Was für ein Theater. Das Team des am 5. Oktober 2014 in Suzuka verunglückten Jules Bianchi (25) hat zwar schon Insolvenz angemeldet, aber am 19. Februar will man von den «Toten» auferstehen.
Nach dem Aus von Caterham schien auch das Ende von Marussia nicht mehr abwendbar. Doch der WM-Neunte mit zwei Punkten aus Monte Carlo (9. Bianchi) will jetzt offenbar das auf Eis gelegte Prämiengeld von Bernie Ecclestone (84) doch in die eigene Tasche stecken.
Wir sprechen da von rund 50 Millionen Dollar (Sauber als WM-Zehnter kassiert rund 46 Mio Dollar). Nun, Marussia hat seine übriggebliebenen Mitarbeiter jetzt aufgeboten, in die Fabrik vom englischen Formel-3-Team Manor zu kommen.
Die alte Marussia-Fabrik in Banbury wurde ja vom neuen Formel-1-Team aus Amerika (Besitzer Gene Haas) für den Einstieg 2016 übernommen.
Sponsor-Schock für Williams
Bei Williams ist man überrascht: «Wir haben von Caterham und Marussia bereits viele Leute übernommen!» Am Abend dann die Schock-Nachricht für das Team von Bottas und Massa: Beim grossen Brasil-Sponsor Petrobras (Mineralölfirma) sind die Chefin und fünf der Topmanager sofort zurückgetreten – wegen eines riesigen Korruptionsskandals!
Ob die Nacht-und-Nebel-Aktion klappt? Wer weiss das schon. Doch verschiedene britische Geschäftsleute haben ihr Interesse an Marussia angemeldet. Das Team müsste in Australien noch mit dem alten Chassis antreten. Zwei Fahrer, die für einen hoffnungslosen Einsatz noch Millionen hinlegen würden, wären wohl auch bald gefunden. Einer davon könnte McLaren-Ersatzfahrer Kevin Magnussen sein. Mit dem Hintergedanken, dass Marussia dann noch während der Saison als zweites Honda-Team herumkurvt!
Formel 1 ist im Elend
Das Kapitel Marussia passt zum momentan jämmerlichen Zustand der Formel 1: Renn-Organisatoren können den Zirkus kaum noch bezahlen, die Zuschauerzahlen an den Rennstrecken und vor den TV-Schirmen sinken dramatisch, die neue Formel 1 ist bei den Fans immer noch nicht angekommen. Zu leise, zu kompliziert usw.
Auch der Fall von Force India-Mercedes ist ein Anzeichen des grossen Prestigeverlustes einer Sportart, die einmal boomte. Das Team von Nico Hülkenberg und Sergio Pérez will jetzt zum letzten Barcelona-Test vom 26. Februar bis 1. März auftauchen – mit dem alten Auto.
Die Schuldenlast ist so gross, dass man sich kaum noch was leisten kann! Eigentlich unverständlich, da sich Teambesitzer Dr. Vijay Mallya ja Milliardär nennt – wie Carlos Slim, der nach dem Gutiérrez-Rauswurf seine vier Sponsoren von Sauber abzog und zu Force India brachte: NEC, Telcel, Claro und Telmex.
Wie viel Geld ist da wirklich geflossen? Das unwürdige Theater ist eine Katastrophe. Da muss man Sauber ja direkt ein Kompliment machen. Trotz grossen Schulden ist man rennbereit, mit einem guten Auto und zwei Fahrern, die zwar je 20 Millionen Dollar bringen, aber nicht zu den früheren Mitfahrern gehören.
Räikkönen Schnellster vor Ericsson
Die Bestzeit von Felipe Nasr (22) am Dienstag mit 1:21,545 Minuten war super, auch wenn sie natürlich mit den weichen Reifen herausgefahren wurde. Ferrari-Star Räikkönen packte dann 90 Minuten vor Testende den Hammer aus. Mit den weichen, um 1,5 Sekunden schnelleren Reifen, war er mit 1:20,841 um einige Zehntel schneller als der Brasilianer im Sauber! Die Hinwiler sicherten sich am letzten Tag mit dem Schweden Marcus Ericsson (1:22,018) den tollen zweiten Platz. Zehn Minuten vor dem Ende rollte Ericsson in Kurve 9 aus – damit stoppte er den Testbetrieb frühzeitig.
Weltmeister Lewis Hamilton, der sich im Mercedes sogar einmal drehte, blieb (wie vorher schon Nico Rosberg) weiter diskret. Der Brite fuhr gestern 115 Runden, ohne eine Quali-Abstimmung zu benutzen.
Bei den Silberpfeilen ist man offensichtlich darauf aus, vor dem wichtigen Meeting der Strategiegruppe am Donnerstag in Paris nicht mit Wunderzeiten aufzufallen. Dort wird vor allem über die Motoren und Autos der Zukunft diskutiert. Ab 2017…
Beim krisengeschüttelten Team von McLaren-Honda kam man mit Jenson Button (35) endlich mal in die «Nähe» der normalen Testzeiten. Dann spukte die Benzinpumpe! Die traurige Bilanz: 79 Runden an vier Tagen! Fernando Alonso hatte Jerez am Dienstag mit sehr grimmiger Miene verlassen.
Dafür lachte der in Genf geborene Romain Grosjean nach seinem ersten Test im Lotus-Mercedes: «Endlich fühle ich mich als Fahrer wieder wohl, das Auto macht jetzt wieder das, was ich will.»