Ferrari schon im Elend – Chef Binotto packt aus
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Mercedes in Barcelona souverän
Ferrari schon im Elend – Chef Binotto packt aus

Die erste Testserie ist nach drei Tagen zu Ende. Auf der Pole steht Mercedes. Gegner sind noch keine in Sicht, weil Ferrari sich selbst aus dem Titelrennen nahm. Chef Mattia Binotto (50): «Hoffentlich können wir Mercedes während der Saison schlagen!»
Publiziert: 21.02.2020 um 13:13 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2020 um 21:18 Uhr
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Sorgenvoll: Ferrari-Boss Binotto.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit aus Barcelona

Es war eine Medienkonferenz des Ferrari-Oberhauptes, wie man sie wohl kein zweites Mal erleben wird. Oder waren wir Zeuge der neuen Offenheit der Italiener? Der in Lausanne geborene Binotto liess es gut drei Stunden nach dem fatalen Motorschaden bei Vettel wirklich krachen: «Damit hatten wir nach sowenig Kilometern nicht gerechnet!» Zudem bei noch sehr niedriger Powerstufe!

Binotto: «Mache mir Sorgen!»

Mattia Binotto, von vielen mit Harry Potter verglichen, schob dann die Favoritenrolle klar in die andere Richtung: «Mercedes hat ein grossartiges Auto. Die sehen wie Red Bull sehr schnell aus. Deshalb mache ich mir auch Sorgen!»

Sätze, die die roten Fans weltweit sicher nicht gerne hören. Und Binotto war noch nicht am Ende: «Wir haben einfach nicht den Speed, den wir von uns selbst erwartet haben!» Härtere Worte drei Wochen vor der ersten WM-Qualifikation in Melbourne kann man kaum mehr hören. Von Ferrari, dem 238-fachen GP-Sieger.

«Hoffe, der Trick ist legal!»

Vor einem Jahr kam Ferrari als grosser Test-Gewinner nach Australien und wurde von Mercedes in den ersten fünf Rennen mit Doppelsiegen verprügelt. Und dieses Jahr? Binotto äusserte sich auch zum Mercedes-Trick mit dem Lenkrad (Blick berichtete): «In diesem Fall vertrauen wir der FIA. Wir wollen Mercedes nicht dort angreifen, sondern auf der Strecke!»

Und der Weltverband hat offenbar das geniale Verstellen der Vorderspur (um die Reifentemperatur auf den Geraden nicht abkühlen zu lassen) durchgewunken. Weil keine Computer-Technik angewendet wird. Es lebe das neue Flugzeug-Lenkrad...

Was ist faul am Ferrari-Motor?

Die ersten vier Stunden vor der Mittagspause wurden bei wolkenlosem Himmel und immerhin 16 Grad nur einmal gestört. Als Sebastian Vettel (32) um 10.32 Uhr seinen roten Ferrari links neben den Pistenrand bei Kurve 12 stellte. Und damit für fast 20 Minuten die rote Flagge auslöste.

Nach 40 Runden. Und wieder ohne glanzvolle Zeit. Dafür mit einem klaren Motorenproblem und viel Öl auf der Piste! Sofort wurde das rund 1000 PS starke Herz ausgebaut – und zur Überprüfung ins Werk nach Maranello geschickt. Vettel nahm es mit Humor: «Das wird eine lange Pause...» Was war los? «Ich kenne die offizielle Version nicht...»

Kurz nach der Mittagspause kam der Deutsche mit einem neuen Motor wieder auf die Strecke und verbesserte seine Zeit in weiteren 53 Runden nicht. Platz 13...

BLICK-Fotograf Lukas T. Gorys entdeckte dabei den Ferrari-Präsidenten Louis Camilleri (65) als «Spion» an der Strecke – und schon huschte Vettel vorbei.

Alfa-Sauber mittendrin

Am letzten Testtag der ersten Woche sass der Italiener Antonio Giovinazzi (26) im Alfa-Sauber C39. Auch er tummelt sich jetzt im grossen Mittelfeld der Zeiten herum. Dort, wo sich alle einfinden, die nicht im Werks-Mercedes sitzen.

Giovinazzi: 152 Runden!

Doch die Hinwiler zeigten bis jetzt eine Zuverlässigkeit, die man in den letzten Jahren oft vermisste. Da darf also schon etwas Optimismus verbreitet werden. Und Giovinazzi war am Freitag mit seiner Startnummer 99 immerhin 152 Runden unterwegs – oder 710 Kilometer.

Mercedes-Festspiele eröffnet

Der Finne Valtteri Bottas (30) liess am Morgen erstmals die Tempo-Sau raus – 1:15,732. Eine Zeit, die von den Rivalen auch in der zweiten Testwoche kaum noch erreicht wird. Ausser natürlich vom sechsfachen Weltmeister Lewis Hamilton (35). Der Brite begnügte sich am Nachmittag mit Platz zwei...

Die bisherige Test-Bestmarke in Barcelona hielt Vettel seit 2019 im Ferrari – 1:16,221. Er war damals 0,003 Sekunden schneller als Hamilton!

Haas-Ferrari: Unfall-Orgie

Am Donnerstag knallte Romain Grosjean mit dem Haas-Ferrari in die Mauer. Am Freitag Nachmittag machte es ihm sein dänischer Teamkollege Kevin Magnussen nach nur vier Runden gleich. Die Amis erklärten damit den Testtag für beendet. Da fehlen am Ende vier weitere wichtige Vorbereitungsstunden.


Test-Resultate Barcelona

3. Tag (Stand 18 Uhr, Pause)

1. Bottas (Mercedes) 1:15,732

2. Hamilton (Mercedes) 1:16,516

3. Ocon (Renault) 1:17,102

4. Stroll (Racing Point-Mercedes) 1:17,338

5. Kvyat (Alpha Tauri-Honda) 1:17,427

6. Giovinazzi (Alfa-Sauber) 1:17,468

7. Ricciardo (Renault) 1:17,574

8. Verstappen (Red Bull-Honda) 1:17,636

9. Gasly (Alpha Tauri-Honda) 1:17,783

10. Albon (Red Bull-Honda) 1:18,154

11. Sainz (McLaren-Renault) 1:18,274

12. Grosjean (Haas-Ferrari) 1:18,380

13. Vettel (Ferrari) 1:18,384

14. Norris (McLaren-Renault) 1:18,477

15. Latifi (Williams-Mercedes) 1:19,004

16. Magnussen (Haas-Ferrari) 1:19,709

Am nächsten Mittwoch gehts mit den Testfahrten für drei Tage weiter.

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