Jedes Mal, wenn Laudas Silberpfeil-Angestellte der Konkurrenz wieder ein Bein stellen konnte, war der stets kritische Wiener ein anderer Mensch. Da lachte der Aufsichtsrat und jubelte mit seinem Partner Toto Wolff (48).
Wolff: Neun Monate solo
Der sagt jetzt nur: «Niki fehlt uns allen jeden Tag. Er hat uns nie ruhen lassen. Er trieb uns immer zu Höchstleistungen an. Niederlagen konnte er nie akzeptieren! Wir waren so ein harmonisches Duo!» Klar, dass das ganze Team den sechsten WM-Titel in Serie 2019 dem dreifachen Champion aus Österreich widmete.
Wie Flugzeug-Piloten …
Und jetzt dieses Lenkrad-Wunder, das die Onboard-Kamera bei der TV-Liveübertragung in Hamiltons Silberpfeil aufdeckte.
Dabei ist klar ersichtlich, dass der Brite auf den Geraden hier in Barcelona plötzlich das Lenkrad nach hinten zieht und später mit der linken Hand vom Lenkrad verschwindet. Vergleiche mit einem Flugzeug-Piloten tauchten auf.
Offenbar muss der Fahrer da unten im Cockpit irgendwo das Lenkrad ent- und verriegeln! Ein loses Lenkrad wäre lebensgefährlich.
Ja, Kimi Räikkönen hielt 2001 in Imola plötzlich das ganze Sauber-Lenkrad in den Händen. Nur mit Glück konnte der Finne im steuerlosen Auto einen grösseren Unfall verhindern!
Wird die Vorspur verstellt?
Was ist nun der Trick? Experten vermuteten zuerst, dass mit der Lenkrad-Einstellung dieAufhängung-Geometrie verändert wird, was verboten ist.
Aber offenbar kann Mercedes durch die Lenkrad-Position auf den Geraden die Vorspur der Räder verstellen. Um damit keine Temperatur bei den Reifen einzubüssen. Denn auf den Geraden kühlt ja der Gummi ab. BLICK-Technik-Experte Michael Schmidt: «Das ist seit zehn Jahren sicher der beste Trick in der Formel 1. Denn die Reifen heizen sich ja nur in den Kurven richtig auf.» Und diese Temperatur geht dann eben wieder verloren …
Können die Rivalen reagieren?
Jetzt haben die Topteams von Red Bull-Honda und Ferrari wieder eine Knacknuss in der eigenen Fabrik. Ja, was wäre die Formel 1 ohne solchen Tricks, die natürlich relativ schnell kopiert werden. Oder man versucht es wenigstens …
Die Spielereien der Ingenieure treiben immer grössere Blüten. Die Superhirne reizen die Formel-1-Gesetzbücher bis zum letzten Buchstaben aus. Und einer findet dann das Loch, durch das man schlüpfen kann ohne bestraft zu werden.
Der frühere GP-Boss Bernie Ecclestone (89) sagte es immer wieder: «Wir und die FIA waren gegen die Ausserirdischen immer machtlos. Da sitzen Hunderte von Ingenieuren und Superhirne in den Werken. Wie sollten wir dagegen erfolgreich ankämpfen?»
McLaren schikaniert China-Reporter
Für die erste Aufregung des Tages sorgte allerdings das McLaren-Team, das dem chinesischen Formel-1-Reporter Franky Mao den Zutritt zum Motorhome verweigerte: Die Angst vor dem Coronavirus ist also auch bei den Testfahrten angekommen.
Mao kann vor dem WM-Start am 15. März in Australien nicht mehr in seine Heimat zurück, weil ihm sonst die Einreise nach Melbourne verweigert würde! Jetzt sucht Mao in Europa bis zum Abflug eine Bleibe …
Kimi: Bestzeit und rote Flagge
Bis eine Stunde vor dem Testschluss blieb es auf dem 4,655 km langen GP-Kurs ruhig. Dann brachte ausgerechnet der finnische Oldie Kimi Räikkönen (40) endlich etwas Leben in die Bude und liess sich weiche Reifen aufziehen. Er war als einziger Fahrer mit dem weichsten Gummi (C5) unterwegs.
Und schon grüsste der Alfa-Sauber mit der Nummer 7 und mit 1:17,091 von ganz oben. Und 17 Minuten vor Schluss rollte Räikkönen mitten auf der Strecke mit leerem Benzintank aus – und löste damit die erste rote Flagge in zwei Tagen aus!
Etwas schneller als Kimi war am Mittwoch Weltmeister Hamilton mit einer härteren Mischung im Mercedes gewesen.
Bald ist die Hölle los....
Trotzdem: Die Hinwiler haben gezeigt, dass der C39 im breiten Mittelfeld (zu dem auch das letztjährige Schlusslicht Williams-Mercedes wieder aufschliessen sollte) mittanzen kann. Alpha-Tauri-Honda-Teamchef Franz Tost zu BLICK: «Von Position vier bis zehn wird die Hölle los sein!»
Wie stark ist Ferrari?
Bei Ferrari sind im Gegensatz vor einem Jahr schnelle Superzeiten in Spanien (noch) nicht gefragt. Die Roten reisten 2019 nach den Barcelona-Tests voller Titel-Hoffnungen zum WM-Start – und was passierte: Mercedes feierte in den ersten fünf Rennen (Australien, Bahrain, China, Aserbaidschan und Spanien) fünf Doppelsiege! Davon hat sich das Team aus Maranello nie mehr erholt.
Weil sich Vettel für Mittwoch krank meldete, musste Leclerc ran. Der Monegasse war auch am Donnerstag bis zur Mittagspause unterwegs. Ohne gross aufzufallen. Am Nachmittag meldete sich dann der Deutsche mit über 70 Runden gesund zurück.
2. Tag,4,655 km, sonnig
(Stand 18 Uhr, Ende)
- Kimi Räikkönen (Alfa Sauber) 1:17,091
- Sergio Pérez (Racing Point-Mercedes) 1:17,347
- Daniel Ricciardo (Renault) 1:17,749
- Alexander Albon (Red Bull-Honda) 1:17,912
- Pierre Gasly (Alpha Tauri-Honda) 11:18,121
- Sebastian Vettel (Ferrari) 1:18,154
- George Russell (Williams-Mercedes) 1:18,266
- Charles Leclerc (Ferrari) 1:18,335
- Lewis Hamilton (Mercedes) 1:18,387
- Lando Norris (McLaren-Renault) 1:18,474
- Romain Grosjean (Haas-Ferrari) 1:18,496
- Esteban Ocon (Renault) 1:18,557
- Valtteri Bottas (Mercedes) 1:19,307
2. Tag,4,655 km, sonnig
(Stand 18 Uhr, Ende)
- Kimi Räikkönen (Alfa Sauber) 1:17,091
- Sergio Pérez (Racing Point-Mercedes) 1:17,347
- Daniel Ricciardo (Renault) 1:17,749
- Alexander Albon (Red Bull-Honda) 1:17,912
- Pierre Gasly (Alpha Tauri-Honda) 11:18,121
- Sebastian Vettel (Ferrari) 1:18,154
- George Russell (Williams-Mercedes) 1:18,266
- Charles Leclerc (Ferrari) 1:18,335
- Lewis Hamilton (Mercedes) 1:18,387
- Lando Norris (McLaren-Renault) 1:18,474
- Romain Grosjean (Haas-Ferrari) 1:18,496
- Esteban Ocon (Renault) 1:18,557
- Valtteri Bottas (Mercedes) 1:19,307