Für Spa-Verhältnisse war es diesmal eher ruhig. Bis 16 Minuten vor Schluss – nach einigen harmlosen Drehern – Charles Leclerc (23) in der siebten Kurve den Ferrari aus der Kontrolle verlor und sich mit mehreren Einschlägen nicht gerade beliebt bei den Mechanikern machte.
Kaum war die rote Flagge wieder verschwunden, drehte sich in der gleichen Kurve auch Tagessieger Verstappen und schlug sich nach einem wilden Ritt hinten rechts das Rad ab.
Kimis teurer Mauerkuss
Ausgerechnet der vierfache Spa-Sieger Kimi Räikkönen (bald 42) wurde am durchzogenen Morgen ein Opfer der wechselnden Bedingungen. Zuerst drehte sich der Finne mit dem Alfa-Sauber in der ersten Kurve (La Source).
Später verschätzte sich der Weltmeister von 2007 in der engen Boxeneinfahrt und küsste links die Mauern. Bei der genauen Kontrolle in der Garage entdeckte man neben einem kaputten Unterboden auch und beschädigte Bremsbelüftungen!
Am Morgen landete Kimi auf dem 17. Platz (Giovinazzi 13.). Am Nachmittag grüsste der 21-fache GP-Sieger dann vom 14. Rang (Giovinazzi wieder 13.).
Williams bleibt gefährlich
Seit Budapest liegt Alfa-Sauber ja mit 3:10-Punkten neu auf dem neunten WM-Rang. Der Daueroptimismus, der aus Hinwil zu hören ist, bekam beim Start der zweiten Formel-Halbzeit 2021 allerdings wieder einen Dämpfer.
Gegner Williams-Mercedes setzt offenbar seinen vor zwei Monaten gestarteten Höhenflug fort. Neben Russell (der geistig schon im Werksauto sitzt) überzeugt jetzt auch der Kanadier Nicholas Latifi. Der bereits 26-jährige Sohn eines Milliardärs fühlt sich im blauweissen Boliden immer wohler.
Am Nachmittag rutschten dann Latifi und Russell plötzlich noch hinter Alfa-Sauber zurück. Wir können am Samstag um 15 Uhr (TV live) auf eine spannende Qualifikation hoffen – im Regen?
Mick ehrt seinen grossen Vater
Auf der weltberühmten Berg- und Talfahrt mit einem Höhenunterschied von immerhin 97 Metern zog der Schumi-Clan im Vorfeld der gepushten Netflix-Dokumentation am 15. September natürlich auch seine Spa-Show ab.
Mick Schumacher (22) fuhr eine Kopie des Helmes, mit welchem Papa Michael (52) hier am 25. August 1991 im Jordan-Hart debütierte.
Ein Jahr später gewann der am 29. Dezember 2013 in Frankreich beim Skifahren verunglückte siebenfache Weltmeister in Spa auf Benetton seinen ersten von 91 WM-Läufen.
Ist Sohn Mick auf seinen Spuren? Nein, er muss sich zuerst einmal bei Haas-Ferrari beweisen. Und nach eigenen Angaben ist ein Wechsel zu Alfa-Sauber für 2022 «momentan kein Thema»!
Alonso und Pérez bleiben
Der GP Belgien ist bekannt für die Bekanntgabe von heissen Transfers oder eben Bestätigungen, dass Fahrer im Team bleiben dürfen. Nach Alpine (Fernando Alonso) schenkt jetzt auch Red Bull-Honda dem Mexikaner Sergio Pérez (31) für ein weiteres Jahr sein Vertrauen.
Jetzt fehlen nur noch Mercedes mit dem für viele Experten sicheren Bottas-Rauswurf, Alfa-Sauber mit dem neuen Fahrerduo und Williams-Mercedes mit dem Nachfolger von Russell.
Der Sieger aus dem Wohnwagen
Budapest-Sieger Esteban Ocon (bald 25) hat im Alpine die Sommerpause gut überstanden, ist voll bei der Musik. Der Franzose hatte am 1. August seinen ersten GP-Triumph die ganze Nacht gefeiert und war dann direkt auf den Flughafen gehetzt. «Solche Momente hast du nicht viele im Leben!»
Früher hatten seine Eltern ihr Haus in Nordfrankreich verkauft und hausten lange in einem Wohnwagen, damit sie die Karriere von Esteban unterstützen konnten. Und jetzt ist er der 111. GP-Gewinner seit dem WM-Start 1950.
Temposchilder mit der Zahl 33
Tagessieger Verstappen hat in Silverstone und Budapest seinen damaligen Vorsprung von 33 Punkten eingebüsst und liegt jetzt vor dem Start in die zweite Halbzeit gegen Lewis Hamilton plötzlich mit acht Zähler zurück!
Jetzt steht der im belgischen Hasselt geborene Verstappen bei seinen zwei Heimrennen innerhalb von einer Woche gewaltig unter Druck. Mit der Brechstange kommt er gegen Hamilton sicher nicht durch. Ein kühler Kopf ist jetzt gefragt.
Und in Zandvoort wurden jetzt alle 30er-Tempotafeln innerorts durch neue Schilder mit der Zahl 33 ersetzt – es ist die Startnummer des fünffachen Saisonsiegers!
Bild des Tages
Für das emotionalste Foto sorgte in der Formel 3 der Amerikaner Juan Manuel Correa. Er fuhr mit seinem Auto am Unfallort des Franzosen Anthoine Hubert, der vor zwei Jahren hier in der Formel 2 starb. Drei Blumenkränze sind noch die einzigen Zeugen an der Todesstelle. Correa konnte damals dem sich drehenden Auto von Hubert nach Eau Rouge nicht mehr ausweichen und torpedierte es mit über 200 km/h. Hubert starb, Correa, jetzt für die Sauber Academy unterwegs, musste sich über 30 Mal operieren lassen, um seine Beine zu retten.