Runde 33. Bei über 250 km/h fliegt Sauber-Ericsson mit offenem Heckflügel bei Abbey in die Mauer. Der Bolide zerstört, das Rennen für den Schweden vorbei. Mit viel Glück bleibt er unverletzt. «He's ok», twittert Sauber wenig später.
Es ist der zweite Schockmoment für Sauber. Denn bereits in Runde 19 muss Charles Leclerc die Segel streichen. Der Grund: Beim bis dahin schnellsten Boxenstopp des Rennens (2,3 Sekunden) geht etwas schief. Ein Rad ist lose. Mit den Worten «stop the car!», zwingt der Rennstall den Monegassen zur Aufgabe. Bitter! Fazit nach gut der Hälfte des Rennens: Keine WM-Punkte! Zudem muss Sauber wegen des gefährlichen Wegfahrens von Leclerc («Unsafe Release») für das nichtangezogene Rad 5000 Euro Busse berappen. Damit kommen die Hinwiler zumindest in dieser Hinsicht mit einem blauen Auge davon.
Hamiltons Start-Debakel!
Im Herzen Englands knallts gleich zu Beginn: Pole-Mann, Lokalmatador und Topfavorit Hamilton wird in der erste Kurve von Vettel und Bottas überholt und kurz darauf von Torpedo-Räikkönen abgeschossen. Hamilton wird umgedreht und findet sich auf Rang 17 wieder. Räikkönen bekommt zehn Sekunden aufgebrummt (und zwei Strafpunkte). Zu wenig? Am Ende wohl nebensächlich.
Fakt ist: Bottas und Vettel ziehen davon, Hamilton macht sich auf die grosse Aufholjagd. Die Situation sollte die nächsten paar Dutzend Runden so bleiben.
Safety-Car-Phasen mischen Karten neu
Zuerst gibts Safety Car nach dem Ericsson-Crash. Dann schepperts auch zwischen Grosjean (Haas) und Renault-Sainz. Wieder gibts einen Neustart. Die Spitze kommt zusammen.
Heisst: Es kommt zum grossen Duell zwischen Ferrari und Marcedes.
In Runde 47 zieht Ferrari-Vettel an Leader Bottas (Mercedes) vorbei. Mit geöffnetem Heckflügel greift der Deutsche aus dem Windschatten an und setzt sich durch.
Kurz darauf hat Mercedes-Finne Bottas Probleme mit den Reifen. So kann Hamilton nach fulminanter Aufholjagd dem Leader aus Deutschland doch noch etwas in den Nacken hauchen. Für mehr reichts aber nicht mehr.
Vettel schliesst zu Alain Prost auf
Mit schliesslich 2,2 Sekunden Vorsprung vor Hamilton fährt Vettel über die Ziellinie. Es ist sein zweiter Sieg in Silverstone, der 51. GP-Sieg seiner Karriere. Damit schliesst er zu Alain Prost als drittbester Fahrer aller Zeiten auf. Nur Schumi (91) und Hamilton (65) haben noch mehr.
Für den WM-Stand heisst das: Vettel führt neu mit 171:163 gegen Hamilton. «Was für ein tolles Rennen, was für tolle Fans, die man bis ins Cockpit hört. Das Safety Car hat noch zweimal etwas Würze ins Spiel gebracht.»
Weil Toro-Rosso-Gasly noch eine Fünf-Sekunden-Strafe für einen Rempler an Force-India-Perez erhält, fällt er auf Rang 13 zurück und deshalb doch noch aus den WM-Punkten. Dies ist eigentlich der einzige Lichtblick für Sauber. Denn so bleibt Toro Rosso mit 19 Punkten nur drei Zähler vor Sauber (16) in der Constructor-Wertung.
Hamilton als schlechter Verlierer?
Räikkönnen, der trotz Zehn-Sekunden-Strafe noch Dritter wird, ist auch Dritter in der WM-Wertung. 116 Punkte. «Platz drei ist okay. Der Zusammenprall mit Lewis war mein Fehler, ich habe dafür verdient zehn Sekunden bekommen», räumt der Finne seinen Bock ein.
Hamilton geht derweil jeglichen Interviews aus dem Weg – und würdigt Räikkönnen im Kühlraum keines Blickes. Plant er bereits die grosse Rache in Vettels Hockenheim-Heimspiel in zwei Wochen?
Das Rennen Runde für Runde zum Nachlesen gibts hier mit Roger Benoits Spektakel-Ticker.
Die Sauber-Stimmen
Marcus Ericsson (disqualifiziert): «Es ist enttäuschend, dass ich das Rennen nicht beenden konnte. Der Start war ausgezeichnet und wir warteten darauf, während des Rennens noch stärker zu werden. Leider aber machte mir der Crash einen Strich durch die Rechnung. In der ersten Kurve hatte ich das DRS offen und verlor Kontrolle über das Fahrzeug. Das Positive ist, dass wir weiter Fortschritte machen konnten. Ich freue mich darauf, mich im nächsten GP in zwei Wochen zurückzukämpfen.»
Charles Leclerc (disqualifiziert): «Es ist ein Jammer, dass ich heute aufgeben musste. Der Start war super und ich konnte in den Startrunden einige Plätze gutmachen. Das Auto fühlte sich gut an, unser Tempo war wettbewerbsfähig, die Dinge liefen wir geschmiert. Leider gabs da dieses Missgeschick mit dem Boxekstopp. Fehler können passieren, das Team machte einen guten Job während den Boxenstopps in den letzten Rennen. Wir werden nach vorne schauen und mit einem guten Gefühl ins nächste Rennwochenende gehen.»
Frédéric Vasseur (Teamchef): «Es war ein hartes Rennen für uns. Wir hatten einen guten Start, beide Fahrer zeigten eine starke Leistung. Alles lief super. Charles näherte sich Rang 7, Marcus konnte sich ans Mittelfeld anhängen. Leider aber nahmen die Dinge eine negative Wende nach Leclercs Boxenstopp. Es gab ein Problem und wir mussten sofort aufgeben. Nur wenig später verlor dann Marcus seinen Wagen in Kurve 1. Es ist ein bitteres Ergebnis für uns, aber wir müssen positiv bleiben. Trotz des Ergebnisses haben wir seit dem letzten GP einen weiteren Schritt nach vorne gemacht und wir sind gut in Form, um in Hockenheim noch stärker zurückzukommen.»