehrlein hat beim Unfall im Januar Halswirbel gestaucht und sogar gebrochen. Er hatte viel Glück, musste sogar ein Korsett tragen!»
Aber hallo. Kurz vor dieser Schock-Aussage hatte Sauber-Chefin Monisha Kaltenborn in der offiziellen Medienkonferenz noch folgendes gesagt: «Nun, vom medizinischen Standpunkt aus haben ihm die Ärzte grünes Licht fürs Fahren gegeben – schon bei den Tests!»
Seltsam für einen Piloten, der wochenlang kampfunfähig war – und bei gebrochenen Halswirbeln bestimmt auch knapp an einer Lähmung vorbeischrammte.
Dann das Lippenbekenntnis von Kaltenborn für den Deutschen: «Klar ist, dass Pascal unser zweiter Pilot ist – und daran ändert sich nichts!»
Toto Wolff: «Pascal kommt schon in Bahrain mit voller Kraft zurück!» Das wäre dann schon in fünf Tagen im ersten Wüsten-Training. Gibt es also noch medizinische Wunder?
Nun, Ferrari ist über die schwierige Situation sicher nicht unglücklich. Denn so bekommt man von Sauber «gratis» Erfahrungswerte über den eigenen Testfahrer Antonio Giovinazzi. Der Italiener soll für das grosse Team aus Maranello aufgebaut werden.
Vielleicht riskiert Ferrari sogar schon 2018 das GP-Abenteuer mit Giovinazzi, wenn Kimi Räikkönen (dann 38) vielleicht keine Lust mehr hat oder eben ausgewechselt wird.
Mercedes wollte 2017 dieses Risiko mit dem hochgelobten Wehrlein trotz eines Manor-Jahres und Tausenden von Silberpfeil-Testkilometern mit den neuen Reifen nicht eingehen. Und in Zukunft?