Seit sieben Jahren, seit Alexander Rossi (31), ist kein Amerikaner mehr an einem Formel-1-Start gestanden. Nach fünf erfolglosen Rennen stieg er bei Marussia aus – und wurde ein Jahr später Sieger bei den 500 Meilen von Indianapolis.
Warum tut sich der Grand-Prix-Zirkus so schwer mit US-Piloten – oder eben umgekehrt? Nun, eine grosse Liebe war da noch nie auszumachen. Auch wenn die Indy 500 bei der offiziellen WM von 1950 bis 1960 elfmal zur Formel 1 gehörten. Aber kaum ein Fahrer machte damals Jagd auf die gleichen WM-Punkte in beiden Serien!
Amerika und die Formel 1 blieben trotz den WM-Titeln von Phil Hill (1961 auf Ferrari) und Mario Andretti (1978 auf Lotus) fremde Partner. Aber jetzt boomt der im Land der unbegrenzten Möglichkeiten lange belächelte Sport. Miami und Austin waren 2022 ausverkauft, 2023 kommt Las Vegas dazu. Dort sind alle Hotelzimmer weg oder geblockt!
US-Piloten benachteiligt
Die Formel-1-Macher rund um US-Besitzer Liberty jubeln – und zeigen, wie ohnmächtig sie gegenüber der FIA sind. Denn die macht die Regeln, die sie oft nicht selber kennt. Und dazu gehört das Papier mit der Superlizenz für die Formel 1. Ein kompliziertes System, das die Resultate in Europa besser bewertet als jene aus der Indy-Car-Serie. Und deshalb scheiterte der Deal von Colton Herta (22) mit Alpha Tauri. Bullen-Motorsportchef Marko: «Die Sache wurde uns zu blöd, die nötigen Punkte mit Tests oder Freitagseinsätzen zusammenzukratzen!»
Und jetzt will Williams den Formel-2-Star aus Florida, Logan Sargeant (21) für 2023 ins Cockpit setzen. Aber es sollen ihm noch acht Punkte (40 sind nötig) für das wichtige Papier fehlen. Am Freitag war er in Mexiko im ersten Training unterwegs und fuhr 22 Runden. Das sind rund 96 Kilometer. Und jetzt aufpassen: Den Superlizenz-Punkt gibt es nur für 100 Kilometer ...
Interessant, dass dies die deutschen Medien sofort bemerkten und bei Williams-Chef Capito nachfragten: «Was passiert, wenn Logan die nötigen Punkte fehlen? Hat dann vielleicht Mick Schumacher eine Chance aufs Cockpit?» Capitos Antwort: ein Lächeln! Denn beim F2-Finale in Abu Dhabi darf der Gesamtdritte sogar vier Plätze verlieren – und er hat trotzdem die goldene 40.