Nun, seit dem Tod von Ayrton Senna am 1. Mai 1994 in Imola hat die FIA alles für die Sicherheit getan, vielen Fahrern auch das Leben gerettet. Doch den Zufall, das heisst das Restrisiko, kann man nie ausschliessen. Da müsste man schon Tempo 100 einführen!
Alonso weiss, dass er am Sonntag im McLaren-Honda dem Himmel näher war als dem nächsten Rennen in Bahrain.
Der verstärkte Überrollbügel, die unzähligen Crash-Tests vor einer Saison, der «Hans» (Head and Neck Support) als Helm-Zusatz sowie die an Stahlseilen befestigten Rädern geben dem Fahrer ein gewisses Vertrauen auf die immer gefährliche Reise.
Der wichtigste Punkt ist aber das Chassis aus Kohlefaser, also die «Badewanne», in der die Fahrer sitzen. Sie schützt ihn vor schweren Verletzungen und andern Gefahren wie Feuer. Deshalb dürfen auch keine gefährlichen Leitungen (Öl oder Benzin) in der Nähe des Cockpits vorbeiführen.
Der Tod von Jules Bianchi nach dem Crash 2014 in Suzuka hat den FIA-Boss Jean Todt nervös gemacht. Vor allem die Millionen-Klage, die dem Weltverband von der Familie droht.
Aber eigentlich sind sich alle einig: Bianchi hätte damals im Regen erstens die doppelten gelben Flaggen nicht missachten dürfen – und den 168-km/h-Aufprall gegen den Bergungs-Bagger hätte der Franzose vielleicht noch in einem Panzer überlebt.
Die Hysterie um die Sicherheit hat schon vor dem Alonso-Crash eine neue Dimension erreicht, nachdem die FIA das Halo-System zur Pflicht machen will. Dieser «Heiligenschein» aus Kohlefaser, den Ferrari kürzlich in Barcelona kurz testete, soll ab 2017 kommen.
Doch die Frage tauchte in Melbourne sofort auf: Was wäre Alonso mit diesem hässlichen Cockpit-Schutz passiert? Wäre er damit überhaupt so schnell aus dem Wrack gekommen?
Die Antworten der Fahrer und Teamchefs fielen meist negativ aus! Der «Heiligenschein» hat nach Melbourne also einige Gegner mehr bekommen. Zu Recht.
«Motorracing is dangerous», steht auf jeder Eintrittskarte nicht nur bei Formel-1-Rennen. Der Motorsport ist und bleibt gefährlich. Wenn das Schicksal andere Pläne hat, ist auch die «totale Sicherheit», die es aber nie geben kann, kein Faktor mehr. Nicht nur im Autorennsport!