BLICK: Frau Kaltenborn, wer kauft einen Formel-Rennstall, der viele Verbindlichkeiten hat und sportlich in einer Krise steckt?
Monisha Kaltenborn: Investoren, die an unsere Firma glauben. An die technischen Möglichkeiten und Kompetenzen, die wir in Hinwil haben. Und an die sportlichen Perspektiven.
Aber sehr viel wird für Sauber niemand bezahlen. Wie viel Geld ist denn geflossen?
Wir äussern uns nicht zu Zahlen.
Aber Ihnen ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen.
Natürlich! Ich bin sehr erleichtert und glücklich, dass wir eine Lösung gefunden haben.
Ist das der schönste Tag in Ihrer siebenjährigen Amtszeit als Teamchefin?
Ja, es ist ganz sicher einer der schönsten Tage. Es freut mich aber in erster Linie für das Team und für alle Mitarbeiter in Hinwil.
Haben Sie in den letzten Monaten den Glauben an eine Lösung nie aufgegeben?
Nein, nie! Wir haben uns nie unterkriegen lassen. Und ich war immer überzeugt, dass wir eine Lösung finden.
Haben Sie die neuen Besitzer gefunden, oder haben die neuen Besitzer Sauber gefunden?
Wir haben uns gegenseitig gefunden.
Hinter den neuen Investoren steht auch der Verpackungskonzern Tetra Laval, der schon Marcus Ericsson sponsert.
Zu den Hintergründen des Kaufvertrages äussern wir uns nicht. Nochmals: Es ist ein im Finanzbereich tätiges Schweizer Unternehmen, und sie sehen in Sauber eine Investition. Sie erkennen, dass Hinwil auch als Technologie-Standort eine gute Zukunft hat. Dass man so viel Vertrauen in einer so schwierigen Zeit erhält, ist schön.
Hat man jetzt massiv mehr Geld zur Verfügung?
Wir haben einfach eine sichere Basis und sind wieder ein verlässlicher Partner. Das ist auch ganz wichtig als Signal gegen aussen. Wir hoffen, dass wir nun weitere Mittel am Markt und neue Partner finden. Wir sind jetzt nicht mehr nur am Brändelöschen, sondern können eine Vorwärtsstrategie entwickeln.
Was bedeutet das sportlich?
Wir müssen uns als Firma stabilisieren. Und dann Schritt für Schritt vorwärtsgehen. Dass wir so schnell wie möglich ein konkurrenzfähiges Auto am Start haben, ist eines der wichtigsten strategischen Ziele. Wir schauen jetzt, was noch sofort zu machen ist. Aber Riesensprünge sind in dieser Saison nicht mehr zu erwarten.
Aber in der neuen Saison?
Hoffentlich. Aber die Herausforderungen bleiben enorm. Aber es sind jetzt positive Herausforderungen.
Ist man jetzt nicht mehr auf Pay-Driver angewiesen?
Für uns waren bei der Fahrerwahl immer in erster Linie sportliche Kriterien massgebend. Und die meisten Fahrer kommen bei den Privatteams ja mit einem Budget.
Bleiben Marcus Ericsson und Felipe Nasr die Fahrer?
Diese Frage werden wir so entscheiden, wie wir das bisher entschieden haben.
Aber Ericsson hat mit seiner Nähe zu den neuen Besitzern doch einen Platz für die Ewigkeit?
Wie gesagt: Wir analysieren und besprechen das im Laufe der nächsten Wochen. Wir schliessen stets nur Verträge für ein Jahr mit Fahrern ab.
Sie kämpfen ja um eine gerechtere Verteilung der Gelder in der Formel 1. Wird das jetzt hinfällig?
Natürlich nicht. An dieser Front kämpfen wir weiter. Das ist ja auch das klare Ziel der neuen Besitzer.
Wann sehen wir Sauber wieder auf dem Podest?
Da ist meine Antwort die gleiche wie immer: Der Tag wird kommen.