Während bei andern neuen Autos die Spione mit Kameras wie wild um eine «Jungfrau» tanzen, blieb der Hinwiler Bolide fast unbelästigt. Aber das zählt alles nicht, wenn es um die Schnelligkeit geht.
Und da muss Sauber im Gegensatz zu 2015 klar zulegen. Und wenn man dann mal eine Weiterentwicklung ankündigt, muss diese auch hinhauen. Letztes Jahr ging es mit dem grössten Update der Firmengeschichte in Singapur bis Saisonende nur noch abwärts.
Die Zuverlässigkeit war eher selten ein Problem für die Schweizer. Wie auch der erste Testtag mit 103 Runden oder 480 Kilometer zeigt. Kompliment. Selbst die beste Zeit von 1:25,493 auf weichen Reifen ist für den ersten Tag einen Applaus wert.
Und die Zuverlässigkeit ist wichtig, wenn man in chaotischen Rennen mit WM-Punkten richtigen «abstauben» will – wie es eben auch Renault, Haas und Manor für 2016 planen. Ein Blick an die Spitze und das Verfolgerfeld ist für Sauber und Co. kaum möglich.
Schon 42 Sauber-Runden bis zur Pause
Um 9.05 Uhr war es soweit: Teamleader Felipe Nasr (23) rollte im neuen Sauber-C35-Ferrari mit vielen Messgeräten aus der Garage. Auf seine erste Runde. Um 10.16 Uhr liess sich der Brasilianer die erste Zeitrunde notieren – 1:39,334. Um 11.02 Uhr gings dann bei 17 Grad erstmals richtig um den Kurs – 1:28,676.
Nach drei Stunden hatte man bereits 30 Runden oder 140 Kilometer absolviert. Die Premiere ist also gelungen. Dafür schon mal Applaus, weil andere Teams in den ersten Teststunden oft mit Kinderkrankheiten kämpfen.
«Wir machen am ersten Tag vor allem viele Aero-Messungen. Wir brauchen ja noch Daten, um das Auto zu verbessern», sagte Nasr. Bis zur Mittagspause um 13 Uhr gelangen ihm dann weitere zwölf Runden. Total fast 200 Kilometer!
Defekthexe bei Haas und Ferrari
Auch am Nachmittag stand der Sauber nie lange in der Garage. Der Brasilianer brachte es bis 18 Uhr auf total 103 Runden. Ein Erfolg. Die Defekthexe schlug diesmal bei Neuling Haas-Ferrari zu: Gutiérrez konnte total nur 23 Runden drehen, das Benzinsystem streikt.
Und bei Ferrari musste der Finne Räikkönen sogar abgeschleppt werden. Im roten Bolide war der achte Gang steckengeblieben. Bei Manor-Mercedes gabs ein Ölleck. Und den Testtag beendete eine rote Flagge, weil Magnussen im Renault liegenblieb. Auch wenn danach alle noch eine Runde drehen durften…
Mercedes greift an
Erstmals mit etwas Gas und erstmals mit weichen Reifen unterwegs war Mercedes-Mann Nico Rosberg – 1:23,022. Da müssen bei der Konkurrenz schon alle Alarmglocken läuten. Denn es gibt da ja noch zwei weichere Gummi-Mischungen von Pirelli (superweich und Ultra-Soft).
Zum brutalen Vergleich: Vettel fuhr die bisherige Test-Bestzeit im Ferrari (1:22,820) bereits mit Ultra-Soft und Hülkenberg (Force India-Mercedes) kam mit den superweichen Reifen auf 1:23,110…
Am Nachmittag sass dann Weltmeister Hamilton im Silberpfeil. Der Brite, mit seinen Hunden Rosco und Coco von der Oscar-Verleihung in Los Angeles angereist, begab sich gleich auf eine weitere Distanzreise, liess aber eine Zeitenjagd links liegen.
McLaren-Honda kommt…
Für die Fans der beiden Ex-Weltmeister Jenson Button und Fernando Alonso: Der McLaren-Honda bewegt sich endlich etwas nach vorne, auch wenn man kurz vor der Mittagspause einmal stehenblieb. Der Grund: Eine Telemetrie-Panne.
Nun, die Horror-Saison 2015 mit nur 27 WM-Punkten soll bald vergessen sein, auch wenn man bei McLaren-Honda natürlich noch weit von einem Podestplatz entfernt ist.
Neues Quali-System schon weg?
Das Affen-Theater in der Formel 1 geht munter weiter. Wie Blick.ch schon berichtete, wurde das neue Qualifikations-System (eine Art Ausscheidungsrennen im 90-Sekunden-Intervall) vorerst auf den Europa-Start in Barcelona verschoben.
Das Problem ist offenbar die Software. Weil aber während der Saison keine neuen Sachen eingeführt werden dürfen, redet jetzt GP-Promoter Bernie Ecclestone (85) bereits von einer Totgeburt einer Idee, die bei vielen Fahrern und Fans gar nicht gut angekommen ist. Auch Ferrari-Präsident Sergio Marchionne ist dagegen, obwohl sein Teamchef Maurizio Arrivabene dafür gestimmt hat…
Hoffentlich überlegt man sich auch nochmals, die für 2017 geplanten “Käfige” rund ums Cockpit wegzulassen. Auch hier laufen die Fans schon Sturm.
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Barcelona-Test II (1. Tag, 4,6 km, 20 Grad)
1. Rosberg (Mercedes) 1:23,022
2. Bottas (Williams-Mercedes) 1:23,229
3. Alonso (McLaren-Honda) 1:24,735
4. Räikkönen (Ferrari) 1:24,836
5. Kvyat (Red Bull-Tag Heuer) 1:25,049
6. Hamilton (Mercedes) 1:25,051
7. Verstappen (Toro Rosso-Ferrari) 1:25,176
8. Hülkenberg (Force India-Mercedes) 1:25,336
9. Nasr (Sauber-Ferrari) 1:25,493
10. Magnussen (Renault) 1:25,760
11. Gutiérrez (Haas-Ferrari) 1:26,661
12. Haryanto (Manor-Mercedes) 1:27,699