Kimi-Bestzeit ohne «Heiligenschein»
Mercedes-Bluff bis zur WM – Sauber dreht 115 Runden

Die WM 2016 rückt näher. Hier in Barcelona stehen nur noch die acht Teststunden am Freitag auf dem Programm. Doch Superfavorit Mercedes will bis zum ersten GP-Training am 18. März in Melbourne seine Rivalen zappeln lassen.
Publiziert: 03.03.2016 um 18:11 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:59 Uhr
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Nico Rosberg im Mercedes auf der Strecke.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit, Barcelona

Um 12.04 Uhr hat Kimi Räikkönen im Ferrari mit 1:22,765 die bisherige Bestzeit seines Teamkollegen Sebastian Vettel vom zweiten Testtag in der letzten Woche (1:22,810) leicht verbessert. Beide waren mit der weichsten Reifenmischung (Ultra-Soft) unterwegs.

Noch hat man bei Mercedes auf diese Vorgabe nicht reagiert, auch wenn neutrale Beobachter an der Rennstrecke allein mit dem Motorensound längst registriert haben, dass der Mercedes um «fast eine Sekunde schneller sein muss als der Ferrari».

Aber wann zeigt Mercedes sein wahres Gesicht? Wartet man sogar bis Melbourne, um die Rivalen zu schocken? Ein gutes Beispiel ist die Gegengerade, wo alle Teams die DRS-Klappe (zum Überholen) aufmachen. Nur die Silberpfeile fahren immer geschlossen. Und verschenken so locker über zehn Stundenkilometer.

Vom Reifenpoker gar nicht zu sprechen. Ultra-Soft und Superweich sind Rosberg und Hamilton noch gar nie gefahren. Ja, man hat diese bei Pirelli gar nicht bestellt!

Klar, dass Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda zur aktuellen Testsituation bei seinem Abschied nur geheimnisvoll lächelt. See you in Australia!

Über 70 Prozent gegen «Heiligenschein»

Für die erste Überraschung am vorletzten Testtag sorgte Ferrari, das bei Kimi einen rund 6 Kilogramm schweren «Heiligenschein» aus Stahl ausprobierte. Für einen besseren Kopfschutz des Fahrers. Dieses Y-förmige Unding (Halo-System) ist ja vielen Fans, Experten und auch Fahrern (darunter Hülkenberg und Hamilton) ein Dorn im Auge. Der Spuk dauerte aber nur eine Runde und der Finne sagte am Abend: «Ich kann damit noch nicht viel anfangen, die Sicht ist sehr beschränkt. Aber das ist hoffentlich noch nicht die Endlösung.»

Dass bei der schnellen Umfrage des Blick.ch-Livetickers nach einer Stunde «nur» 73 Prozent das auch «Wünschelrute» genannte Ding nicht schön fanden, lag wohl auch am Test-Auto. Hätte man die Bilder mit einem McLaren oder Red Bull gemacht, wären die negativen Kommentare sicher noch klarer ausgefallen. Um 17.00 Uhr waren es bei Blick.ch (rund 1400 Stimmen) noch 71 Prozent.

Auf andern Webseiten und bei einer von Nico Rosberg auf Twitter, Facebook und Instagram durchgeführten Umfrage schnellten die negativen Antworten und bissigen Analysen bis auf 90 Prozent hoch. Doch der FIA wird das egal sein, spätestens 2017 soll der «Heiligenschein» auch heilig gesprochen werden.

Sauber positiver als erwartet

Bei Sauber spult man weiter sein Programm ab, auch wenn es am Mittwoch bei Marcus Ericsson mit dem von Ferrari befohlenen Motorwechsel und einem Radverlust (hinten rechts) zu Störungen kam. Jetzt sitzt wieder Felipe Nasr im Cockpit. Und bei Halbzeit des ersten Tages darf sich die Zeit von 1:24,760 mit weichen Reifen sehen lassen. Bei immerhin schon 40 Runden.

Am Nachmittag kamen dann bei einer Rennsimulation knapp 80 Runden dazu. Und mit total 115 Runden (536 Kilometer) verbesserte der Brasilianer seine Bestmarke vom ersten Tag (103 Runden) souverän.

Der Eindruck, der Hinwiler sei also positiver, als allgemein erwartet. Manor, Renault und Haas sind auf alle Fälle gewarnt, wenn Sauber in dieser Saison seine Zuverlässigkeit weiter ausspielen kann. Und der neue Ferrari-Motor sollte dem C35 einen zusätzlichen Schub verleihen.

Zum Träumen ist es natürlich noch zu früh, aber der 8. WM-Platz unter den elf Teams wäre für Sauber 2016 schon ein netter Erfolg. Mehr wäre fast eine Sensation!

Für den Negativ-Rekord sorgte am vorletzten Testtag der in Genf geborene Franzose Romain Grosjean. Er flog im Haas-Ferrari gleich dreimal  ab – und störte mit den drei roten Flaggen (Unterbruch) den Testbetrieb. Auch am Ende. In den zwei Tagen zuvor hatten die Amerikaner wegen technischen Problemen gerade mal 24 Runden geschafft.

Droht Dr. Mallya der Knast?

Während Nico Hülkenberg mit dem Force India-Mercedes mit der weichsten Reifenmischung nicht einmal eine halbe Sekunde auf Ferrari verliert (wie Massa im Williams-Mercedes), droht dem bereits entmachteten Teambesitzer Dr. Vijay Mallya in Indien Ungemach.

Wie die India Press berichtet, soll die indische Staatsbank (SBI) die Gerichte aufgefordert haben, gegen Mallya einen Haftbefehl auszustellen und seinen Pass und seine Wertsachen zu beschlagnahmen.

Mallya wird seit Jahren vorgeworfen, mit seinen Firmen (darunter die längst gegroundete Kingfisher Airlines) unsaubere Geschäft gemacht und die Schulden nie bezahlt zu haben. Der Hauptsponsor Sahara soll ebenfalls von einem Gerichtstermin zum andern laufen!

Es geht bei diesem Tohuwabohu um Hunderte von Millionen Dollars. Erstaunlich, dass Force India auch solche Schicksalsschläge wegsteckt. Pérez und Hülkenberg sind überzeugt: «Wir kämpfen auch 2016 um den fünften Platz bei den Teams!»

Audi: Nix mit Formel 1

Die letzte Meldung: Audi hat der Formel 1 definitiv einen Korb gegeben. Verständlich, wenn man sich das nicht nur technische Affen-Theater betrachtet. Das schreckt alle Interessenten sehr schnell ab. Nur eine klare Zukunft kann den angeschlagenen Sport für die Fans oder Neueinsteiger wieder attraktiver machen.

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Barcelona-Test II (3. Tag, 4,655 km, 19 Grad)

1. Räikkönen (Ferrari) 1:22,765

2. Massa (Williams-Mercedes) 1:23,193

3. Hülkenberg (Force India Mercedes) 1:23,251

4. Verstappen (Toro Rosso-Ferrari) 1:23,382

5. Rosberg (Mercedes) 1:24,126

6. Nasr (Sauber-Ferrari) 1:24,760

7. Alonso (McLaren-Honda) 1:24,870

8. Wehrlein (Manor-Mercedes) 1:25,101

9. Kvyat (Red Bull-Tag Heuer) 1:25,141

10. Palmer (Renault) 1:26,224

11. Hamilton (Mercedes) 1:26,488

12. Grosjean (Haas-Ferrari) 1:27,196

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