Kevin Jörg (20) will in die Formel 1
«Die Tests in Abu Dhabi bezahlte die Oma!»

Seit Siffert, Regazzoni und Surer hat es eigentlich nur noch Buemi (dank Red Bull) in die Formel 1 geschafft. Jetzt will der St. Galler Kevin Jörg (20) an die Stahltüre klopfen.
Publiziert: 08.12.2015 um 13:31 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:44 Uhr
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Kevin Jörg mit Vater Paul bei den GP3-Tests in Abu Dhabi.
Foto: Paolo Pellegrini
Von Roger Benoit aus Abu Dhabi

Der Plan ist immer der gleiche: Der Vater, oft ehrgeiziger als der Sohn, träumt mit und für ihn von der grossen Karriere und den Millionen. Dafür stürzen sich ganze Familie und Verwandtschaften oft in ein finanzielles Abenteuer – und machen sogar Schulden.

Die Zeiten von Bautro-Chef Ray Gantenbein, der in Fabio Leimer (27) bis zu dessen GP2-Titel 2013 nach eigenen Angaben «gut 20 Millionen Franken» steckte, sind vorbei. Und der Tiefpunkt war das 10-Millionen-Angebot an Sauber für einen GP-Sitz für den Aargauer – abgelehnt!

In den letzten Wochen schrieb das neue Leimer-Management 250 Briefe an Schweizer Firmen. Die Unterstützung bleibt aus.

Abendessen in Abu Dhabi. Die dreitägigen GP3-Tests bei zwei der drei Spitzenteams (Arden, Trident) sind für Kevin Jörg vorbei – und sehr gut gelaufen. Man ist in der Szene auf ihn aufmerksam geworden.

Der unscheinbare Junge mit der Matura 2014 in Sargans (Abschlussarbeit über einen Roboter, der den Rubikwürfel löst) ist zufrieden. Neben ihm Vater Paul (48), gelernter Automechaniker, jetzt Garagen-Besitzer, verheiratet, zwei Kinder.

Das Duo harmoniert – und der Vater sagt: «Von mir hat Kevin das Talent nicht, ich bin nie Rennen gefahren!»

Paul ist stolz auf Kevin. Dessen Bruder Noel fährt auch Kart, ist aber zu gross und zu schwer für eine richtige Karriere. Kevin: «Ich bin 1,75 Meter gross und mit Helm und Overall 70 Kilo. Das geht gerade noch durch!»

Nach der Matura wollte Paul seinen Sohn belohnen: «Statt eines goldenen Füllfederhalters habe ich ihm einen Sichtungstag für Talente geschenkt. Überall, wo er in ein Auto stieg, war er schnell.»

Bei den Karts war Kevin nach drei Jahren Junioren-Schweizermeister. «Mein erstes richtiges Formel-Rennen war 2011 im schwedischen Sturup beim Formel BMW Talent Cup. Ich wurde Zweiter!»

Rennfahrer-Legende Lienhard ist Mentor

Daheim am Walensee kann die Familie Jörg auf einen wichtigen Mentor zählen: Fredy Lienhard (68), Schweizer Rennfahrer-Legende auf der ganzen Welt und mit einem eigenen Team. Mit Lista (Büromöbel, Betriebseinrichtungen für fast alle F1-Teams) machte der Ostschweizer Millionen.

Paul: «Fredy ist sehr wichtig für uns, wie die vielen weiteren kleinen und grösseren Sponsoren. Ohne die geht gar nichts. So werden wir uns 2016 eine GP3-Saison leisten können.» Unter einer halben Million läuft auch in dieser Serie kaum etwas. Paul lacht: «Der Preis geht schnell runter, wenn dich ein Team will, weil es mit Kevin an den Erfolg glaubt!»

Der Junge, der letzten Winter auch die Rekrutenschule absolvierte (21 Wochen), weiss, dass er ohne Sponsoren wie Autobau, Resco Fonds oder Nexpert nie den nächsten Schritt machen kann. Er sagt stolz: «Ich komme immer gerne nach Weesen zurück – und würde auch in der Formel 1 gerne für die Schweiz fahren.» Nicht selbstverständlich, wenn man an den Genfer Romain Grosjean (neu bei Haas-Ferrari)  denkt, der nur gefördert wurde, weil er mit französischer Lizenz unterwegs war!

Der einfachste Weg in die Formel 1 ist die Einladung in ein Förderungsprogramm der grossen Teams. Kevin hat sogar Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko (der Vettel, Buemi, Ricciardo und Kvyat entdeckte) einen Brief geschrieben. Eine Antwort bekam er (noch) nicht.

Wer hat eigentlich die Tests in der Wüste von Abu Dhabi bezahlt? Paul lacht wieder: «Die Oma. Denn sie ist von Kevin so überzeugt!» Einige Tausend Franken mussten da schon ran.

Am 14./15 Dezember darf Jörg in Barcelona auch bei den letzten Formel-3-Acht-Zylinder-Tests dabei sein (mit der GP2-Serie gleichzustellen). Die kleine Renault-Serie (2 Liter) schloss er dieses Jahr auf dem dritten Platz ab.

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