Die Kälte macht den Zirkus verrückt
Leclerc/Vettel im Kies – Hamilton ohne Lust

Das kalte Wetter lässt auch die Formel 1 im Stich. Am zweiten Testtag wurde es in Barcelona nie «wärmer» als 5,6 Grad. Und der Asphalt «erhitzte» nie über zehn Grad. Alarm. Um 13.37 Uhr rutschte Leclerc (Sauber) ins Kiesbett. Um 14.14 Uhr erwischte es auch Tagessieger Vettel im Ferrari.
Publiziert: 27.02.2018 um 18:15 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:15 Uhr
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Der Sauber am Haken.
Foto: Tobias Grüner
Roger Benoit, Barcelona

Keine grosse Aufregung, etwas Putzarbeit für die frierenden Mechaniker. Denen wurde sogar die Mittagspause zwischen 13 und 14 Uhr gestrichen. Um im Notfall ja keine Minute zu verlieren… Für Weltmeister Lewis Hamilton (33) war die Sache schon nach den 25 Runden am Montag klar: «Was soll ich mir das antun?» Der Brite in der offiziellen Pressemitteilung: «Ich habe mich für das Team geopfert, damit das Auto am Mittag nicht schon wieder auf mich umgestellt werden musste.»

Unter 15 Grad ist es sinnlos

Klar, denn das ganze Feld gurkt seit zwei Tagen einfach nur über die 4,655 km lange Strecke – und die Teams sowie Pirelli suchen nach Antworten von vielen offenen Fragen. Ein Mercedes-Ingenieur: «Wenn der Asphalt nicht mehr als 20 Grad hat und die Luft unter 15 Grad bleibt, machen die Tests eigentlich keinen Sinn. Man kann eigentlich nur die Zuverlässigkeit testen und schauen, ob gewisse Dinge aus dem Windkanal mit der Realität an der Strecke übereinstimmen.»

Ofen für Ferrari-Leute…

Die Kälte hat alles im Griff. Ferrari-Pressesprecher Alberto Antonini verriet BLICK: «Bei uns verlangten die Ingenieure sogar einen Ofen für die Kommandozentrale an der Boxenmauer!» Ja, man friert sich eigentlich im Freien hier überall den Hintern ab.

Und Tagessieger Vettel sagt: «Nach einem Tag mit Halo kann ich sagen, dass es sich wie ein Dach über dem Kopf anfühlt.»

Lauda: «Bahrain wäre super!»

Wir trafen am Morgen auch Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda (69) bei seinem Kurzbesuch an der Piste: «Ein totaler Witz. Ich habe jetzt schon zwei Jahre vergeblich dafür gekämpft, dass man für diese wichtigen und einzigen Wintertest wieder nach Bahrain zurückkehrt. Das wäre ja auch im Sinne von Pirelli. Doch einige Teams wollten die Mehrkosten nicht aufbringen.»

BLICK trifft Niki Lauda und die Red-Bull-Bosse Horner und Marko.
Foto: Instagram Roger Benoit

Sparen am falschen Ort?

Bei Red Bull sprach man bereits vor einem Jahr bei einer eventuellen Rückkehr nach Bahrain von rund 500'000 Euro Ausgaben mehr. Dafür wird bei den meisten Teams seit Jahren bei der Entwicklung und Kauf von neuen Maschinen nie gespart, mit Millionen locker um sich geworfen – oder es werden Dutzende von neuen Leuten eingestellt. Wir erinnern uns: Für den Einsatz von zwei Autos!

Auch Jerez abgelehnt

Und jetzt verliert man bei den Barcelona-Tests durch die sibirische Kälte und den Regen nicht nur Stunden, sondern Tage bis zum WM-Start am 25. März in Australien. Die Alternative von einem Test im andalusischen Jerez (einer früheren GP-Strecke) lehnte man ab – die Piste dort sei nicht aussagekräftig, greife den Gummi zu fest an.

Drei Stunden – drei Fahrer…

Bis 12 Uhr, also nach drei Stunden, hatten am Dienstag gerade mal drei Piloten eine Zeit auf dem Computer: Vandoorne (McLaren-Renault) Bottas (Mercedes) Sainz (Renault).

Leclerc 0,7 vor Ericsson

Alfa-Sauber-Neuling Charles Leclerc (20) rollte bei seiner C37-Premiere einige Mal um die 4,655 km lange Strecke, um dann etwas Gas zu geben. Zu seinem Ausrutscher ins Kies sagt er: «Ich habe zu viel attackiert. Aber dafür sind Testfahrten da. Über das Auto kann man bei diesen Temperaturen noch nicht viel sagen.» Am Ende nach 81 Runden war er mit 1:22,721 um rund 0,7 Sekunden schneller als Teamkollege Marcus Ericsson am Montag (63 Runden).

Sauber-Chef: «Nur halbes Auto…»

Der Schwede war trotz Platz elf begeistert:  «Ein guter Auftakt, mit vielen positiven Zeichen. Der C37 hat viel Potenzial.» Na, dann warten wir mal ab. Und Sauber-Chef Frédéric Vasseur überraschte dann unseren Technik-Mitarbeiter Michael Schmidt von «auto motor und sport»: «Wir haben eigentlich nur das halbe Auto hier. Nächste Woche kommen wir dann mit allen neuen Teilen nach Spanien.»  Alles unter seinem Motto: «2018 müssen wir liefern!» Oder weg vom letzten Platz.

Auch Force India nicht fertig

Nun, der C37 soll in letzter Minute mit vielen «Notteilen» fertigeworden sein. Wie der WM-Vierte Force India-Mercedes. Doch der kommt  wohl erst zum WM-Start mit dem ganzen Boliden. Der Grund: Das Geld ist wieder mal knapp geworden. In finanzieller Hinsicht muss man sich bei Sauber jetzt weniger Sorgen machen.

Keine Kühlprobleme…

Die einzige wahre Erkenntnis nach zwei Testtagen: Alle Teams haben bis jetzt sicher (noch) keine Kühlprobleme, bei den über zwölf Elementen am Auto! Zudem sind bei diesen Temperaturen, so die zehn Teams übereinstimmend, auch alle Aero-Messungen sinnlos!

Zum Glück soll das Thermomter beim zweiten Test vom 6. bis 9. März etwas steigen. Man spricht von über 14 Grad. Bei solchen Temperaturen wird 2018 jedoch kein einziger der 21 Grossen Preise rund um den Erdball ausgetragen.

Schneller Ersatzmann Kubica

Dort werden für Williams-Mercedes, das am Dienstag jetzt auch offiziell Hauptsponsor Martini Ende Saison verliert (BLICK berichtete) die Paydriver Lance Stroll und Sergej Sirotkin antreten. Am Dienstag durfte hier auch Ersatzfahrer Robert Kubica (33) erstmals ins neue Auto – und war gleich mal schneller als die Stammpiloten.

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Testresultate Barcelona

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2. Tag, bewölkt, 5,6 Grad

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1. Vettel (Ferrari) 1:19,673

2. Bottas (Mercedes) 1:19,976

3. Vandoorne (McLaren 1:20,325

4. Verstappen (Red Bull) 1:20,326

5. Sainz (Renault) 1:21,212

6. Gasly (Toro Rosso) 1:21,318

7. Kubica (Williams) 1:21,495

8. Sirotkin (Williams) 1:21,822

9. Ocon (Force India) 1:21,841

10. Leclerc (Sauber) 1:22,721

11. Magnussen (Haas) 1:22,727

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