Fährt Wehrlein noch in Barcelona?
Regen-Wirbel – trockener Kimi vorne

Test-Halbzeit in Barcelona. Viel schlauer wurden die neun Teams nicht – Williams musste ja wegen fehlender Ersatzteile an den Boxen bleiben. So nutzte der grippekranke Räikkönen die trockenen «Pausen» im Ferrari zu seinem zweiten Tagessieg nach dem Dienstag.
Publiziert: 02.03.2017 um 18:01 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:55 Uhr
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Am vierten Testtag fahren Zisternenlaster auf, um die Strecke zu wässern.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit, Barcelona

Wer die Natur überlisten will, der muss tief in die Taschen greifen. Wie Pirelli, das am Morgen und am Nachmittag mit acht Zisternenwagen (Inhalt je 60 000 Liter) die 4,655 km lange Strecke künstlich bewässerte!

Bei herrlichem Sonnenschein. Und Pirelli wetterte sofort: «Es wird viel zu schnell wieder trocken!» Der Wert der «Regen-Zeiten» ist wohl gleich Null.

Nur sechs Autos lieferten dem Reifenhersteller bei dieser Hunderttausende von Franken teuren Aktion am Morgen also kaum grosse Erkenntnisse mit den blauen Reifen (Full wet) und den grünen (Intermediates). Beim «Flop» im Einsatz: Hülkenberg, Verstappen, Grosjean, Räikkönen, Vandoorne und Giovinazzi im Sauber. Am Nachmittag kamen Bottas und Pérez dazu.

Williams nicht dabei

Eine böse Schlappe kassierte Williams-Mercedes. Das Team mit dem Aussteiger-Rückkehrer Felipe Massa (35) und dem GP-Greenhorn Lance Stroll (18) musste für den Donnerstag Forfait erklären. Klar, nach den drei Ausritten von Stroll fehlten natürlich die Ersatzteile – und für nächste Woche (Start am Dienstag) muss sogar ein neues Auto zusammengebaut werden.

Nun, Papa Lawrence Stroll, der milliardenschwerde Mode-Zar,  kann zwar locker für Verluste aufkommen. Doch der Formel-3-Europameister muss die Sache ab jetzt vorsichtiger angehen. Lance Stroll hat auf verschiedenen, exklusiv gemieteten Rennstrecken in den letzten Monaten auf einem alten Williams fast 8000 Kilometer abgespult. So kam seit WM-Beginn 1950 noch kein Fahrer in die Formel 1.

Vettel und die Aspirin-Tablette

Aber die neuen, breiteren und in den Kurven wieder teuflisch schnelleren Boliden haben mit den früheren Autos nicht mehr viel zu tun. Jetzt ist im Cockpit wieder die hohe Schule der Lenkrad-Kunst angesagt. «Die Biester sind viel giftiger», sagt Vettel, dem die neue Ära richtig Spass macht. «Es ist fast wie vor zehn Jahren. Es ist wie eine Aspirin-Tablette, die alle Probleme mit einem Schlag geheilt hat!» Klar, dass sich der vierfache Weltmeister  für 2017 im Ferrari wieder neue Titel-Hoffnungen macht.

Wie schnell ist Red Bull?

Die Frage für Ferrari bleibt nur: Wie gut sind Branchenleader Mercedes und Red Bull, wenn die «Dosen-Autos» endlich ihr Potenzial ausschöpfen? Mercedes war im ersten «Regen-Flop» nicht dabei. Als Hamilton rausfahren sollte, wurde offenbar ein Elektrikproblem festgestellt. Der Brite hatte bereits am Vorabend zu Recht gesagt: «Dieses Regen-Theater mache ich nicht mit!» Als die Piste gegen Mittag dann längst trocken war, schickte man Bottas im Silberpfeil raus…

Ein Applaus für Hamilton!

Und als sich Lewis Hamilton gegen 15 Uhr in einem Mercedes aus dem Fahrerlager verabschieden wollte, zeigte der Brite, dass er ein wahrer Champion ist. Er kletterte nicht sofort ins Auto. Ja, alle zehn Fans, darunter auch eine Frau mit Baby im Kinderwagen, wurden lächelnd von Lewis bedient. Manchmal machte der dreifache Champion das Selfie für seine Anhänger gleich selbst. Nur so gewinnt die Formel 1 ihre Fans zurück. Hamiltons Kollegen sollten einmal daran denken.

Alle gegen Mercedes

Die letzten zwei Stunden wurden für die Teams und Fahrer fast zu einer Strafaufgabe. Denn die nasse Piste hatte den früheren Grip (Bodenhaftung) längst weggeschwemmt. An Superzeiten war nicht mehr zu denken. Die kommen nächste Woche vom Dienstag bis Freitag. Und wer dann Mercedes schlägt, darf sich als Mit-Favorit für den WM-Start m 26. März in Australien betrachten!

Auch Toro Rosso rundenlos

Bei Toro Rosso  wurde nach einer Installationsrunde gleich der ganze Antriebsstrang von Renault getauscht: Motor, zwei Rückgewinnungssysteme und die Batterie. Es reichte Kvyat bis Testschluss nicht mehr zu einer gezeiteten Runde! Teamchef Franz Tost zu BLICK: «Eigentlich sind wir im Soll. Der fünfte WM-Platz 2017 bleibt unser Ziel.» Dort will auch das andere Team ohne Donnerstags-Zeiten, Williams-Mercedes, hin.

Testfreigabe für Wehrlein?

Bei Sauber kam man vielleicht besser und zuverlässiger als erwartet durch die vier Tage. Aber bis Samstag muss jetzt endlich die grosse Frage gelöst werden: Ist Pascal  Wehrlein (22) fit für den zweiten Barcelona-Test? Bekommt er in Zürich die Freigabe von den Ärzten nicht, dann müssen Sauber-Chefin Monisha Kaltenborn und Wehrleins Mentor Toto Wolff das Fahrerproblem für den WM-Start lösen! Ferrari-Ersatzmann Antonio Giovinazzi (23) hat sich auch am Donnerstag (sein zweiter Formel-1-Tag) mit 84 Runden wieder fehlerlos und sehr stark im Hinwiler C36 präsentiert.

Barcelona-Test I

4. Tag, 4,655 km, sonnig, 18 Grad

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1. Räikkönen (Ferrari) 1:20,872

2. Verstappen (Red Bull) 1:21,769

3. Palmer (Renault) 1:21,778

4. Grosjean (Haas) 1:22,309

5. Giovinazzi (Sauber) 1:22,401

6. Pérez (Force India) 1:22,534

7. Vandoorne (McLaren) 1:22,576

8. Bottas (Mercedes) 1:23,443

9. Hülkenberg (Renault) 1:24,974

10. Kvyat (Toro Rosso) ohne Zeit

**

Beste Testzeit 2017:

Bottas (Mercedes) 1:19,705

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