Es knallte überall in Baku
Vasseur in Hinwil – Tagessieger Verstappen crasht

Das ging schnell. Am Freitagmorgen, noch vor dem ersten Baku-Training, hat Sauber-Eigentümer Pascal Picci (59) bestätigt, dass der Franzose Frederic Vasseur (49) bei Sauber in Hinwil war.
Publiziert: 23.06.2017 um 16:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:42 Uhr
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Frederic Vasseur ist neuer Sauber-Teamchef.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit aus Baku
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Picci, der CEO von Longbow Finance S.A., stand im telefonischen Kontakt mit einem welschen Kollegen von «Le Matin»: «Wir diskutieren, Vasseur ist sehr interessiert! Aber offiziell ist noch nichts! Es sind noch andere Kandidaten da.» Bereits am Donnerstag trafen sich jedoch Vasseur und Picci in Hinwil. Kaum hatte Monisha Kaltenborn (46) dort ihren Arbeitsplatz geräumt.

Vasseur: Knackpunkt Honda?

Der schnelle und gute Wechsel scheint nur noch eine Frage der Zeit. Ein Knackpunkt könnte eigentlich nur der Sauber-Vertrag mit Honda sein. Was passiert mit dem Schweizer Team, wenn McLaren den Japanern tatsächlich einen Korb gibt – und Honda dann ganz aussteigt?

Ein Szenario, das im Raum steht. Ausser in den nächsten vier Rennen bis zur Sommerpause (Baku, Spielberg, Silverstone und Budapest) «explodiert» der Honda-Turbo – aber auf die positive Seite. Sauber muss ebenfalls hoffen…

Baldiger Entscheid…

Ein schnelles Beenden aller Gerüchte über einen neuen Teamchef wäre für die Moral im Werk von Hinwil und an der Strecke bestimmt förderlich. «Der Entscheid fällt in Kürze», heisst es jetzt aus Hinwil.

Doch ein neuer Boss garantiert noch lange keinen Erfolg. Auch Vasseur, übrigens ein guter Freund von Mercedes-Chef Toto Wolff, kann keine Wunder vollbringen. Da muss zuerst ein gutes Auto her – und dazu die richtige Fahrerpaarung.

Verschiedene Richtungen

Es waren offenbar genau die Punkte, die am Ende zur Trennung zwischen Picci und Kaltenborn führten. Ein Team kann nicht in zwei verschiedene Richtungen planen oder dann sogar gehen…

Diese unterschiedlichen Ansichten über die Zukunft führten am 11. Januar 2017 auch bei Renault zum Bruch zwischen den beiden Chefs Frederic Vasseur und Cyril Abiteboul.

«Ich sah keine Perspektiven mehr und ging», sagte Vasseur – ohne den Machtkampf bei französischen Auto-Riesen in die Länge zu ziehen. Jetzt hat der im Rennsport bekannte und akzeptierte Franzose wohl bald eine neue Aufgabe: Sauber.

Hamilton siegte für Vasseur

Vor zwölf Jahren hatte der gelernte Ingenieur und Aerodynamiker Vasseur mit Nicolas Todt (Sohn des FIA-Präsidenten Jean Todt) das ART-Team gegründet. Für die neue GP-2-Serie. Und die ersten zwei Meister fuhren für ART: Nico Rosberg (2005) und Lewis Hamilton (2006)!

2008 gewann Nico Hülkenberg für ART die Formel-3-Euroserie. Es entstand eine grosse Freundschaft ­ – und letztes Jahr kämpfte Vasseur für seinen Lieblingsfahrer wie ein Löwe, bot ihm einen lukrativen Formel-1-Werksvertrag über drei Jahre an. Hülkenberg sollte Renault aus der Krise führen.

Doch der Deutsche  wurde bisher oft vom französischen Motor (wie Red Bull) eingebremst, hat nach sieben Rennen erst 18 WM-Punkte.

Honda sei Dank…

Sauber geht hier beim GP von Aserbaidschan noch unter der Aushilfe-Führung von Beat Zehnder (Teammanager) und Jörg Zander (Technik-Direktor) ins Rennen. Viel wird sich dabei nicht ändern. Oder doch?

Pascal Wehrlein und Marcus Ericsson können jetzt schon aufatmen: Die letzte Startreihe gehört am Sonntag ab 15 Uhr MEZ (TV live) den beiden McLaren-Honda-Piloten Alonso und Vandoorne. Sie müssen an ihrem Antriebsstrang aus Japan soviele Dinge (Elektromotor, Turbolader, Motor) austauschen, dass es sehr hohe Startplatzstrafen geben wird.

Vettel und der Notausgang

Im ersten Training war auf dem 6,003 Meter langen Strassenkurs durch die Altstadt und auf den langen Geraden zuerst nicht viel los. Bis 20 Minuten vor Schluss. Ausser einigen Fluchtaktionen in die Notausgänge. Selbst WM-Leader Vettel musste sich und den Ferrari dort zweimal retten.

Pérez zerstört Pink Lady

Dann der Crash um 14.10 Uhr Lokalzeit. Der Mexikaner Sergio Pérez schlug im engsten Streckenteil rechts in die Mauer ein – und zerstörte dabei auch das rechte Hinterrad (flog weg!). Sein pinkfarbener Force-India-Mercedes ein Wrack: Rote Flagge. Pérez hat in den letzten 16 Rennen 15 Mal für das Sensationsteam gepunktet, zuletzt als Fünfter in Montreal.

Palmer crasht…

Am Nachmittag erwischte es am gleichen Ort, Kurve 8, auch Renault-Pilot Palmer. Und im Notausgang vor dieser engen Stelle traf sich nach der Mittagspause praktisch ganze Formel-1-Feld. Der etwas andere Parkplatz.

… und auch Verstappen

Am Morgen hatten noch beide Red Bull von Verstappen und Ricciardo dominiert, weil sie im gegensatz zu Ferrari und Mercedes bereits mit dem superweichen Gummi unterwegs waren. Eingesetzt werden hier noch der weiche Reifen und die Medium-Mischung.

Am Nachmittag lag am Ende erneut Max Verstappen vorne. Doch in der letzten Runde rutschte der Holländer in der ersten Kurve noch in die Tecpo-Schutzmauer. Er siegte dann 0,10 vor Bottas (Williams), 0,11 vor Ricciardo (Red Bull) und 0,12 vor Räikkönen (Ferrari).

In den Top Ten sind auch die beiden Titeljäger Vettel (5.) und Hamilton (10.). Die Überraschung auf Platz 6: Lance Stroll (18) im Williams-Mercedes. Sowie das erstaunliche Force-India-Duo Pérez (7.) und Ocon (9.). Dazu der Russe Kvyat (8.) im Toro Rosso-Renault

Alle drei Schweizer hinten

Die beiden Sauber-Ferrari  landeten im ersten Training auf den Positionen 19 (Wehrlein) und 20 (Ericsson). Nach der Pause änderte sich das Bild nur, weil Doppelbürger Grosjean (Haas-Ferrari) aus dem Knaton Waadt technische Probleme hatte – und Letzter wurde. Vor Grosjean das Sauber-Duo…

Das Klassement des 1. F1-Trainings in Baku.

Die Sauber-Stimmen:

Marcus Ericsson, Startnummer 9:
«Es war kein guter Tag für uns hier in Baku – der Start auf Medium-Reifen ins erste freie Training war nicht ideal. Es war jedoch interessant, in beiden Trainingssitzungen verschiedene mechanische Updates zu testen. Nachdem wir die heutigen Daten analysiert haben, entscheiden wir, in welche Richtung wir dieses Wochenende gehen werden. Nun freue ich mich auf das dritte freie Training sowie auf das Qualifying.»

Pascal Wehrlein, Startnummer 94:
«Der heutige Tag war durchaus eine Herausforderung für uns. Dennoch war es positiv, dass wir verschiedene Fahrzeugeinstellungen testen und das geplante Programm durchlaufen konnten. Dass uns das Strecken-Layout nicht entgegenkommt, war uns durchaus bewusst. Wir sind jedoch etwas überrascht, dass unsere Performance derart beeinträchtigt wurde. Jetzt gilt es, auf Verbesserungen für das restliche Wochenende hinzuarbeiten.»

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